After the Hunt
Der Thriller „After the Hunt“ verhandelt Macht, Vertrauen und die moralische Unsicherheit akademischer Strukturen. Luca Guadagnino richtet den Blick auf die Bruchstellen zwischen persönlicher Verantwortung und öffentlicher Wahrnehmung. Er zeigt ein System, in dem Loyalität, Karriere und Wahrheit unauflösbar ineinandergreifen. Zwischen Prestige und Schuld entsteht ein leises Ringen um Glaubwürdigkeit und Selbstschutz, das sich in jeder Begegnung spiegelt.

| Dauer: | 139 Min. | 
|---|---|
| FSK: | 12 (DE) | 
| Jahr: | 2025 | 
| Kategorien: | Thriller | 
| Regie: | Luca Guadagnino | 
| Produzenten: | Brian Grazer, Allan Mandelbaum, Luca Guadagnino, Jeb Brody | 
| Hauptdarsteller: | Julia Roberts, Ayo Edebiri, Andrew Garfield | 
| Nebendarsteller: | Michael Stuhlbarg, Chloë Sevigny, Lio Mehiel, David Leiber | 
| Studio: | Frenesy Film, Imagine Entertainment, Big Indie Pictures, Amazon MGM Studios | 
Alma Imhoff, eine Philosophieprofessorin, kehrt nach längerer Krankheit an die Universität zurück. Ein Vorwurf unter Kollegen setzt eine Kette von Konflikten in Gang, die private Vergangenheit und berufliche Gegenwart auf schmerzhafte Weise verbinden. Zwischen Anschuldigungen, Loyalitäten und alten Wunden geraten Gewissheiten ins Wanken. Wie viel Wahrheit lässt sich in einer Welt sagen, die vom Schweigen lebt?
Besetzung, Regie und Drehorte
„After the Hunt“ ist ein Thriller von Luca Guadagnino aus dem Jahr 2025. Das Drehbuch schrieb Nora Garrett, während die Produktion von Brian Grazer, Luca Guadagnino, Jeb Brody und Allan Mandelbaum übernommen wurde. Die Filmmusik stammt von Trent Reznor und Atticus Ross. Für die Kameraarbeit war Malik Hassan Sayeed verantwortlich, den Schnitt übernahm Marco Costa. Der Film dauert 139 Minuten und erhielt in Deutschland eine FSK-12-Freigabe.
In den Hauptrollen sind Julia Roberts als Alma Olsson und Andrew Garfield als Hank Gibson zu sehen. Ayo Edebiri spielt Maggie Price, Michael Stuhlbarg verkörpert Frederik Olsson, Chloë Sevigny ist als Kim zu sehen. Weitere Rollen übernehmen Lío Mehiel als Alex, David Leiber als Dekan, Thaddea Graham als Katie und Will Price als Arthur. Gedreht wurde von Juli bis Herbst 2024 in London und an der University of Cambridge auf 35-mm-Film.
Die Premiere fand am 29. August 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig statt, wo der Film außer Konkurrenz gezeigt wurde. Weitere Festivalstationen waren New York, Zürich, Vancouver und London. In den USA erschien der Film am 10. Oktober 2025, in Deutschland am 16. Oktober 2025. Weltweit spielte „After the Hunt“ rund zwei Millionen US-Dollar ein.
Handlung & Inhalt vom Film „After the Hunt“
Alma Imhoff, Professorin für Philosophie an der Yale University, kehrt nach einer längeren Krankheit an ihre Fakultät zurück. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Frederik, der als Therapeut arbeitet, veranstaltet sie ein Abendessen. Unter den Gästen befinden sich ihr Kollege Hank Gibson und die ehrgeizige Doktorandin Maggie Resnick. Während des Abends entdeckt Maggie in einem Schrank einen Umschlag mit alten Erinnerungsstücken. Darin liegt ein Zeitungsausschnitt, den sie heimlich einsteckt. Frederik äußert später, Hank und Maggie seien nur wegen ihrer Bewunderung interessant. Hank begleitet Maggie anschließend nach Hause, was die Ereignisse in Gang setzt.
Am nächsten Tag erscheint Maggie nicht zum Unterricht. Spätabends trifft Alma sie vor ihrem Haus, wo Maggie ihr anvertraut, Hank habe sie sexuell angegriffen. Alma reagiert verunsichert und bietet keine klare Unterstützung, was Maggie verletzt. Kurz darauf konfrontiert Alma Hank, der die Anschuldigungen entschieden bestreitet und behauptet, Maggie erfinde die Geschichte, weil er sie zuvor des Plagiats bezichtigt habe. Ohne Maggies Zustimmung informiert Alma den Dekan über den Vorfall, was das Vertrauen zwischen den Frauen zerstört. Schließlich wenden sich beide – Hank und Maggie – unabhängig voneinander an Alma und erwarten Loyalität.
Zwischen Wahrheit und Täuschung
Nach Hanks Entlassung eskaliert die Situation weiter. Wütend stürmt er in Almas Seminar, beschuldigt sie offen des Verrats und verlässt schließlich den Raum. Draußen sucht Alma das Gespräch mit Maggie, versucht ihr Trost zu spenden und lädt sie anschließend zum Abendessen ein. Gleichzeitig beginnen erste Journalisten, intensiver Nachforschungen anzustellen. Kurz darauf veröffentlicht Maggie ihre Anschuldigung in der Yale Daily News und übersetzt außerdem den Zeitungsausschnitt. Dadurch wird bekannt, dass Alma in ihrer Jugend eine Vergewaltigung behauptete, die sie jedoch später widerrief. Beim nächsten Treffen wirft Alma Maggie den Eingriff in ihre Privatsphäre vor und beendet endgültig die Beziehung.
Wenig später fälscht Alma ein Rezept und verliert dadurch vorerst ihre Chance auf eine feste Anstellung an der Universität. Auf dem Campus begegnet sie Maggie erneut und erhebt nun selbst den Vorwurf des Plagiats gegen sie. Dabei kritisiert sie Maggies Verhalten, ihre privilegierte Herkunft sowie ihre Beziehung zu Partner Alex. Der Streit eskaliert zunehmend, bis Maggie Alma ohrfeigt. Danach zieht sich Alma in ihr Apartment am Wasser zurück, wo sie überraschend auf Hank trifft. Er gibt Flirts mit Studentinnen zu, streitet aber weiterhin die Tat ab. Schließlich gesteht er eine frühere Affäre mit Alma, bevor er erneut körperlich wird und sie ihn entschlossen hinausstößt.
Am folgenden Tag kehrt Alma an die Universität zurück, ohne zu wissen, dass Maggie im Rolling Stone einen kritischen Artikel veröffentlicht hat. Auf dem Campus konfrontieren Studierende sie mit Protesten, woraufhin Alma zusammenbricht. Im Krankenhaus gesteht sie Frederik ihre verdrängte Vergangenheit: Als Jugendliche begann sie eine sexuelle Beziehung mit einem Freund ihres Vaters und erhob später eine falsche Anschuldigung, die zu dessen Suizid führte. Jahre später ist Alma Dekanin und trifft Maggie wieder. Beide behaupten, glücklich zu sein, doch Zweifel bleiben. Während Alma das Lokal verlässt, ruft Luca Guadagnino im Off: „Cut!“.
Filmkritik und Fazit zum Film „After the Hunt“
Der Film „After the Hunt“ von Luca Guadagnino beeindruckt visuell wie emotional – doch genau in dieser Intensität liegt auch seine größte Fußfalle. Die Kamera von Malik Hassan Sayeed gelingt eindrückliche Einstellungen, oftmals beinahe schneidend klar und regelrecht verwoben mit der opaken Atmosphäre des akademischen Milieus. Gleichzeitig liefert der Score von Trent Reznor und Atticus Ross eine beinahe laute Präsenz, die häufig die Dialoge überlagert und eher Druck erzeugt als subtilen Subtext. In einer Schlüsselszene begleitet die Kamera Alma durch verwinkelte Korridore der Universität, während der Takt des Scores mit tickender Dringlichkeit ihre innere Unruhe nach außen kehrt. Dieser Stil ist stark, aber die Musik wird hier zum Resonanzkörper, nicht zum Anlass. Dem Film gelingt so eine dichte Atmosphäre, bleibt jedoch stilistisch zu oft im Modus visuell dominierter Provokation.
Die Schauspieler liefern überzeugende Leistungen, insbesondere Julia Roberts gelingt eine kontrollierte, nuancierte Darstellung ihrer Figur – sie trägt die moralische Unsicherheit mit feinem Gespür. Ayo Edebiri legt eine energiegeladene und ambivalente Performance hin, die die Rollenverhältnisse energisch untergräbt. Andrew Garfield wiederum setzt auf ein kühles Ambivalent, das die Grenze zwischen Täter und Opfer zu verwischen versucht. Dennoch zeigt sich, dass das Drehbuch von Nora Garrett und die Regie manchmal mehr möchten, als sie erzählerisch fassen können. Die stilistische Ambition ist hoch, die Stringenz im Aufbau jedoch gelegentlich wacklig.
Wer ästhetisch ambitioniertes Kino mit komplexen moralischen Fragen sucht, findet in „After the Hunt“ reichlich Stoff zum Nachdenken. Wer hingegen eine klare, stringent erzählte Auseinandersetzung mit institutionellen Dynamiken und Machtverhältnissen erwartet, wird hier womöglich unbefriedigt bleiben. Der Film funktioniert als emotionales und formales Statement aber seine Wirkung hängt davon ab, wie bereit man ist, in offenen Fragen zu verweilen.