Die Höhle der vergessenen Träume
Werner Herzogs „Die Höhle der vergessenen Träume“ bietet einen seltenen Einblick in die Chauvet-Höhle, Heimat einiger der ältesten Zeugnisse prähistorischer Kunst. Durch eine exklusive Drehgenehmigung des französischen Kultusministeriums konnten Herzog und sein minimales Team die fragilen Malereien dokumentieren. Dieser Film ist nicht nur eine Dokumentation von unschätzbarem kulturellen Erbe, sondern auch eine Reflexion über menschliche Spiritualität und Kreativität.
Dauer: | 90 Min. |
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FSK: | ab 6 Jahren |
Jahr: | 2010 |
Regie: | Werner Herzog |
Produzenten: | Erik Nelson, Adrienne Ciuffo |
Hauptdarsteller: | Dominique Baffier, Jean Clottes, Jean-Michel Geneste |
Nebendarsteller: | Werner Herzog, Dominique Baffier, |
Studio: | Ascot Elite |
Sprachen: | Deutsch, English |
Herzog nutzte für diesen Film 3D-Technologie, um die Wandbilder in einer Art und Weise darzustellen, die deren Textur und Tiefe hervorhebt. Diese Entscheidung führte zu atemberaubenden visuellen Effekten in „Cave of the forgotten Dreams“, die es den Betrachtern ermöglichen, die Kunstwerke fast hautnah zu erleben. Der Regisseur verbindet seine Erkundungen mit philosophischen Überlegungen zu den Träumen und Gedanken unserer prähistorischen Vorfahren. „Die Höhle der vergessenen Träume“ regt zum Nachdenken an und hinterlässt einen bleibenden Eindruck über die Fähigkeit des Menschen, Schönheit zu schaffen und zu bewahren.
Besetzung, Regie und Drehorte
Werner Herzog führte 2010 bei dem Dokumentarfilm „Die Höhle der vergessenen Träume“ Regie und verfasste das Drehbuch. In „Cave of the forgotten Dreams“ ergründen Forscher wie Dominique Baffier, Jean Clottes und Jean-Michel Geneste die Chauvet-Höhle. Ernst Reijseger komponierte die Musik, während Peter Zeitlinger die Kameraarbeit und Joe Bini zusammen mit Maya Hawke den Schnitt übernahmen. Mit einer Länge von 90 Minuten und einer FSK-Freigabe von 6 Jahren, erleuchtet der Film die geheimnisvollen prähistorischen Kunstwerke der Höhle in 3D.
Zugang zu der sonst verschlossenen Chauvet-Höhle bekam Herzog für sechs Tage, wobei das Team täglich nur vier Stunden filmen durfte. Sie mussten dabei stets auf einem Metallsteg bleiben und Schutzanzüge tragen. Die Premiere feierte der Dokumentarfilm beim Toronto International Film Festival am 13. September 2010.
„Die Höhle der vergessenen Träume“ wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Online Film Critics Society Award und dem Los Angeles Film Critics Association Award für den besten Dokumentarfilm 2011. In den USA erzielte der Film an seinem Eröffnungswochenende den höchsten Durchschnittserlös pro Kino. Bis zum 12. Juni 2011 spielte er 3,7 Millionen US-Dollar ein und wurde damit zum erfolgreichsten unabhängig veröffentlichten Dokumentarfilm des Jahres.
Handlung & Inhalt vom Film „Die Höhle der vergessenen Träume“
Werner Herzog’s Faszination für die Chauvet-Höhle und deren Wandmalereien wurde durch einen Artikel in „The New Yorker“ mit dem Titel „First Impressions“ von Judith Thurman geweckt, die als eine der Co-Produzentinnen des Films genannt wird. Aufgrund des Ziels, die Kunstwerke zu bewahren, ist der Zugang zur Höhle eingeschränkt und der Öffentlichkeit nicht gestattet. Herzog erhielt daher eine Sondergenehmigung vom französischen Kulturministerium, um im Inneren der Höhle zu filmen. Er bekam die Genehmigung für sechs Drehtage, jeweils vier Stunden lang, unter zahlreichen Auflagen. Die Genehmigung umfasste den Einsatz eines vierköpfigen Teams. Bestehend aus dem Kameramann Peter Zeitlinger, einem Tontechniker, einem Assistenten und Herzog selbst, der die Beleuchtung übernahm.
Die Produktion stieß auf technische Schwierigkeiten beim Arbeiten mit den für die Produktion maßgeschneiderten 3-D-Kameras, die oft direkt in der Höhle zusammengesetzt wurden. Zu dieser Zeit wurden 3D Kinofilme üblicherweise auf Soundstages gedreht, mit intensiver Nutzung digitaler Bearbeitung. Techniken für das 3-D-Filmen in natürlichen Umgebungen mit einer einzigen Kamera ohne digitale Zusammensetzung waren weitgehend unentwickelt. Sie mussten von der Crew in der Postproduktion experimentell erarbeitet werden. Dieser innovative Ansatz unterschied sich stark von den damals gängigen Methoden des 3-D-Filmemachens.
Besondere Vorkehrungen
Vor den Dreharbeiten war Herzog skeptisch bezüglich des künstlerischen Werts von 3-D-Filmen. Die Idee, eine 3-D-Kamera für den Film zu verwenden, wurde zunächst von Zeitlinger vorgeschlagen, der glaubte, dass 3-D geeignet sein könnte, um die Konturen der Höhlenwände einzufangen. Herzog lehnte die Idee zunächst ab, da er 3-D als „eine Spielerei des kommerziellen Kinos“ betrachtete. Nach seinem ersten Besuch in der Höhle entschied er jedoch, dass der Film in 3-D gedreht werden musste, um „die Absichten der Maler einzufangen“, die die subtilen Wölbungen und Konturen der Wände in ihre Kunst integrierten.
Das Team musste besondere Anzüge und frische Schuhe tragen, die außerhalb der Höhle nicht getragen worden waren, um die Kunstwerke zu schützen. Aufgrund der nahezu toxischen Radon- und Kohlendioxidwerte in der Höhle konnte niemand länger als einige Stunden täglich im Inneren verbleiben. Die Beschränkungen umfassten ausschließlich batteriebetriebene Ausrüstung, die das Team selbst in die Höhle tragen konnte, und Lichtquellen, die keine überschüssige Wärme abgaben. Die Crew musste auf einem nur 61 Zentimeter breiten Steg bleiben und durfte keinen Teil der Höhlenwand oder des Bodens berühren.
Herzogs Entscheidung, den Film in 3D zu drehen, markierte einen Wendepunkt in seiner Sicht auf die Technologie und ihre Anwendung im künstlerischen Film. Trotz der anfänglichen Skepsis erkannte er die Fähigkeit von 3-D, die tiefgreifenden Dimensionen und die erhabene Schönheit der Höhlenmalereien zu vermitteln. Nach Abschluss der Arbeiten äußerte Herzog jedoch, keine weiteren Filme in 3D drehen zu wollen, was seine fortwährende ambivalente Haltung gegenüber der Technologie unterstreicht. Dieses Projekt bleibt ein einzigartiges Beispiel dafür, wie 3-D in einem dokumentarischen Kontext eingesetzt werden kann, um die historische und kulturelle Bedeutung eines archäologischen Fundorts zu erfassen.
Fazit & Kritiken zum Film „Die Höhle der vergessenen Träume“
Werner Herzogs „Die Höhle der vergessenen Träume“ entführt uns in die Tiefen der Chauvet-Höhlen im Ardèche-Tal. Die Höhle wurd 1994 entdeckt und stellt eine Sensation dar. Über 400 Wandbilder, die bis zu 32.000 Jahre alt sind, bieten einen einzigartigen Einblick in die prähistorische Kunst. Das französische Kultusministerium gewährte Herzog als einzigem Filmemacher die Erlaubnis zum Dreh in diesem empfindlichen Umfeld. So konnte er mit einem kleinen Team und unter strengen Auflagen die verborgenen Schätze der Höhle filmisch festhalten. Herzog nutzt die Gelegenheit, seine Vorliebe für das Mystische und die menschliche Spiritualität auszudrücken, weniger mit dem Ziel, wissenschaftliche Fakten zu präsentieren, sondern vielmehr um seine Interpretation der menschlichen Existenz zu erforschen.
Der Einsatz von 3D-Technologie in Herzogs Dokumentation markiert eine überraschende Wendung für den Regisseur. Durch die Anpassung der Technik an die beengten und lichtarmen Bedingungen der Höhlen gelingt es ihm, die Lebendigkeit der prähistorischen Kunstwerke hervorzuheben. Trotz gelegentlicher technischer Einschränkungen erreicht Herzog eine beeindruckende Immersion. Die Darstellungen der Tiere und Symbole auf den Höhlenwänden, gestaltet mit Bewegungseffekten, wirken durch die 3D-Effekte fast lebendig.
Herzogs Werk ist bekannt für seine unkonventionellen Methoden und die Fähigkeit, tiefgründige Themen mit einem Hauch von Skurrilität zu behandeln. „Die Höhle der vergessenen Träume“ bildet hier keine Ausnahme. Durch die Einbindung außergewöhnlicher Charaktere und Herzogs charakteristische Off-Kommentare gewinnt die Dokumentation an Farbe und Humor. Damit hinterlässt „Die Höhle der vergessenen Träume“ einen bleibenden Eindruck, der Herzogs Ruf als einer der visionärsten Filmemacher unserer Zeit festigt.