The Pope’s Exorcist
„The Pope’s Exorcist“ knüpft an eine lange Tradition katholischer Horrorfilme an, die zwischen Glaubensprüfung und metaphysischem Schrecken oszillieren. Der Film von Julius Avery greift das Motiv des besessenen Körpers auf, verlagert es aber in die Nähe einer biografischen Studie über den realen Priester Gabriele Amorth. Zwischen sakraler Rhetorik und moderner Effektästhetik bewegt sich eine Geschichte, die das alte Duell zwischen Rationalität und religiösem Dogma neu auflädt. Der Ton bleibt dabei entschieden weltlich, getragen von der Figur eines Priesters, der Witz, Zweifel und Autorität in sich vereint.

Dauer: | 103 Min. |
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FSK: | 16 (DE) |
Jahr: | 2023 |
Kategorien: | Horror |
Regie: | Julius Avery |
Produzenten: | Doug Belgrad, Michael Patrick Kaczmarek, Jeff Katz, Eddie Siebert |
Hauptdarsteller: | Russell Crowe, Daniel Zovatto, Alex Essoe |
Nebendarsteller: | Peter DeSouza-Feighoney, Ralph Ineson, Laurel Marsden, Franco Nero |
Studio: | Screen Gems, 2.0 Entertainment, Loyola Productions |
Im Zentrum steht Pater Amorth, der als persönlicher Exorzist des Papstes in den 1980er-Jahren einen Fall in Spanien übernimmt. Ein amerikanischer Junge zeigt dort Anzeichen dämonischer Besessenheit, nachdem seine Familie in eine verlassene Abtei gezogen ist. Gemeinsam mit einem jüngeren Geistlichen stößt Amorth auf ein verborgenes Geheimnis, das bis in die Inquisitionszeit reicht. Der Kampf um das Kind wird so zu einer Konfrontation mit institutioneller Schuld und persönlichem Versagen, die beide Priester an ihre Grenzen führt.
Besetzung, Regie und Drehorte
Der Film „The Pope’s Exorcist“ ist eine US-amerikanische Produktion aus dem Jahr 2023 und wurde von Screen Gems realisiert. Das Werk entstand in englischer und italienischer Sprache und hat eine Laufzeit von 104 Minuten. In Deutschland erhielt der Film eine Altersfreigabe ab 16 Jahren. Die Handlung basiert auf den Memoiren des vatikanischen Priesters und Exorzisten Gabriele Amorth, der über Jahrzehnte hinweg als offizieller Exorzist des Papstes tätig war. Die Adaption verbindet historische Anlehnungen an seine Arbeit mit einem fiktiven Fall, der im Spanien der späten 1980er-Jahre angesiedelt ist.
Regie führte der australische Filmemacher Julius Avery, der zuvor mit „Operation: Overlord“ im Genre des düsteren Action-Horrors Aufmerksamkeit erregte. Das Drehbuch stammt von Michael Petroni und Evan Spiliotopoulos und greift Themen wie Glaube, Schuld und institutionelle Verantwortung auf. In der Hauptrolle ist Russell Crowe als Pater Gabriele Amorth zu sehen. An seiner Seite spielt Daniel Zovatto den jüngeren Priester Tomás Esquibel. Weitere Rollen übernehmen Alex Essoe als Julia Vasquez, Peter DeSouza-Feighoney als Henry Vasquez, Laurel Marsden als Amy Vasquez sowie Franco Nero als Papst. Unterstützt wird das Ensemble durch Cornell John, Ryan O’Grady und Bianca Bardoe.
Die Kameraarbeit übernahm Khalid Mohtaseb, der für eine klare, kontrastreiche Bildgestaltung sorgt. Die Filmmusik stammt von Jed Kurzel, dessen Komposition sakrale Elemente mit modernen Spannungsmustern verbindet. Der Schnitt wurde von Matt Evans verantwortet, während Lorna Marie Mugan für das Kostümdesign zuständig war. Gedreht wurde in Irland und Italien, unter anderem in Dublin, im County Wicklow, in Limerick und in Rom. Zu den markanten Schauplätzen zählen das Trinity College, die City Hall und das neugotische Dromore Castle. Die Produktion wurde im Sommer 2022 abgeschlossen und der Film im April 2023 in den Kinos veröffentlicht.
Handlung & Inhalt vom Film „The Pope’s Exorcist“
Im Jahr 1987 wird Pater Gabriele Amorth, der persönliche Exorzist des Papstes, zu einem italienischen Dorf gerufen, in dem ein junger Mann namens Enzo angeblich von einem Dämon besessen ist. Amorth, ein pragmatischer und humorvoller Geistlicher, untersucht den Fall gemeinsam mit dem örtlichen Priester. In einem ungewöhnlichen Ritual fordert er den Dämon auf, in ein Schwein zu fahren, das anschließend erschossen wird. Obwohl der Mann dadurch geheilt scheint, gerät Amorth vor ein kirchliches Tribunal, das seine unorthodoxen Methoden kritisiert. Der Priester verlässt enttäuscht die Sitzung und hält an seinem Glauben an die reale Existenz des Bösen fest.
Kurz darauf erhält Amorth vom Papst einen neuen Auftrag. In Spanien soll er einem Jungen namens Henry helfen, der nach dem Tod seines Vaters verstummt ist und seit einem Unfall in einer alten Abtei ein beunruhigendes Verhalten zeigt. Die Mutter Julia, ihre Tochter Amy und der lokale Priester Esquibel erleben zunehmend unerklärliche Ereignisse. Henrys Körper zeigt keine medizinischen Auffälligkeiten, doch seine Sprache und Gesten werden immer aggressiver. Amorth erkennt schnell, dass hier mehr als eine psychische Störung im Spiel ist. Er trifft Vorbereitungen für einen Exorzismus, unterstützt von Esquibel, der jedoch unerfahren und emotional überfordert ist.
Das Erbe der Inquisition erwacht
Während der Exorzismusversuche verschärft sich die Situation. Der Dämon verspottet die Priester, greift ihre Glaubenszweifel an und nutzt ihre Schuldgefühle gegen sie. Esquibel verliert zeitweise die Kontrolle und reagiert gewaltsam auf die Provokationen des besessenen Jungen. Amorth erfährt von Julia, dass sie den Glauben schon als Kind aufgegeben hatte, lässt sie jedoch beten, um eine spirituelle Verbindung zu stärken. Parallel wird der Papst in Rom krank, als er Akten über den spanischen Fall liest. Die Ereignisse deuten auf eine Verbindung zwischen der Abtei und einem alten, von der Kirche vertuschten Geschehen hin.
Amorth entdeckt auf dem Gelände der Abtei einen verschlossenen Zugang, der in ein unterirdisches System führt. Dort findet er Überreste eines Inquisitors, der selbst von einem Dämon besessen wurde und dessen Geschichte die Kirche geheim hielt. Der Name des Dämons lautet Asmodeus. Gemeinsam mit Esquibel bereitet sich Amorth auf eine letzte Auseinandersetzung vor. In einer Beichte gestehen beide ihre persönlichen Sünden und sprechen sich gegenseitig die Absolution zu. Diese gegenseitige Reinigung soll ihnen die geistige Stärke geben, dem Dämon zu widerstehen.
Im finalen Exorzismus bietet Amorth sich selbst als Opfer an, um Asmodeus aus dem Jungen zu vertreiben. Der Dämon nimmt sein Angebot an und versucht, ihn zu zerstören, doch Esquibel greift ein. In einem erbitterten Kampf gelingt es den Priestern, die dämonische Macht zurück in die Hölle zu verbannen. Henry überlebt und erholt sich vollständig, während auch der Papst wieder gesund wird. Die Abtei wird von der Kirche neu geweiht, und Amorth kehrt mit Esquibel nach Rom zurück. Dort erfahren sie, dass sie künftig weitere Orte des Bösen aufsuchen sollen. Amorth nimmt die Aufgabe mit einem ironischen Lächeln an und sagt, sie würden nun gemeinsam in die Hölle reisen.
Filmkritik und Fazit zum Film „The Pope’s Exorcist“
Julius Avery verknüpft in „The Pope’s Exorcist“ klassische Exorzismusmotive mit der Biografie eines realen Priesters. Seine Regie bleibt dabei handwerklich solide, aber selten riskant. Die Spannung entsteht weniger aus Schockmomenten als aus der Dynamik zwischen den Priestern. Russell Crowe gestaltet Amorth als widerständigen, fast ironischen Geistlichen, der den Ernst seiner Mission mit pragmatischem Humor durchbricht. Daniel Zovatto bildet das jugendliche Gegenstück, dessen Unsicherheit den Kontrast verstärkt. Kamera und Licht setzen auf kühle Farbpaletten und dezente Schärfentiefe, wodurch sakrale Räume plastisch wirken. Der Ton unterstreicht das Bedrohliche durch tieffrequente Vibrationen, während Jed Kurzels Musik zwischen gregorianischen Motiven und modernen Spannungsflächen changiert.
Das Drehbuch variiert bekannte Muster des Exorzismusfilms, ohne sie grundsätzlich zu erneuern. Dennoch gelingt es Avery, durch das Setting der spanischen Abtei eine eigentümliche Düsternis zu erzeugen. Besonders eindrücklich sind zwei Momente: Wenn Amorth in einer frühen Szene den Dämon in ein Schwein zwingt, zeigt der Film die Ambivalenz zwischen Glauben und Theater. Später, im Gewölbe der Abtei, entsteht mit dem Fund der alten Inquisitorenreste ein kurzer Anflug archäologischen Horrors, der mehr Substanz andeutet, als der Film letztlich ausspielt. Der Rhythmus bleibt konventionell, doch die visuelle Klarheit hält die Handlung verständlich.
Der Film bewegt sich zwischen atmosphärischem Grusel und überdrehten Effekten, bleibt aber nie in purer Übertreibung stecken. Dass die Geschichte in einem actionhaften Finale mündet, schwächt die zuvor aufgebaute Spannung, verleiht dem Film jedoch einen eigenen Tonfall zwischen Glaubensdrama und Popcornkino. Russell Crowe trägt das Werk mit gelassener Autorität, die dem übernatürlichen Geschehen eine menschliche Basis gibt. Trotz erzählerischer Konventionen besitzt „The Pope’s Exorcist“ eine innere Balance aus Schwere und Selbstironie. Am Ende bleibt ein Film, der die Mechanik des Genres respektiert, sie aber nicht sprengt – ein solider Vertreter des modernen katholischen Horrors, getragen von der stillen Faszination seines eigenwilligen Priesters.