Im Himmel trägt man hohe Schuhe
„Im Himmel trägt man hohe Schuhe“ verknüpft Alltagsnähe mit emotionaler Verdichtung. Im Mittelpunkt steht eine Frauenfreundschaft, die über Jahrzehnte hinweg trägt, ohne stabil zu bleiben. Der Film bewegt sich sicher durch Situationen, in denen Nähe erprobt, Vertrauen erschüttert und Rollen neu sortiert werden. Damit stellt er kein Idealbild aus, sondern zeigt Verbundenheit im Wandel – ruhig, direkt und ohne sentimentalen Überbau.

| Dauer: | 112 Min. |
|---|---|
| FSK: | 6 (DE) |
| Jahr: | 2015 |
| Kategorien: | Drama, Komödie |
| Regie: | Catherine Hardwicke |
| Produzenten: | Christopher Simon |
| Hauptdarsteller: | Drew Barrymore, Toni Collette, Dominic Cooper |
| Nebendarsteller: | Paddy Considine, Frances de la Tour, Jacqueline Bisset, Tyson Ritter |
| Studio: | New Sparta Films, S Films |
Milly und Jess durchleben Zäsuren, ohne sich je vollständig zu verlieren. Während Krankheit, Partnerschaft und Verantwortung ihren Alltag bestimmen, verändert sich die Dynamik zwischen beiden. Gespräche, Distanz und späte Offenheit formen eine neue Art des Miteinanders. Die Freundschaft wird zum Rückgrat, ohne zum Heilsversprechen zu werden. Wie hält ein gemeinsames Leben stand, wenn kein Raum für Verlässlichkeit mehr bleibt?
Besetzung, Regie und Drehorte
„Im Himmel trägt man hohe Schuhe“ ist eine britische Tragikomödie aus dem Jahr 2015. Regie führte Catherine Hardwicke, das Drehbuch stammt von Morwenna Banks, die ihr eigenes Theaterstück „Goodbye“ adaptierte. Die Musik komponierte Harry Gregson-Williams, die Kameraarbeit übernahm Elliot Davis. Für den Schnitt war Phillip J. Bartell verantwortlich. Produziert wurde der 113 Minuten lange Film von Christopher Simon. Die Altersfreigabe liegt bei FSK 6.
Drew Barrymore spielt Jess, Toni Collette verkörpert Milly. In weiteren Rollen sind Paddy Considine als Jago, Tyson Ritter als Ace und Jacqueline Bisset als Miranda zu sehen. Dominic Cooper spielt Kit, Mem Ferda ist als Achmed besetzt. Außerdem gehören Shola Adewusi, Eileen Davies, Lucinda Raikes und Grace Schneider zur Besetzung. Letztere stellt Jess als Kind dar. Das Genre Tragikomödie spiegelt sich in der Rollenverteilung und Thematik deutlich wider.
Gedreht wurde im September 2014 in London und West Yorkshire. Das UCH Macmillan Cancer Centre diente als Krankenhauskulisse. Der Film feierte seine Premiere am 12. September 2015 beim Toronto International Film Festival. „There’s a Place“ von Tyson Ritters Band The All-American Rejects ist Teil des Soundtracks und erreichte Platz 33 der Billboard Digital Rock Songs. Das weltweite Einspielergebnis lag bei rund 7,6 Millionen US-Dollar.
Handlung & Inhalt vom Film „Im Himmel trägt man hohe Schuhe“
Milly und Jess kennen sich seit ihrer Kindheit und stehen sich über Jahre hinweg sehr nahe. Während Milly ihren Freund Kit heiratet und Mutter zweier Kinder wird, engagiert sich Jess im Umweltschutz und lebt mit Jago in einer festen Beziehung. Beide Frauen gestalten ihr Leben auf ihre Weise, bleiben sich dabei aber verbunden. Als Milly ihre Krebsdiagnose erhält, trifft sie diese Nachricht unvorbereitet. Zunächst schweigt sie gegenüber ihrer Familie, doch schließlich vertraut sie sich Jess an und beginnt die Therapie mit deren Unterstützung.
Die Chemotherapie verändert Milly äußerlich, dennoch behält sie ihren Humor im Umgang mit Jess. Gleichzeitig leidet Jess unter dem unerfüllten Kinderwunsch. Ihre IVF-Behandlung stellt sie wegen Millys Krankheit hintenan. Erst als Jago ungeduldig wird, entscheidet sich Jess für einen neuen Versuch – mit Erfolg. Noch bevor sie Milly von der Schwangerschaft erzählt, erfährt Milly, dass eine doppelte Mastektomie nötig ist. Verunsichert durch den drohenden Verlust ihrer Weiblichkeit, betrinkt sie sich. Jess holt sie ab und stärkt ihr den Rücken.
Rückkehr und Abschied
Trotz der Operation wächst Milly die Situation über den Kopf. Jess hingegen bleibt zurückhaltend, verschweigt Milly die Schwangerschaft, um sie nicht zusätzlich zu belasten. Jago muss derweil beruflich auf eine Ölplattform, um die Behandlungskosten zu tragen. Milly entfremdet sich nach der Operation zusehends von Kit. Als dieser ein Abendessen für sie vorbereitet, flieht sie mit Jess. Ihr eigentliches Ziel ist jedoch nicht das Brontë-Land, sondern ein Mann namens Ace, mit dem sie einen Seitensprung hatte. Die Wahrheit bringt einen Bruch zwischen den beiden Frauen.
Nach einem Streit trennt sich Jess von Milly. Beim Rückweg verletzt sie sich und riskiert durch die lange Busfahrt Komplikationen in ihrer Schwangerschaft. Die Freundschaft liegt auf Eis, als Milly erfährt, dass sich ihr Krebs auf das Gehirn ausgeweitet hat. Sie sucht Jess wieder auf, die ihr von der Risikoschwangerschaft berichtet. Milly gesteht Kit ihren Fehltritt, doch er bleibt an ihrer Seite. Milly klärt ihre Kinder über ihre Krankheit auf und zieht in ein Hospiz. Jess‘ Geburtstermin rückt näher, Jago ist noch nicht zurück.
Entgegen Kits Wunsch verlässt Milly mit Hilfe ihrer Mutter das Hospiz, um bei der Geburt von Jess’ Kind dabei zu sein. Kurz darauf stirbt Milly im Hospiz – Jess ist bis zum Ende bei ihr. Einige Jahre später erwartet Jess ihr zweites Kind. Bei einem gemeinsamen Essen mit Kit und den Kindern erkennt sie Millys Wesen in Scarlett wieder. Der Verlust bleibt, doch die Erinnerung lebt im Alltag weiter. Aus Freundschaft wurde ein familiäres Band, das Millys Einfluss überdauert und weiterträgt.
Filmkritik und Fazit zum Film „Im Himmel trägt man hohe Schuhe“
Im ersten Moment fühlt sich „Im Himmel trägt man hohe Schuhe“ wie ein klassischer Club der großen Gefühle an, doch Regisseurin Catherine Hardwicke setzt bewusst andere Akzente. Die Kameraarbeit von Elliot Davis fängt intime Momente mit ruhigen Einstellungen ein, während der Schnitt von Phillip J. Bartell den Rhythmus lebendig hält. Besonders eindrücklich wirkt eine Sequenz im Krankenhaus, in der physische Zumutungen und schwarzer Humor ungeschönt gezeigt werden, was der Darstellung emotionale Tiefe verleiht. Diese Balance zwischen Ernst und Leichtigkeit wirkt oft überzeugend und roh, jedoch nicht immer stimmig. Solche Wechsel lassen Stil und Ton schwanken und machen die Inszenierung ungleichmäßig empfänglich für das Publikum.
Regisseur Hardwicke gelingt es selten, die tonale Uneinheitlichkeit vollständig zu überwinden. Ein Roadtrip durch die Moore exemplifiziert diese Spannung zwischen rührender Freundschaft und überzeichnetem Stil, wobei die Szene teils klischeehaft wirkt, dann aber durch die Chemie der Darstellerinnen wieder Boden gewinnt. Der Film punktet vor allem dort, wo Gesprächsnähe und unverstellte Emotionen dominieren. Trotz Schwächen gelingt eine kraftvolle Darstellung von Verbundenheit und Verlust. Für Zuschauer, die anspruchsvolle Charakterarbeit schätzen, bietet sich ein lohnender Zugang, doch cineastische Originalität bleibt begrenzt. Ein solider, emotional engagierter Film, der mehr durch Darsteller als durch Regie beeindruckt.
Die Intimität der Beziehung und die Bereitschaft, schwierige Themen ohne falsche Scheu zu zeigen, macht diesen Film sehenswert. Schlussendlich funktioniert der Film vor allem für ein Publikum, das Wert auf ehrliche Figurenzeichnungen legt, weniger für jene, die klare stilistische Linien erwarten. Kritisch bleibt zu sagen, dass die erzählerische Kohärenz mitunter leidet und einige Wendungen dramaturgisch zu vorhersehbar wirken.