Amrum
„Amrum“ zeigt ein Drama über die letzten Kriegstage und deren Folgen für eine Familie. Auf einer abgeschiedenen Insel trifft die Erfahrung von Flucht und Verlust auf den Alltag eines Kindes. Die Handlung entwickelt sich zwischen karger Natur, stummer Resignation und stiller Verantwortung. In dieser Spannung entfaltet sich ein Film, der kollektive Brüche an einer persönlichen Geschichte sichtbar macht. Kann ein Kind inmitten von Schuld und Hunger bestehen?

Dauer: | 93 Min. |
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FSK: | 12 (DE) |
Jahr: | 2025 |
Kategorien: | Drama |
Regie: | Fatih Akin |
Produzenten: | Lara Förtsch |
Hauptdarsteller: | Jasper Billerbeck, Diane Kruger, Kian Köppke |
Nebendarsteller: | Laura Tonke, Hark Bohm, Matthias Schweighöfer, Lisa Hagmeister |
Studio: | Bombero International, Rialto Film, Warner Bros. Film Productions Germany |
Die Handlung setzt bei Nanning Bohm an, einem Zwölfjährigen, der für die Familie sorgt. Er jagt, fischt und organisiert Tauschhandel, um Nahrung zu sichern. Die Mutter erwartet ein Kind, zieht sich nach Hitlers Tod jedoch in Depression zurück. Gleichzeitig erlebt Nanning, wie Begegnungen mit Dorfbewohnern und erste Eindrücke von Tod sein Denken formen. Zwischen Mangel und Erinnerung sucht er einen eigenen Weg. Wie gelingt es ihm, aus dieser Lage Haltung zu entwickeln?
Besetzung, Regie und Drehorte
„Amrum“ ist ein deutsches Drama von 2025 unter der Regie von Fatih Akin. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit mit Hark Bohm, während Lara Förtsch die Produktion übernahm. Für die Bildgestaltung war Karl Walter Lindenlaub verantwortlich, der zuvor an internationalen Projekten gearbeitet hatte. Andrew Bird führte den Schnitt, und die Musik komponierte Stefan Goetsch alias Hainbach, für den es die erste Spielfilmarbeit darstellt. Das Szenenbild stammt von Seth Turner, die Kostüme von Birgit Missal. Der Film erhielt eine FSK-12-Freigabe und läuft 100 Minuten.
Zum Ensemble gehören Jasper Billerbeck als Nanning, Kian Köppke als Hermann und Laura Tonke als Hille Hagener. Diane Kruger übernahm die Rolle der Tessa Bendixen, Matthias Schweighöfer verkörpert Onkel Theo. Zudem treten Detlev Buck als Sam Gangsters und Lisa Hagmeister als Ena auf. Damit vereint der Film eine Reihe bekannter Darsteller in zentralen Rollen.
Gedreht wurde ab 2024 in Hamburg, auf Amrum sowie in Dänemark. Die Premiere fand im Mai 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes statt. Der deutsche Kinostart ist für den 9. Oktober 2025 durch Warner Bros Pictures Germany angekündigt. In Frankreich startet der Film am 24. Dezember 2025 über Dulac Distribution, während Kino Lorber die Rechte für Nordamerika erwarb.
Handlung & Inhalt vom Film „Amrum“
Im Frühjahr 1945 erreicht der Krieg auch die abgelegene Insel Amrum. Der zwölfjährige Nanning Bohm übernimmt hier Verantwortung, die weit über sein Alter hinausgeht. Er jagt Robben, fischt nachts und hilft seiner Mutter auf den Feldern. Diese ist hochschwanger, nationalsozialistisch geprägt und nach der Flucht aus dem zerstörten Hamburg auf sich gestellt. Gemeinsam mit Nannings Tante und den jüngeren Geschwistern versucht die Familie, im kargen Inselleben Halt zu finden. Während die Mutter unbeirrt an Ideologien festhält, lauschen die Dorfbewohner im Verborgenen den fremden Klängen von Jazz.
Nach dem Ende des Krieges verändert sich das Leben dramatisch. Nannings Vater bleibt in Gefangenschaft, und die Mutter verfällt nach der Geburt des Kindes in eine tiefe Depression. Sie verweigert Nahrung, verschließt sich zunehmend und lässt den Alltag in Stillstand versinken. Der Junge, selbst noch ein Kind, sucht Wege, um sie aufzurichten. Er greift nach kleinen Hoffnungen und will ihr den Wunsch nach Weißbrot mit Butter und Honig erfüllen. Doch die Insel ist von Hunger und Mangel geprägt, und jedes Stück Nahrung erfordert großen Aufwand.
Begegnungen auf der Insel
Mit Einfallsreichtum entwickelt Nanning eine Form der Tauschwirtschaft. Er bietet seine Arbeit an, verhandelt geschickt mit Bewohnern und setzt seine Kraft ein, um seltene Zutaten zu erhalten. Der Junge begreift schnell, dass Solidarität und Pragmatismus neue Türen öffnen. Auch wenn nicht jeder bereit ist, Hilfe zu geben, gelingt es ihm, Schritt für Schritt die geforderten Lebensmittel zu sammeln. Dabei lernt er das ländliche Umfeld besser kennen und entdeckt, dass er trotz widriger Umstände gestalten kann. Dieser Prozess stärkt seinen Willen und sein Verantwortungsbewusstsein.
In diesen Begegnungen prägen ihn Menschen, die ihm mehr als nur Nahrung anbieten. Besonders der Fischer Sam Gangsters wird zu einer wichtigen Figur. Durch ihn erhält Nanning Einblicke in die Kultur der Insel und die friesische Sprache. Beim Beobachten von Robbenjagden wird er erstmals mit dem Tod konfrontiert, was seine innere Entwicklung vorantreibt. Das Inselleben zeigt sich hart, aber auch voller Gemeinschaft. Mit jeder Erfahrung wächst sein Verständnis für die Welt, die außerhalb familiärer Prägung und politischer Last besteht. Diese Erkenntnisse eröffnen ihm neue Perspektiven.
Schließlich muss Nanning akzeptieren, dass die Vergangenheit seiner Eltern auch ihn betrifft. Er trägt die Last ihrer Überzeugungen, obwohl er selbst keine Schuld trägt. Dennoch begreift er, dass Verantwortung nicht nur im täglichen Überleben liegt, sondern auch in der bewussten Abgrenzung von den Fehlern der Älteren. Zwischen Mangel, Entbehrung und kleinen Erfolgen findet er zu einer eigenen Haltung. Auf Amrum wächst er schneller, als er es je erwartet hätte, und beginnt, seinen Platz in einer zerbrochenen Nachkriegswelt zu suchen.
Fazit & Kritiken zum Film „Amrum“
„Amrum“ vermittelt ein eindringliches Bild von Krieg, Schuld und Kindheit. Die Kamera fängt die raue Nordseeinsel mit klaren Bildern ein, häufig im Gegenlicht oder bei wechselhaftem Wetter. Der junge Hauptdarsteller zeigt in seiner Rolle sowohl Verletzlichkeit als auch Widerstandskraft. Die Regie wahrt Distanz und lässt Unausgesprochenes wirken. Der Film bleibt leise, verzichtet auf große Gesten und schafft Raum für innere Konflikte. Ton und Musik verstärken die Wirkung, da sie Stille und karge Klänge miteinander verbinden.
Die Handlung konzentriert sich auf einen Jungen, der Verantwortung trägt, während sein Umfeld zerbricht. Er gerät in Spannungen mit der Mutter, die in Ideologie verharrt. Die Versorgung bleibt unsicher, Felder liefern wenig, und das Meer gibt kaum Nahrung. Der Protagonist sucht pragmatische Lösungen, besonders beim Versuch, Butter oder Zucker zu besorgen. Sein Verhältnis zur Mutter belastet ihn nachhaltig, während er zugleich erste Begegnungen mit dem Tod erlebt. Diese Erfahrungen prägen sein Handeln und formen sein Bewusstsein für Verantwortung.
Der Film verzichtet bewusst auf einfache Antworten und bleibt in der Spannung zwischen Pflicht und Moral. Die Figuren erscheinen ambivalent, denn Schuld und Verantwortung bestimmen ihre Entscheidungen. Bildkomposition, Schnitt und Ton arbeiten präzise und setzen auf Zurückhaltung. Lediglich im Rhythmus entstehen gelegentlich Längen. Dennoch entwickelt sich ein intensives Kinoerlebnis, das Anspruch und Substanz vereint. Der Film eignet sich besonders für Zuschauer, die handwerklich sorgfältiges Erzählen und tief gezeichnete Charaktere schätzen.