365 Tage – warum Fans es lieben, den Film „365 DNI“ zu hassen
365 Tage – die polnische Antwort auf „50 Shades of Grey“?
Wie so häufig erlauben sich Fans und Kritiker, im Netz ihre Meinung kundzutun, ohne vorher um Erlaubnis gebeten zu haben. Das ist gut und recht, denn so findet man immer wieder ehrliche Meinungen. Und eine scheint sich hier ganz besonders hervorzutun: nämlich jene, dass „365 DNI“ lediglich die polnische Antwort auf die Hit-Trilogie „50 Shades“ ist. Nur lange nicht so erfolgreich, weil viel zu schnulzig. So ist zumindest die Meinung all jener, die in den vergangenen Tagen und Wochen den Film geguckt haben. Das Konzept ist dabei ähnlich: eine Frau verliert sich in den Fängen eines reichen, aber mysteriösen Mannes. Bei „365 Tage“ ist es allerdings ein Kidnapping samt Mafia – so weit, so gut. Dass die Macher aufgrund der Buchvorlage nur wenig Freiraum hatten, sollte auch erwähnt werden. Allerdings sollte dies kein Hindernis sein. Denn Freiraum erschafft bekanntlich Möglichkeiten für neue Konzepte. Sei es mit interaktiven Serien bei denen der Zuschauer selber entscheidet wie es weitergeht oder der wachsende Trend rund um das Online Casino – zukünftige Filmkritiker werden eventuell genau nach diesem Film ihr Verständnis darüber revidieren müssen, welche Grenzen tolerierbar sind und was geht.
Erotik kennt nur wenige Grenzen in „365 DNI“
Wem der Sinn aber nach ein wenig mehr…Intensität steht, der sollte nicht zu früh abbrechen. Denn wer von den 50 Graustufen enttäuscht war, der kann hier wirklich auf seine Kosten kommen. Sofern man die ersten 25 Minuten durchsteht. Denn auch wenn Netflix diesen Film als „romantisch“ einstuft, so scheint man dort ein anderes Verständnis von Romanzen zu haben. Das Kidnapping und die sexuelle Brutalität des Filmes sind mehr als grenzwertig und zwingen sicherlich mehr als nur ein paar Zuschauer dazu, entrüstet umzuschalten.
Wenn man den Meinungen der Fans trauen darf, dann sind die Sexszenen im spätere Teil des Film überraschend gut – und dienen vielleicht als zukünftiger Maßstab dafür, wie nah Netflix einem pornografischen Genre kommen wird – sind aber auf sich alleingestellt und ganz sicher nicht in der Lage, dem Film eine Tiefe zu verleihen. Vielleicht liegt hier genau die Würze und auch die Zukunft von Diensten wie Netflix – sie gehen unkonventionelle Wege, ignorieren dabei Stereotypen und erfinden so die Unterhaltungsbranche neu.
Zu viel Fokus auf Stereotypen in „365 Tage“
Warum aber hasst man den Film?
Zugegeben, es ist schwer, heute noch neue Filme zu machen. Gefühlt ist alles schon mal da gewesen und wird nun maximal noch neu verpackt. Sicherlich hat CGI das Seine dazu beigetragen, dass immer mehr Filme und Serien nun technische Wunderwerke sind, aber oftmals fehlt die Tiefe und die Handlung im Film – bestes Beispiel ist vielleicht der aktuellste Versuch von „Jurassic World“, sich wieder ins Gespräch zu bringen. Auf der Suche nach Erfolg muss man also intensiver forschen; und dies führt mit schöner Regelmäßigkeit dazu, dass Tabus gebrochen und neu definiert werden. So wird das Kidnapping und die sexuelle Anstößigkeit in „365 DNI“ einfach akzeptiert, um überhaupt etwas Spannung reinzubekommen.
Ohne diese Themen, die sicherlich noch für Debatten sorgen werden, könnte der Film auch als Telenovela im Vorabendprogramm laufen. Und es ist genau diese fehlende Tiefe, die die Fans bemängeln. Denn wer sich heutzutage die Zeit nimmt, Filme aus anderen Ländern auszutesten, der will nicht mit einer billigen Kopie abgespeist werden. Alles in allem also ein Film, den man entspannt links liegen lassen kann, oder zumindest ohne Erwartungen starten sollte.