Bugonia
In „Bugonia“ verknüpft Giorgos Lanthimos die Ästhetik des absurden Theaters mit einer Zukunftsvision zwischen Angst und Kontrolle. Sein Film bewegt sich an der Grenze zwischen Groteske und Gesellschaftssatire und verhandelt, wie Misstrauen und Machtfantasien sich gegenseitig nähren. Der kühle Stil, die fragmentierte Bildsprache und die surrealen Brüche erzeugen ein Klima, in dem Logik bröckelt und Ideologien Gestalt annehmen.

| Dauer: | 118 Min. |
|---|---|
| FSK: | 16 (DE) |
| Jahr: | 2025 |
| Kategorien: | Komödie, Science-Fiction |
| Regie: | Giorgos Lanthimos |
| Produzenten: | Andrew Lowe, Ed Guiney, Giorgos Lanthimos, Emma Stone, Lars Knudsen, Ari Aster, Jerry Kyoungboum Ko, 이미경 |
| Hauptdarsteller: | Emma Stone, Jesse Plemons, Aidan Delbis |
| Nebendarsteller: | Stavros Halkias, Alicia Silverstone, J. Carmen Galindez Barrera, Marc T. Lewis |
| Studio: | Element Pictures, Square Peg, Fremantle, Pith Quest Films, Fruit Tree, CJ ENM |
Im Zentrum steht eine Managerin, die in die Hände eines fanatischen Entführers gerät, der sie für eine außerirdische Bedrohung hält. Zwischen Lüge, Manipulation und Wahnsinn verschwimmen die Grenzen, während Vergangenheit und Gegenwart sich überlagern. Figuren, Räume und Motive spiegeln die fragile Beziehung zwischen Wahrnehmung und Wahrheit. Wie lange lässt sich Kontrolle aufrechterhalten, wenn Realität selbst zerfällt?
Besetzung, Regie und Drehorte
„Bugonia“ ist eine Science-Fiction-Komödie von Giorgos Lanthimos aus dem Jahr 2025. Das Drehbuch schrieb Will Tracy, während die Produktion von Giorgos Lanthimos, Ari Aster, Ed Guiney, Lars Knudsen, Andrew Lowe und Emma Stone übernommen wurde. Für die Musik war Jerskin Fendrix verantwortlich, die Kamera führte Robbie Ryan und den Schnitt übernahm Yorgos Mavropsaridis. Der Film hat eine Laufzeit von 120 Minuten und erhielt eine FSK-Freigabe ab 16 Jahren.
In den Hauptrollen sind Emma Stone als Michelle Fuller und Jesse Plemons als Teddy zu sehen. Weitere Rollen übernehmen Aidan Delbis als Don, Alicia Silverstone als Sandy, Stavros Halkias als Casey, Parvinder Shergill, Yaisa als Aurora Sumner, J. Carmen Galindez Barrera als Ricky, Cedric Dumornay als Chris und Marc T. Lewis als Tony the Valet. Die Dreharbeiten fanden zwischen Juli und September 2024 im Vereinigten Königreich und in den USA statt. Das Werk ist ein Remake der südkoreanischen Komödie „Save the Green Planet!“ von Jang Joon-hwan.
Die Weltpremiere erfolgte am 28. August 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig, wo der Film im Wettbewerb um den Goldenen Löwen lief. „Bugonia“ erhielt dort den Green Drop Award und wurde später beim Montclair Film Festival mit dem Screenwriter Award für Will Tracy ausgezeichnet. Zudem gelangte der Film in die Vorauswahl zum Europäischen Filmpreis 2026 und war bei mehreren internationalen Festivals vertreten.
Handlung & Inhalt vom Film „Bugonia“
Michelle Fuller, Chefin des Pharmakonzerns Auxolith, gerät in die Gewalt des Verschwörungstheoretikers Teddy Gatz. Er glaubt fest daran, dass Michelle einer außerirdischen Spezies namens Andromedaner angehört, die angeblich das Leben auf der Erde zerstört. Gemeinsam mit seinem Cousin Don, der ihm blind vertraut, hält er sie gefangen. In einem improvisierten Kellerverlies rasiert Teddy ihr den Kopf, schmiert sie mit einer Creme ein und erklärt, er wolle damit verhindern, dass sie ein Notsignal an andere Andromedaner sendet. Michelle erkennt schnell, dass sie es mit Wahnsinn zu tun hat.
Vergeblich versucht sie, Teddy mit Vernunft, Angst oder gespielter Kooperation zu überzeugen. Er gibt ihr vier Tage, um ein Treffen mit den angeblichen Andromedanern zu arrangieren, bevor eine Mondfinsternis die Landung ihres Mutterschiffs ermöglichen soll. Rückblenden zeigen, dass Teddys Mutter Sandy einst an einem Medikament von Auxolith testweise behandelt wurde und seitdem im Koma liegt. Michelle vertuschte den Vorfall, zahlt jedoch Sandys Behandlung. Während die Polizei nach der verschwundenen Managerin sucht, wächst in Don der Zweifel an Teddys Verhalten. Michelle bemerkt seine Unsicherheit und versucht, ihn auf ihre Seite zu ziehen.
Von der Täuschung zur Enthüllung
Teddy steigert sich in seine Fantasie und glaubt, Michelle gehöre zum Adel der Andromedaner. Er foltert sie mit Stromstößen und deutet ihre Schmerzresistenz als Beweis. Danach zwingt er sie zu einem gemeinsamen Abendessen. Die Situation eskaliert, als Sheriff Casey auftaucht, ein alter Bekannter, der einst Teddys Kindheit prägte. Während Teddy versucht, den Besuch zu vertuschen, hält Don Michelle im Keller fest. Sie nutzt den Moment, um Don Hoffnung auf ein besseres Leben zu machen. Doch ihre Worte prallen an ihm ab. Nur der Traum, mit ihr ins All zu reisen, überzeugt ihn schließlich.
Als Michelle dieses Versprechen gibt, richtet Don die Waffe auf sich und nimmt sich das Leben. Teddy, der den Schuss hört, tötet daraufhin Casey und eilt zu seiner Mutter. Michelle behauptet, ein Mittel in ihrem Auto könne Sandy retten. Verzweifelt spritzt Teddy das Frostschutzmittel in Sandys Tropf und tötet sie damit. Währenddessen befreit sich Michelle und entdeckt Beweise, dass Teddy weitere Opfer ermordet hat, die er ebenfalls für Außerirdische hielt. Als Teddy zurückkehrt, dreht sich die Lage. Michelle übernimmt das Gespräch, verdreht seine Geschichte und zwingt ihn, seiner eigenen Wahnwelt zu misstrauen.
Sie erzählt, dass die Andromedaner die Menschheit erschaffen hätten, um deren destruktive Natur zu korrigieren. Angeblich könne ihr Volk die Erde retten, wenn Teddy ihr vertraue. Gemeinsam fahren sie zu Auxolith, wo er eine Sprengweste trägt. Michelle überredet ihn, in einen vermeintlichen Teleporter zu steigen. In Wahrheit löst sie die Explosion aus, die ihn tötet und sie schwer verletzt. Nach ihrem Erwachen flieht Michelle während der Mondfinsternis und aktiviert in ihrem Büro tatsächlich ein Portal. Sie betritt das Andromedaner-Schiff, offenbart ihre wahre Identität und beendet das Menschheitsexperiment, während die Bienen zurückkehren.
Filmkritik und Fazit zum Film „Bugonia“
„Bugonia“ zeigt, wie Yorgos Lanthimos seine Vorliebe für groteske Machtspiele in ein modernes Paranoia-Szenario überträgt. Die Kamera von Robbie Ryan fängt sterile Räume und dichte Schatten mit präziser Kälte ein. Jeder Blick wirkt kontrolliert, jeder Schnitt kalkuliert. Der Wechsel zwischen klinischer Ruhe und eruptiver Gewalt trägt die typischen Lanthimos-Signaturen. In einer Folterszene mit Neonlicht spürt man die physische Anspannung, die der Regisseur durch Rhythmus und Tonaufbau erzeugt. Die Musik von Jerskin Fendrix verstärkt diese Beklemmung, ohne je melodramatisch zu wirken.
Emma Stone überzeugt mit einer präzisen, unnahbaren Präsenz, während Jesse Plemons einen gefährlich stillen Wahn verkörpert. Ihre Dynamik prägt den Film mehr als jede Handlungsebene. Eine Szene beim gemeinsamen Essen, in der Macht, Angst und Wahn ineinanderfließen, bündelt die Essenz von Lanthimos’ Stil. Der Film schwankt zwischen satirischer Überzeichnung und bitterem Nihilismus, bleibt jedoch ästhetisch faszinierend.
„Bugonia“ richtet sich an ein Publikum, das formale Strenge und düstere Ironie schätzt. Wer klare moralische Linien oder emotionale Nähe sucht, dürfte schwer Zugang finden. Das Werk fordert Geduld, belohnt aber mit präziser Bildsprache, intensiven Performances und kühner Handschrift – ein Film, der verstört, fesselt und spaltet.