Das Mädchen mit der Nadel
„Das Mädchen mit der Nadel“ führt in die Nachkriegszeit Kopenhagens, wo Karoline ums Überleben kämpft. Ihr Ehemann Peter kehrt aus dem Krieg zurück, doch seine schwere Verstümmelung entfremdet sie von ihm. Arbeitslos und mittellos bringt sie ihr Kind zur vermeintlich wohltätigen Dagmar, die sich um ungewollte Babys kümmert. Ohne eine andere Möglichkeit bleibt Karoline bei ihr, stillt die Kinder und beginnt, sich mit Dagmars Tochter Erena anzufreunden. Doch immer wieder bemerkt sie, dass Informationen über das Schicksal der Babys fehlen.

Dauer: | 123 Min. |
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FSK: | 16 (DE) |
Jahr: | 2024 |
Kategorien: | Drama, Historisch, Thriller |
Regie: | Magnus von Horn |
Produzenten: | Malene Blenkov, Mariusz Włodarski |
Hauptdarsteller: | Vic Carmen Sonne, Trine Dyrholm, Besir Zeciri |
Nebendarsteller: | Joachim Fjelstrup, Tessa Hoder, Ava Knox Martin, Ari Alexander |
Studio: | Lava Films, Nordisk Film Sweden, Nordisk Film Denmark, EC1 Łódź, Film i Väst, Dolnośląskie Centrum Filmowe, Lower Silesia Film Centre |
Nach und nach häufen sich Ungereimtheiten, und Karoline stellt fest, dass Dagmar ein furchtbares Geheimnis verbirgt. Ihr Misstrauen wächst, doch Dagmar lässt keine Zweifel an ihrer Autorität zu. Als Karoline hinter die Wahrheit kommt, ist es bereits zu spät, um einfach zu gehen. Wird sie einen Weg finden, sich aus Dagmars Einfluss zu befreien?
Besetzung, Regie und Drehorte
„Das Mädchen mit der Nadel“ (Originaltitel: Pigen med nålen, internationaler Titel: The Girl with the Needle) ist ein Thriller-Drama-Historienspielfilm aus dem Jahr 2024. Regie führte Magnus von Horn, der das Drehbuch gemeinsam mit Line Langebek Knudsen verfasste. In den Hauptrollen spielen Vic Carmen Sonne als Karoline und Trine Dyrholm als Dagmar. Weitere Rollen übernahmen Besir Zeciri als Peter, Tessa Hoder als Frida, Ava Knox Martin als Erena, Joachim Fjelstrup als Jørgen und Ari Alexander als Svendsen. Die Koproduktion zwischen Dänemark, Polen und Schweden wurde von Malene Blenkov und Mariusz Włodarski produziert. Frederikke Hoffmeier komponierte die Filmmusik, während Michał Dymek für die Kameraarbeit und Agnieszka Glińska für den Schnitt verantwortlich waren.
Die Weltpremiere des Films fand am 15. Mai 2024 beim 77. Filmfestival von Cannes statt, wo er im Hauptwettbewerb um die Goldene Palme konkurrierte. Der Kinostart in Deutschland erfolgte am 9. Januar 2025. Die Geschichte basiert lose auf der wahren Begebenheit um die dänische Serienmörderin Dagmar Overbye, die in den 1920er Jahren Babys von verzweifelten Müttern aufnahm und tötete. Magnus von Horn bezeichnete das Werk als „Märchen für Erwachsene“ und kombinierte historische Elemente mit genreübergreifenden Stilmitteln.
Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen. Beim Camerimage Festival 2024 gewann Michał Dymek den Golden Frog für die beste Kameraarbeit. Die European Film Awards nominierten Trine Dyrholm und Vic Carmen Sonne als beste europäische Schauspielerinnen, während Jagna Dobesz für das beste Produktionsdesign ausgezeichnet wurde. Zudem wurde „Das Mädchen mit der Nadel“ für den Golden Globe und den Oscar als bester internationaler Film nominiert. Das Werk spielte weltweit rund 270.000 US-Dollar ein, wobei die Einnahmen in den USA und Kanada bei etwa 81.000 US-Dollar lagen.
Handlung & Inhalt vom Film „Das Mädchen mit der Nadel“
1919 in Kopenhagen steht Karoline vor dem Verlust ihrer Wohnung und kämpft mit schwierigen Lebensbedingungen. Ihr Mann Peter ist im Krieg verschollen, sodass sie keine Witwenrente beantragen kann. Als Näherin arbeitet sie mit ihrer Freundin Frida und beginnt eine Beziehung mit ihrem Vorgesetzten Jørgen. Die Beziehung scheint ernst zu werden, denn Karoline wird schwanger und Jørgen plant die Hochzeit. Seine wohlhabende Mutter lehnt Karoline jedoch entschieden ab. Sie lässt eine Untersuchung durchführen, um die Schwangerschaft zu bestätigen, und zwingt Jørgen, die Verlobung zu lösen. Karoline verliert ihre Arbeit, während Peter mit einem entstellten Gesicht aus dem Krieg zurückkehrt.
Karoline reagiert abweisend auf Peters Rückkehr und hat Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu sichern. In einem Badehaus versucht sie, mit einer Nadel eine Abtreibung durchzuführen. Eine Frau namens Dagmar hält sie auf und nimmt sie mit in ihren Süßwarenladen. Dagmar bietet an, das Kind nach der Geburt in Pflege zu nehmen. Als Karoline das Kind bekommt, zeigt Peter Interesse, aber sie weist ihn zurück. Schließlich bringt sie ihr Baby zu Dagmar und bezahlt die Hälfte der Gebühr. In der Zwischenzeit findet Peter Arbeit in einem Zirkus, wo er als Kuriosität zur Schau gestellt wird. Karoline besucht ihn dort, zeigt kurz Zuneigung, verlässt ihn jedoch erneut.
Flucht aus Dagmars Fängen und die bittere Wahrheit
Da sie das restliche Geld nicht aufbringen kann, bittet Karoline Dagmar um eine Anstellung. Weil sie noch stillt, darf sie als Amme für die abgegebenen Babys arbeiten. Sie zieht in den Laden, gewöhnt sich an ihr neues Leben und freundet sich mit Dagmars Tochter Erena an. Doch Karoline bemerkt, dass Dagmar die Zukunft der Babys verschweigt. Als sie eines Nachts sieht, wie Dagmar ein Kind fortträgt, folgt sie ihr heimlich. Zu ihrem Entsetzen beobachtet sie, wie Dagmar das Baby in einer Gasse erwürgt und die Leiche entsorgt. Als Karoline sie zur Rede stellt, gibt Dagmar zu, dass sie alle Babys getötet hat.
Dagmar betäubt Karoline mit Ether, um sie gefügig zu machen. Frida bringt ihr eigenes Kind zu Dagmar, merkt aber, dass mit Karoline etwas nicht stimmt. Dagmar will, dass Karoline das Kind tötet, doch es kommt zu einem Kampf, bei dem das Baby versehentlich erstickt. Frida kehrt zurück, fordert ihr Baby zurück und droht mit der Polizei. In Panik springt Karoline aus dem Fenster, scheinbar in den Tod. Dagmar wird verhaftet und Erena in ein Waisenhaus gebracht. Doch Karoline hat überlebt und flüchtet zu Peter. Sie erholt sich langsam von der Etherabhängigkeit, verheimlicht Peter jedoch das Schicksal ihres Kindes.
Dagmar wird vor Gericht gestellt und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Während Karoline und Peter sich ein neues Leben aufbauen, adoptiert Karoline später Erena aus dem Waisenhaus. Die schrecklichen Erlebnisse prägen sie weiterhin, doch sie entscheidet sich, Erena eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Trotz aller Tragödien findet sie einen Weg, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen.
Fazit & Kritiken zum Film „Das Mädchen mit der Nadel“
Magnus von Horns Film „Das Mädchen mit der Nadel“ beeindruckt durch seine düstere Darstellung des Kopenhagens nach dem Ersten Weltkrieg. Die Entscheidung, in kontrastreichem Schwarz-Weiß zu filmen, verstärkt die bedrückende Atmosphäre und spiegelt die Hoffnungslosigkeit der Protagonistin Karoline wider. Die Kameraarbeit von Michał Dymek fängt die klaustrophobischen Interieurs und matschigen Straßen eindrucksvoll ein. Die Ästhetik erinnert an expressionistische Filme der 1920er Jahre.
Die schauspielerischen Leistungen sind herausragend. Vic Carmen Sonne verkörpert die verzweifelte Karoline mit großer Intensität, während Trine Dyrholm als zwielichtige Dagmar eine ebenso beeindruckende Präsenz zeigt. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen verleiht dem Film zusätzliche Tiefe. Die narrative Struktur, die Dagmars wahre Natur erst allmählich enthüllt, hält die Spannung aufrecht und führt zu einem erschütternden Finale.
Trotz der historischen Kulisse behandelt der Film zeitlose Themen wie Armut, Verzweiflung und moralische Ambiguität. Die Kombination aus sozialrealistischem Drama und Thriller-Elementen schafft ein intensives Filmerlebnis. „Das Mädchen mit der Nadel“ ist ein eindrucksvolles Werk, das die Abgründe der menschlichen Natur auslotet und dabei sowohl visuell als auch erzählerisch überzeugt.