Willkommen bei den Hartmanns
„Willkommen bei den Hartmanns“ bewegt sich zwischen Komödie und Gesellschaftsspiegel, ohne in Schablonen zu verfallen. Der Film greift aktuelle Debatten um Integration auf, wählt jedoch den Blickwinkel einer wohlhabenden Münchner Familie. Dabei verbindet er politische Reibungspunkte mit familiären Brüchen, die ganz unabhängig vom Weltgeschehen entstanden sind. Das Genre der Komödie dient hier nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als Katalysator für Reaktionen auf Veränderung.

Dauer: | 113 Min. |
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FSK: | 12 (DE) |
Jahr: | 2016 |
Kategorien: | Komödie |
Regie: | Simon Verhoeven |
Produzenten: | Max Wiedemann, Quirin Berg, Simon Verhoeven, Michael Verhoeven |
Hauptdarsteller: | Senta Berger, Heiner Lauterbach, Florian David Fitz |
Nebendarsteller: | Palina Rojinski, Elyas M'Barek, Eric Kabongo, Uwe Ochsenknecht |
Studio: | Seven Pictures, Wiedemann & Berg Film, Sat.1, Sentana Filmproduktion |
Im Mittelpunkt steht Angelika Hartmann, die einen Geflüchteten in ihr Haus aufnimmt und damit ungeahnte Dynamiken auslöst. Ihre Entscheidung bringt alte Konflikte ans Licht, provoziert neue Allianzen und stellt die Beziehungen innerhalb der Familie auf die Probe. Zwischen Jobstress, Identitätskrisen und gesellschaftlichem Druck prallen Generationen, Haltungen und Weltbilder aufeinander. Wie viel Nähe kann entstehen, wenn alle erst einmal Abstand brauchen?
Besetzung, Regie und Drehorte
Der Film „Willkommen bei den Hartmanns“ erschien 2016 unter der Regie von Simon Verhoeven. Er führte auch das Drehbuch und war neben Quirin Berg, Max Wiedemann und Michael Verhoeven an der Produktion beteiligt. Die Musik komponierte Gary Go, während Jo Heim die Kameraarbeit übernahm. Für den Schnitt zeichneten Stefan Essl und Dennis Bachter verantwortlich. Gedreht wurde in München und Umgebung. Die Praxis von Dr. Sascha Heinrich wurde im BMW Museum nachgebaut. Seine Premiere feierte der Film am 25. Oktober 2016 im Mathäser Kino. Mit einer Laufzeit von 116 Minuten erhielt die Komödie eine Altersfreigabe ab 12 Jahren.
In den Hauptrollen spielt Senta Berger die pensionierte Lehrerin Angelika Hartmann, Heiner Lauterbach verkörpert ihren Mann Dr. Richard Hartmann. Florian David Fitz übernimmt die Rolle des Sohnes Philipp, Palina Rojinski stellt Tochter Sofie dar. Eric Kabongo spielt den Geflüchteten Diallo Makabouri, der vorübergehend bei der Familie einzieht. Elyas M’Barek tritt als Dr. Tarek Berger auf, Uwe Ochsenknecht als Dr. Sascha Heinrich. Der Film beleuchtet mit Humor und Ernst gesellschaftliche Spannungen rund um Integration und Vorurteile.
„Willkommen bei den Hartmanns“ wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Darunter die Goldene Leinwand, der Bayerische Filmpreis, der Bambi sowie der Deutsche Comedypreis. Auch international erhielt er Beachtung, etwa beim Europäischen Filmpreis und dem Toronto EU Film Festival. In Deutschland lockte er 3,8 Millionen Zuschauer in die Kinos und spielte weltweit rund 28 Millionen US-Dollar ein. Der Film wurde außerdem mit öffentlichen Mitteln gefördert. Der FilmFernsehFonds Bayern unterstützte die Produktion mit 900.000 Euro.
Handlung & Inhalt vom Film „Willkommen bei den Hartmanns“
Die Hartmanns leben als wohlhabende Familie in einem Münchner Vorort. Angelika, ehemalige Lehrerin, und Richard, ein erfolgreicher Orthopäde, führen ein komfortables Leben, kämpfen jedoch mit unterschiedlichen Vorstellungen vom Älterwerden. Richard wehrt sich gegen den Ruhestand und lässt sich kosmetisch behandeln. Tochter Sofie studiert immer noch Psychologie und ist mit 31 Jahren unverheiratet. Sohn Philipp arbeitet als Geschäftsanwalt, vernachlässigt aber seinen Sohn Basti. Die Familie lebt zwar unter einem Dach, doch zwischenmenschlich klaffen Lücken. Angelika sehnt sich nach Sinn und beschließt, aktiv zu helfen.
Nach einem Besuch im Flüchtlingszentrum entscheidet sich Angelika, einen Geflüchteten aufzunehmen. Obwohl die Familie zunächst ablehnt, setzt sie sich durch und nimmt Diallo aus Nigeria auf. Richard bleibt skeptisch, begleitet sie aber zur Auswahl. Sofie zeigt sich offen. Diallo zieht ein, hilft im Haushalt und freundet sich mit Angelika an. Dennoch bleibt kulturelles Unverständnis nicht aus. Sofies Lebensstil wirkt auf Diallo seltsam, was zu Missverständnissen führt. Währenddessen eskaliert Richards Verhältnis zu seinem Kollegen Tarek Berger, einem sportlich engagierten Arzt, den er von früher kennt. Alte Kränkungen erschweren eine sachliche Begegnung zwischen den beiden Männern.
Rückkehr und Herzinfarkt
Diallo unterstützt Basti beim Dreh eines Schulvideos. Dieses Projekt sorgt beinahe für Bastis Schulverweis, doch Philipp greift ein. Gleichzeitig spitzt sich dessen berufliche Lage zu. Er leidet unter Stress, reist ständig nach Shanghai und bricht schließlich zusammen. Nach einer Burnout-Diagnose wird er in eine Klinik eingeliefert. In der Schule spricht Basti über Diallos Flucht vor Boko Haram, was viel Aufmerksamkeit erhält. Währenddessen organisiert Heike, Angelikas frühere Kollegin, ein Fest für Diallo. Das laute Event ruft die Polizei auf den Plan, was Misstrauen in der Nachbarschaft schürt. Sofie wird zudem von einem Taxifahrer belästigt, der Diallo verdächtigt.
Die Stimmung rund um die Familie kippt weiter. Rechtsextreme demonstrieren vor dem Haus, Sofie setzt sich gegen den Stalker zur Wehr. Diallo versucht Sofie und Tarek zu verkuppeln, doch beide lehnen das zunächst ab. Später verlieben sie sich unabhängig davon. Richard zieht aus und genießt sein neues Leben, begegnet aber Diallo, der ihn zur Rückkehr zu Angelika ermutigt. Nach anfänglichem Widerstand beginnt Richard, seine Haltung zu überdenken. Gleichzeitig steht Diallos Asylantrag auf der Kippe. Basti bittet Philipp um Hilfe, der sich schließlich entschließt, doch zurückzukommen und Diallo vor Gericht zu unterstützen.
Philipp eilt zum Gerichtstermin und möchte ein Schulvideo zeigen, doch die Richterin hat es bereits gesehen. Sie entscheidet für Diallo. Währenddessen erleidet Richard einen Herzinfarkt. Tarek leistet Erste Hilfe. Eine Spezialeinheit, die Diallo irrtümlich für gefährlich hält, rückt an, erkennt aber die Lage rechtzeitig und bricht den Einsatz ab. Diallo erhält Asyl und feiert mit allen Beteiligten. Die Familie ist wieder vereint. Alte Konflikte werden beigelegt, neue Bindungen entstehen. Richard kehrt zu Angelika zurück, und Sofie geht mit Tarek einen neuen Weg.
Fazit & Kritiken zum Film „Willkommen bei den Hartmanns“
„Willkommen bei den Hartmanns“ nutzt die Flüchtlingsthematik als Aufhänger, ohne sich in Klischees zu verlieren. Der Film hält sich nah am Alltag einer deutschen Familie und verbindet gesellschaftliche Debatten mit persönlichen Konflikten. Besonders wirksam wirkt die Szene, in der Richard bei einer Anti-Aging-Party vor sich selbst flieht – nicht aus Eitelkeit, sondern aus Ratlosigkeit. Die Figur des Diallo bleibt dabei bewusst zurückhaltend geschrieben. Er dient als Auslöser für Reibung, aber nicht als Projektionsfläche.
Während einige Figuren glaubwürdig reagieren, wirken andere Situationen überzeichnet. Die nächtliche Belagerung durch rechte Demonstranten mit Fackeln grenzt an Karikatur, obwohl sie realen Vorfällen ähnelt. Der Humor funktioniert, solange er aus der Dynamik der Familie entsteht. Weniger überzeugend wirkt er, wenn er auf skurrile Nebenhandlungen setzt. Auch das Zusammentreffen von Tarek und Sofie im Club erscheint konstruiert, obwohl es emotional aufgelöst wird.
Die Kritik trifft der Film dort, wo er Überforderung, Selbstbetrug und Ignoranz nebeneinanderstellt. Er macht seine Figuren angreifbar, ohne sie lächerlich zu machen. Einige Entwicklungen wirken dennoch zu versöhnlich. Das Happy End, inklusive Gerichtsszene, nimmt dem Thema die Schärfe. Trotzdem gelingt es dem Film, unterhaltsam über Spannungen in einer verunsicherten Gesellschaft zu sprechen.