Parasite
„Parasite“ kreuzt das Genre der Komödie mit der Schärfe eines Sozialdramas. Der Film stammt aus Südkorea, doch seine Themen greifen weit darüber hinaus. Er zeigt eine Gesellschaft, in der Wohnraum, Arbeit und soziale Sicherheit unterschiedlich verteilt sind. Die Familie Kim lebt am Rand, die Familie Park über den Dächern , räumlich und gesellschaftlich. Zwischen diesen beiden Welten entwickelt sich eine Geschichte, die präzise strukturiert und vielschichtig wirkt.
Ausgehend von einem harmlosen Nachhilfejob geraten die Kims Stück für Stück ins Zentrum der Machtverhältnisse. Ihre Strategie scheint aufzugehen, bis sich ein geheimer Bunker öffnet und alte Strukturen ins Wanken geraten. Was als Plan beginnt, endet im Chaos eines sonnigen Tages. Wie viel Wahrheit lässt sich zwischen Lüge und Loyalität noch erkennen?
Besetzung, Regie und Drehorte
„Parasite“ erschien 2019 unter der Regie von Bong Joon-ho, der gemeinsam mit Han Jin-won auch das Drehbuch verfasste. Die Produktion übernahmen Kwak Sin-ae und Moon Yang-kwon. Song Kang-ho spielt Kim Ki-taek, Lee Sun-kyun verkörpert Park Dong-ik, Cho Yeo-jeong seine Frau Park Yeon-kyo. Choi Woo-shik ist als Sohn Kim Ki-woo zu sehen, Jang Hye-jin als Mutter Kim Chung-sook, Park So-dam als Tochter Kim Ki-jung. Jeong Ji-so übernahm die Rolle der Park Da-hye, Jung Hyun-joon die des kleinen Park Da-song.
Der Film wurde in Südkorea zwischen Mai und September 2018 gedreht. Die Musik stammt von Jeong Jae-il, das Kamera-Team führte Hong Kyung-pyo, der Schnitt erfolgte durch Yang Jin-mo. Die Opernarien von Händel und das Lied „In ginocchio da te“ ergänzen die Filmmusik. Das von Choi Woo-shik gesungene Stück „A Glass of Soju“ lief während des Abspanns. Die englischen Untertitel entstanden in Zusammenarbeit mit Darcy Paquet. Seine Premiere feierte der Film im Mai 2019 in Cannes und startete im Oktober 2019 in deutschen Kinos.
„Parasite“ gewann über 300 Preise, darunter die Goldene Palme, vier Oscars und zwei BAFTAs. In Deutschland sahen ihn mehr als 960.000 Besucher, weltweit spielte er rund 258 Millionen US-Dollar ein. Koch Media übernahm den deutschsprachigen Vertrieb. Die FSK-Freigabe liegt bei 16 Jahren, die Laufzeit beträgt 132 Minuten. Der Film gilt als erfolgreichster südkoreanischer Beitrag in Europa und wurde auch auf DVD, Blu-ray sowie digital veröffentlicht.
Handlung & Inhalt vom Film „Parasite“
Die Familie Kim lebt in einem engen, halb unterirdischen Apartment in Seoul. Vater Ki-taek, Mutter Chung-sook sowie die beiden Kinder Ki-woo und Ki-jung schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch. Eines Tages bringt Ki-woos Freund Min-hyuk ihnen einen Glücksstein und eine Idee. Ki-woo soll sich als Student ausgeben, um den reichen Park-Kindern Nachhilfe zu geben. Mit gefälschten Papieren und neuem Auftreten wird Ki-woo als „Kevin“ in das elegante Haus der Familie Park aufgenommen und so beginnt ein ausgeklügelter Plan.
Stück für Stück bringt die Familie Kim alle Mitglieder in Position. Ki-jung gibt sich als Kunsttherapeutin „Jessica“ aus, um Da-song, dem kleinen Sohn der Parks, zu helfen. Ki-taek ersetzt den Chauffeur, und Chung-sook übernimmt den Haushalt, nachdem sie die bisherige Haushälterin mit einem Trick verdrängt haben. Niemand ahnt, dass alle Kims verwandt sind. Währenddessen beginnt Ki-woo eine geheime Beziehung zu Da-hye, der Tochter der Parks. Die Situation wirkt stabil, doch unter der Oberfläche bauen sich Spannungen auf, die bald eskalieren sollen.
Ein Versprechen aus dem Untergrund
Als die Parks übers Wochenende verreisen, nutzt die Familie Kim das leere Haus. Doch ihre Ruhe wird gestört, als die ehemalige Haushälterin Moon-gwang zurückkehrt. Sie dringt in den geheimen Bunker im Keller vor, wo ihr Mann Geun-sae heimlich lebt. Die Kims beobachten die Szene, doch dann verraten sie sich versehentlich selbst. Moon-gwang droht, sie auffliegen zu lassen. Plötzlich spitzt sich die Lage zu, denn die Parks kündigen ihre baldige Rückkehr an – es bleibt kaum Zeit zu reagieren.
Die Kims versuchen, ihre Spuren zu verwischen und bringen Geun-sae und Moon-gwang gewaltsam unter Kontrolle. Doch während der Flucht werden sie von einem Unwetter überrascht. Das Regenwasser überschwemmt ihre Wohnung, sie verlieren ihr Hab und Gut und verbringen die Nacht in einem Notlager. Am nächsten Tag veranstalten die Parks eine Gartenfeier. Die Kims müssen dabei helfen oder als Gäste teilnehmen. Doch was harmlos beginnt, entwickelt sich zum blutigen Höhepunkt mit fatalen Folgen für alle Beteiligten.
Im Bunker eskaliert die Situation. Ki-woo will mit dem Glücksstein töten, wird aber selbst niedergeschlagen. Geun-sae tötet Ki-jung auf dem Fest, während die Gäste panisch reagieren. Ki-taek ersticht schließlich Mr Park, als dieser seine Verachtung zeigt. Danach flieht er spurlos. Wochen später liegt Ki-woo nach einer Operation zuhause. Ki-jung ist tot, Ki-taek bleibt verschwunden. Ki-woo entdeckt eines Tages ein Morsezeichen aus dem ehemaligen Haus der Parks. Sein Vater lebt versteckt im Bunker. Ki-woo schreibt ihm einen Brief, mit einem großen Versprechen.
Fazit & Kritiken zum Film „Parasite“
„Parasite“ entwickelt sich aus einem klaren Konzept heraus und hält dabei seine Dynamik erstaunlich konstant. Der Film nutzt das Setting des Hauses nicht nur als Kulisse, sondern als Bühne für soziale Spannung. Besonders in der Szene, in der die Familie Kim bei starkem Regen ins überflutete Zuhause zurückkehrt, zeigt sich der Kontrast zur Welt der Parks besonders scharf. Die Inszenierung bleibt stets auf eine Handlung konzentriert, die kaum Umwege macht und doch Schichten offenlegt, ohne sie zu kommentieren. Der Humor entsteht aus Situationen, nicht aus gespielter Überzeichnung, was dem Ton eine unerwartete Präzision gibt.
Auffällig bleibt, wie der Film seine Wendepunkte setzt. Die Entdeckung des Bunkers wirkt zunächst überzogen, entfaltet aber durch die Eskalation beim Gartenfest eine drastische Konsequenz. Genau diese Entwicklung spaltet: Die Härte des letzten Drittels unterläuft frühere Nuancen. Das Finale steigert sich in eine Gewalt, die kaum vorbereitet scheint und manche Figuren plötzlich in Klischees drängt. Während der Mittelteil überzeugend balanciert, wirkt das Ende fast wie ein Bruch. Dennoch behält der Film durchgängig eine starke formale Linie und bricht dabei bewusst mit gewohnten Erzählrhythmen.
Was bleibt, ist ein Film, der Gegensätze sichtbar macht, ohne sie zu erklären. „Parasite“ stellt keine These auf, sondern lässt Konstellationen wirken. Wer nach klarer moralischer Einordnung sucht, wird irritiert zurückgelassen. Doch gerade in dieser Ambivalenz liegt die Stärke des Films.