Film ab! Gegen Nazis – 12 Filme gegen Rechtsextremismus
Der Kampf gegen rechtsextremistische Gedanken und entsprechende Handlungen ist natürlich überall in der Gesellschaft anzusiedeln, fokussiert sich aber auch vor allem in der Schule. Dort treffen pädagogische Lehrkräfte auf Kinder und Jugendliche, deren Weltbild noch sehr stark geprägt werden kann. Eben diese Möglichkeit der Prägung wird von extremistischen Seiten her zur Verführung ausgenutzt, der die Demokratie die Aufklärung gegenüberstellt. Für den Umgang mit Rechtsextremismus in der Schule gibt es viele Ansätze, unter anderem auch die filmische Beschäftigung. Wie das am besten funktionieren kann, wurde jetzt in einer pädagogischen Handreichung zur Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus anhand von Dokumentar- und Spielfilmen erarbeitet. Herausgegeben wird dieses anleitende Hilfswerk unter dem Namen „Film ab! Gegen Nazis“ von der Amadeu Antonio Stiftung. Dazu passend entstand die Webseite filmab-gegennazis.de.
Filme im Kampf gegen Rechtsextremismus
Wenn es um die Gefahren von rechtsextremistischen Taten oder die geschichtliche Aufarbeitung der deutschen Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geht, sind die Lehrpläne in den Schulen durchaus sehr voll. Es ist erklärtes Ziel, bei diesen Themen für Aufklärung zu sorgen, was nicht zuletzt auch als Stärkung der Demokratie verstanden werden muss. Doch es stellt sich auch immer wieder die Frage, wie solche Inhalte am besten vermittelt werden können. Ist das klassische Schulbuch das richtige Mittel oder gibt es andere Formen, die besser geeignet sind, um entsprechende Werte und Gefahren zu lehren? Sicherlich bietet es sich an, auf verschiedene Formen zurückzugreifen. Für das Projekt „Film ab! Gegen Nazis“ hat man sich aber bewusst auf den Film konzentriert.
Filme haben einen großen Vorteil im Gegensatz zu reinen Sätzen, die zunächst immer abstrakt sind und der Interpretation bedürfen. Denn Filme sind unmittelbarer. Die Bilder und Töne werden direkter aufgenommen, bleiben somit auch länger im Gedächtnis und wirken über einen viel längeren Zeitraum. Das ist die große Chance von Film, denn darüber vermittelte Eindrücke können emotional und rational aufgegriffen werden. Zudem können Filme auch verbindend wirken und zu gesellschaftlichen Debatten anregen, was auch immer wieder nachweislich passiert. Gleichwohl hat man sich für die pädagogische Handreichung auch dafür entschieden, auf Risiken des Films hinzuweisen – beispielsweise wenn Filme verharmlosen, ästhetisieren oder aktiv manipulieren.
Eine pädagogische Handreichung zu Umgang mit Rechtsextremismus
Wenn im Zusammenhang mit diesem Projekt von einer Handreichung gesprochen wird, dann ist damit eine Art Richtlinie gemeint, die ausgearbeitet wird, um Empfehlungen für den Umgang mit einem bestimmten Thema zur Hand zu haben. Bei „Film ab! Gegen Nazis“ geht es also um die Schule und wie im besten Fall filmisches Material mit Fokus auf Rechtsextremismus verwendet werden kann. Passend dazu ist eine ganze Broschüre erschienen, die auch kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden kann. Zudem gab es auf der Webseite filmab-gegennazis.de Einträge zu den vorgestellten Filmen, sowie Arbeitsmaterialien für den Unterricht.
Herausgegeben wurde die Handreichung im Jahr 2013 von der Amadeu Antonio Stiftung aus Heidelberg, aber mit der Geschäftsstelle in Berlin. Die Stiftung wurde 1998 von Anetta Kahane gegründet. Ihr Zweck besteht allgemein darin, die Zivilgesellschaft gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus zu stärken. Teilweise entstand die Broschüre auch auf Wunsch von Lehrenden und Pädagogen, um wirksameren Unterricht gestalten zu können. Das Team bestand aus mehreren Experten. Das waren vor allem Julia Stegmann, Anne Thiemann, Dr. Heike Radvan, Ulla Niehaus und Zoé Sona.
12 empfohlene Filme zum Thema Rechtsextremismus
In der Handreichung werden 12 Filme vorgestellt, die als ideal betrachtet werden, um sie im Unterricht zu verwenden. Dabei handelt es sich teilweise um Dokumentar- und teilweise um Spielfilme. Sie behandeln verschiedene Spektren der Themen Rassismus und Rechtsextremismus und eignen sich für bestimmte Klassenstufen. Zudem werden sie in der Broschüre auch thematisch geordnet, um einen leichteren Zugang zu gewähren. Den Anfang machen zwei Filme zum Thema der Eskalation rassistischer Gewalt in den 1990er Jahren. Das sind die Dokumentationen “Wer Gewalt sät… Von Brandstiftern und Biedermännern. Die Pogrome von Rostock 1992” und “Das Hoyerswerda Syndrom”, die ab Klassenstufe 10 empfohlen werden.
Ein weiterer Block beschäftigt sich mit den Themen “Rassismus, Antisemitismus und der Hass auf Schwächere: Todesopfer rechter Gewalt”. Hier gibt es die Empfehlung “Das Leben des Norbert Plath”, bei der es sich auch um eine Dokumentation handelt, die für die Klassenstufe 11 geeignet ist. Auch in diesen Rahmen fällt “Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin – Die Opfer der Rechtsterroristen”. Die ab der Klassenstufe 10 empfohlene Dokumentation wurde 2012 veröffentlicht.
Zum Thema “Aktuelle Erscheinungsformen des Rechtsextremismus” wird zum einen die Folge “Sonnenwende” der TV-Krimiserie “Stubbe – Von Fall zu Fall” in „Film ab! Gegen Nazis“ empfohlen, was ab der neunten Klassenstufe geschaut werden kann. Ebenfalls in dieses Themengebiet passt die Dokumentation “Der Kick” von 2005/06, die am besten ab der zwölften Klassenstufe gesehen wird. Ab Klasse 9 gibt es auch noch die Dokumentation “Das braune Chamäleon”, die sich mit modernen Formen des Rechtsextremismus beschäftigt. Gleiches gilt auch für den Dokumentarfilm “Die Tragödie der Provinz”.
Fokus wird zudem auch auf Mädchen und Frauen in der Naziszene gelegt. Zu sehen ist das in der Kurzdokumentation “Braune Kameradin”, die ab der zehnten Klasse empfohlen wird, und im bekannten Spielfilm “Kriegerin” von 2011, der auch schon ab Klasse 9 gesehen werden kann. Die Dokumentarfilme “Nach dem Brand” und “Per la Vita” geben wichtige Impulse zum Thema “Gegen das Vergessen: Widerstand und Gedenken an die Ermordeten.” Diese Filme werden, genauso wie „Sophie Scholl – Die letzten Tage„, für die Klassenstufe 10 bzw. 9 empfohlen. Zu allen genannten Filmen gibt es in der Handreichung ausführliche Informationen, Inhaltsangaben und pädagogische Einordnungen.
Fazit zu „Film ab! Gegen Nazis“
Der Umgang mit Rechtsextremismus ist ein fester Bestandteil der Lehre in den Schulen, der allerdings auch nicht immer ganz einfach ist. Lehrer können nicht in kurzer Zeit und mit wenigen Handgriffen lehren, was eigentlich als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen ist. Umso wichtiger ist es, dass den Lehrern gute Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden. Dazu können auch Filme gehören, die für die Broschüre „Film ab! Gegen Nazis“ näher beleuchtet wurden.
In der Handreichung gibt es eine gute Anleitung für Lehrer, wie Filme pädagogisch sinnvoll in den Unterricht integriert werden können. Auch wird darauf eingegangen, welche Chancen aber auch Risiken in filmischen Behandlungen zu solchen Themen liegen. Ein wichtiger Kern der Broschüre liegt in der Empfehlung von 12 Dokumentar- und Spielfilmen, die sich ab verschiedenen Klassenstufen für die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus eignen.