Ghostlight
„Ghostlight“ verknüpft Trauerarbeit, Schuldgefühle und familiäre Nähe mit dem Rahmen einer Bühnenproduktion. Das Drama setzt auf das Zusammenspiel von Alltag und Theatertext, von echtem Schmerz und gespielter Tragik. Wer persönliche Geschichten im Grenzbereich zwischen Realität und Fiktion sucht, findet hier eine ungewöhnliche Konstellation.

Dauer: | 115 Min. |
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FSK: | 16 (DE) |
Jahr: | 2024 |
Kategorien: | Drama |
Regie: | Alex Thompson, Kelly O'Sullivan |
Produzenten: | Pierce Cravens, Chelsea Krant, Ian Keiser, Edwin Linker, Alex Thompson, Alex Wilson |
Hauptdarsteller: | Keith Kupferer, Katherine Mallen Kupferer, Tara Mallen |
Nebendarsteller: | Dolly de Leon, Hanna Dworkin, Tommy Rivera-Vega, Alma Washington |
Studio: | Little Engine, Runaway Train |
Dan verliert seinen Halt im Leben und begegnet im Theater einem Raum, in dem etwas anderes möglich scheint. Was als bloße Ablenkung beginnt, entwickelt sich zu einem stillen Prozess innerer Auseinandersetzung. Seine Tochter nähert sich ihm über die Bühne wieder an, während seine Ehe auf der Kippe steht. Wächst zwischen Kulissen und Kostümen tatsächlich ein neuer Zusammenhalt?
Besetzung, Regie und Drehorte
Der Film „Ghostlight“ stammt von Kelly O’Sullivan und Alex Thompson, die gemeinsam Regie führten. O’Sullivan schrieb auch das Drehbuch. In der Hauptrolle spielt Keith Kupferer den Bauarbeiter Dan. Dolly de Leon übernimmt die Rolle der Rita, Katherine Mallen Kupferer verkörpert Daisy, Tara Mallen spielt Sharon. Hana Dworkin tritt als Lanora auf, Tommy Rivera-Vega spielt Lucian, Alma Washington ist als Moira zu sehen. Produziert wurde der Film unter anderem von Chelsea Krant und Alex Thompson. Die Kamera führte Luke Dyra, während Michael Spencer Smith den Schnitt übernahm. Quinn Tsan komponierte die Filmmusik.
Die Dreharbeiten fanden im Oktober 2023 in Waukegan statt. „Ghostlight“ feierte am 18. Januar 2024 beim Sundance Film Festival Premiere und wurde danach bei mehreren internationalen Festivals gezeigt. Im April lief er in Miami, im Mai in Chicago und Seattle. Im Juni war er in Nantucket, Sydney und Bentonville vertreten. Der US-Kinostart erfolgte am 14. Juni 2024, die VoD-Veröffentlichung ist für den 30. Juli 2024 geplant. Der Film dauert 110 Minuten und erhielt eine FSK 16-Freigabe.
„Ghostlight“ wurde mehrfach ausgezeichnet und nominiert. Keith Kupferer gewann unter anderem bei den Satellite Awards und beim Seattle International Film Festival. Auch Tochter Katherine Mallen Kupferer erhielt Nominierungen. Beim Chicago Critics Film Festival gewann der Film den Publikumspreis. Die Independent Spirit Awards nominierten ihn für den John Cassavetes Award. Weitere Ehrungen gab es in Thessaloniki, Leiden und bei der National Board of Review.
Handlung & Inhalt vom Film „Ghostlight“
Dan Mueller arbeitet auf dem Bau und kämpft mit der aufbrausenden Art seiner Tochter Daisy. Der Suizid seines Sohnes Brian belastet ihn schwer, genauso wie die laufende Klage gegen dessen frühere Freundin Christine Hawthorne. Als Dan auf der Baustelle einem aggressiven Autofahrer gegenüber handgreiflich wird, beobachtet ihn die Schauspielerin Rita. Kurz darauf lädt sie ihn ein, im benachbarten Laientheater bei einer „Romeo und Julia“-Inszenierung vorzulesen. Zögerlich nimmt Dan an und findet überraschend Zugang zur Rolle von Julias Vater, Lord Capulet.
Daisy, die früher selbst Theater spielte, hilft ihm anfangs mit Tipps, zieht sich aber bald zurück. Die Situation zu Hause wird angespannter, als Dans Frau Sharon einen Garten anlegen will – genau dort, wo Brian sich das Leben genommen hat. Als Daisy versehentlich darüberläuft, bricht Dan in Wut aus. Im Theater beobachtet er später einen Konflikt zwischen Rita und dem Romeo-Darsteller. Die Szene berührt ihn tief, und als das gespielte Doppelselbstmord-Ende der Tragödie folgt, spricht er offen über Brians Tod. Sharon und Daisy sehen, wie Rita ihn draußen umarmt.
Neuanfang nach dem letzten Vorhang
Dan verschweigt seiner Familie, dass er vom Job freigestellt wurde, und probt weiter. Nun übernimmt er sogar die Rolle des Romeo. Daisy folgt ihm schließlich heimlich zum Theater, erkennt seine Lüge und wird schnell Teil der Gruppe. Gemeinsam fahren sie heim, wo Sharon bereits erfahren hat, dass Dan nicht mehr arbeitet. Sie konfrontiert ihn mit einem Seitensprung, doch er klärt alles auf. Sharon erkennt Dans Engagement und öffnet die Türen der Schulsporthalle für eine einmalige Aufführung. Daisy bekommt die Rolle des Mercutio.
Dan hat Schwierigkeiten, Romeos Todesszene glaubhaft darzustellen. Daisy hilft ihm, indem sie ihn an Brians Schmerz erinnert. Während der Gerichtsanhörung mit den Hawthornes spricht Dan zum ersten Mal offen über Brians letzten Abend. Dabei gibt er zu, dass Brian und Christine gemeinsam sterben wollten, weil sie durch den Umzug ihrer Familie getrennt worden wären. Dan erkennt, dass seine Wut Christine galt, obwohl sie keine Schuld trägt. Er lässt die Klage fallen, was Sharon hart trifft, da sie nun keine Gerechtigkeit bekommt.
Trotz des Streits mit Sharon findet Dan zurück zur Familie. Bei der Aufführung bewegen er und Rita das Publikum – besonders Sharon – mit ihrem Spiel. In dem Moment, als Romeo stirbt, sieht Dan eine Vision seines Sohnes hinter der Bühne. Nach dem Stück fallen sich die Muellers in die Arme. Sie feiern mit der Theatergruppe und kehren anschließend gemeinsam nach Hause zurück. Die offene Wunde zwischen ihnen beginnt sich langsam zu schließen.
Fazit & Kritiken zum Film „Ghostlight“
„Ghostlight“ bewegt sich an der Schnittstelle zwischen familiärem Trauma und Theaterprobe, ohne sich ganz für eine Richtung zu entscheiden. Der Film arbeitet mit starken Momenten, etwa wenn Dan während einer improvisierten Probe plötzlich seine eigene Geschichte mit dem Tod seines Sohnes in die Szene trägt. Diese Nähe zur Realität verleiht der Inszenierung Wucht, verliert aber an Spannung, wenn sich der Film zu sehr auf das Bühnengeschehen verlässt. Manche Szenen dehnen sich unnötig, während andere Konflikte nur angerissen bleiben.
Besonders auffällig ist, wie das Verhältnis zwischen Vater und Tochter nicht bloß über Dialoge, sondern durch Blicke und Pausen erzählt wird. Gerade die Szenen zwischen Dan und Daisy wirken unverstellt und glaubwürdig. Gleichzeitig verschenkt der Film Potenzial, wenn es um die Rolle von Sharon geht. Ihre Wandlung bleibt skizzenhaft, obwohl sie zentrale Entscheidungen beeinflusst. Der Versuch, durch das Theaterprojekt Heilung anzudeuten, funktioniert streckenweise, wirkt aber dort konstruiert, wo Symbolik wichtiger wird als Konsequenz.
„Ghostlight“ punktet vor allem dann, wenn er auf kleine Gesten statt große Worte setzt. Doch je näher die Aufführung rückt, desto stärker drängt sich das Schema eines klassischen Läuterungsdramas auf. Am Ende bleibt ein Film, der viel wagt, aber nicht jede seiner Ideen konsequent zu Ende denkt.