Ballad of a Small Player: Wie fallen die Kritiken aus?

Mit „Ballad of a Small Player“ versucht Edward Berger nach seinem Oscar-prämierten Werk „Im Westen nichts Neues“ einen weiteren starken Film auf die Leinwand zu bringen. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lawrence Osborne und erzählt die Geschichte eines hochrisikofreudigen Glücksspielers mit hohen Schulden. Er hält sich in Macau verborgen, wo er eine beeindruckende Frau kennenlernt. Sie beeinflusst und verändert sein Leben auf eine Art, mit der er nicht gerechnet hätte.

Ballad of a Small Player: Wie fallen die Kritiken aus?

Die Hauptrolle spielt Colin Farrell, der für seine intensive und ausdrucksstarke Mimik hoch gelobt wurde. Neben Farrell sorgen Fala Chen und Tilda Swinton für Furore auf der Leinwand. Der Film ist eine deutsch-britische Produktion, die das Casinoleben in Macau genauer unter die Lupe nimmt. Edward Berger versucht mit dem clever gewählten Setting die zerstörte Psyche der Hauptfigur widerzuspiegeln. Gelobt wird vor allem der schmale Grat zwischen Glanz, Ruhm und gnadenlosem Verfall, den Berger ansprechend und mitreißend einfängt.

Das Thema trifft ins Schwarze

Mit dem Thema Glücksspiel hat Edward Berger voll „ins Schwarze“ getroffen. Glück und Glücksspiele sind häufig Motiv in Filmen, Casino-Roadmovies, aber auch beeindruckende Spielergeschichten erzielten regelmäßig Top-Einspielergebnisse. Das liegt unter anderem daran, dass sich Glücksspiel auch in der Gesellschaft einen relevanten Stellenwert erarbeitet hat. Zwar reisen die Menschen eher selten nach Macau, doch in den großen Spielhäusern eines jeden Landes wird mit Eifer gezockt. Besonders Poker ist im Vergleich zu anderen Glücksspielen gefragt. Es gibt ganze Fernsehshows darüber, wie andere Pokern und Meisterschaften ziehen jedes Jahr Hunderttausende von Fans und Zuschauern an.

Zocken im Film ist aus Sicht von Spielern „erholsam“. Sie können einfach zuschauen, wie ein anderer alles auf eine Karte setzt und verliert. Durch eigene Erfahrungen können sie oft nachempfinden, wie es dem Spieler geht, ohne dass sie selbst dadurch beeinflusst werden.

Aber reicht ein gut gewähltes Thema für einen wirklichen Erfolg? Mit „Im Westen nichts Neues“ hat Edward Berger die Messlatte hoch gelegt. Ob „Ballad of a Small Player“ einer der besten Mystery-Filme 2025 werden wird oder nicht, entscheiden die Kritiken und Zugriffszahlen des Netflix-Thrillers.

Achtung Spoiler: Das passiert in „Ballad of a Small Player“

Der bei Netflix exklusiv vermarktete Film von Edward Bergers begleitet das Leben „Lord Doyle“, der eigentlich Brendan Reilly heißt und von Colin Farrell verkörpert wird. Einst ein erfolgreicher britischer Beamter, lebt Doyle jetzt auf der Flucht vor seinen eigenen Skandalen und Schulden. Der Adelstitel ist erfunden, das vorhandene Geld gestohlen und trotzdem gelingt es „Doyle“, in Macau seine Nächte zu verbringen.

Achtung Spoiler: Das passiert in „Ballad of a Small Player“Seine Hoffnung: Die Rettung seiner Existenz durch Erfolg am Spieltisch. Der einst seriöse Beamte findet sich plötzlich in einer Welt aus Abhängigkeit, Luxus, Nervenkitzel und Alkohol wieder. Überzeugt von seinem eigenen Glück wird er immer risikobereiter, er steht längst unter Beobachtung des Casinopersonals. Verluste und Gewinne geben sich die Klinke in die Hand, die Emotionen des selbsternannten Lords schwanken beinahe minütlich.

In einer schlechten Phase ist Reilly überzeugt, sein Glück verloren zu haben. Angstzustände und Erschöpfung treiben den Spieler ins Hotel, wo er einer geheimnisvollen Frau namens Dao-Ming begegnet. Sie tröstet ihn und bleibt an seiner Seite, selbst im Casino sitzt sie künftig mit am Tisch.

„Lord Doyle“ glaubt, seine Rettung gefunden zu haben, doch sein Spieltrieb zwingt ihn dazu, wieder alles auf eine Karte zu setzen und zu verlieren. Was am Ende aus dem spielsüchtigen Lord wird, bleibt ebenso offen wie die Frage, ob es Dao tatsächlich gab.

Von widerlich bis brillant – die Kritiken fallen diffus aus

Von widerlich bis brillant – die Kritiken fallen diffus ausDas Fachmagazin „kino.de“ bringt es auf den Punkt, so spaltet der Film das Publikum gewaltig. Während die einen den Film als ekelerregend bezeichnen, finden die anderen ihn brillant. Manch einer bereut die Zeit, die er mit dem Film verbracht hat und der nächste würde sich direkt einen zweiten Tei l wünschen.

Der NDR ist überzeugt davon, dass Schauspieler Colin Farrell mit seiner Rolle auf der Liste der nächsten Oscar-Nominierungen landen dürfte. Sein Schauspiel wird überwiegend hoch gelobt, bei den Premieren wurden er und seine Kolleginnen und Kollegen hoch gelobt.

Auf den offiziellen Portalen fällt die Bewertung unterschiedlich aus. Bei „Rotten Tomatoes“ schafft es der Film auf 48 Prozent im Tomatometer und 49 Prozent im Popcornmeter. Bei IMDb vergeben die Zuschauer 5,8 von 10 Sternen und auch auf vielen anderen Plattformen überschreitet der Streifen nur selten die 50-Prozent-Wertung.

Farrell als Retter des Films?

Eine der Hauptkritiken des Films besteht darin, dass die Geschichte schon nach wenigen Minuten auserzählt ist. Der Hauptakteur wird von der ersten Minute komplett durchleuchtet und auch wenn er während des Verlaufs eine Achterbahnfahrt des Erfolgs erlebt, scheint doch vom ersten Moment an klar, um was es hier geht. Vorgeworfen wird dem Film der fehlende Realismus, denn jedes Setting ist ein Hang zur „Extreme“. Trotzdem erntet Edward Berger Lob für seine bildstarke Inszenierung und die Fähigkeit, Macau so düster-atmosphärisch festzuhalten.

Farrell als Retter des Films?Licht und Schatten harmonieren perfekt miteinander, jedoch kritisieren die Zuschauer Bergers Hang, sich in stilistischen Spielereien zu verlieren, zulasten der Erzählung. Mancher Handlungsstrang soll laut Kommentaren unvollständig wirken, die angedeuteten Stränge werden nicht zu Ende erzählt. Kritisiert wird stellenweise auch der respektlose Umgang mit dem Thema Spielsucht und zuletzt hätten sich die Romantiker mehr Fokus auf die Liebesgeschichte mit Dao gewünscht.

Trotz aller Kritik konnte sich „Ballad of a Small Player“ auch Lob sichern. Colin Farrell wird für seine schauspielerische Leistung (mal wieder) auf ein Podest gehoben, der Film dürfte eine seiner stärksten Darstellungen sein. Stellenweise berichten Magazine darüber, dass Farrell den Film allein getragen habe. Tatsächlich dürfte es im Hinblick auf die Beliebtheit und das Lob für den Mimen fraglich sein, wie gut die Story mit einem anderen Schauspieler funktioniert hätte.

Das letzte Filmdrittel konnte aber auch Farrell nicht retten, hier wird die Kritik am lautesten. Die plötzliche „Geister“-Geschichte und die wechselnde Erzählweise fand nicht bei allen Zuschauern Anklang. Besonders auf Reddit empören sich Filmenthusiasten darüber, dass Dao nur als Seitenstrang genutzt wird, obwohl sie als emotionales Zentrum für den Film taugen würde. Da sich über Geschmack aber bekanntlich nicht streiten lässt, sollte man sich den Film bei Netflix anschauen und seine eigene Meinung bilden.

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