Split

Der Film „Split“ verbindet psychologischen Horror mit verstörender Figurenzeichnung. In einem Genre, das oft durch Effekthascherei geprägt ist, setzt er auf ein dichtes Kammerspiel und die Frage nach Identität, Kontrolle und innerem Zerfall. Die klaustrophobische Atmosphäre, gekoppelt mit der unberechenbaren Struktur der Handlung, erzeugt ein Gefühl ständiger Unsicherheit. „Split“ bedient Erwartungen an einen Thriller, durchbricht sie aber zugleich durch ungewöhnliche Figurenkonstellationen.

Split
Dauer: 117 Min.
FSK: 16 (DE)
Jahr: 2017
Kategorien: Horror, Thriller
Regie: M. Night Shyamalan
Produzenten: Jason Blum, M. Night Shyamalan, Marc Bienstock
Hauptdarsteller: James McAvoy, Anya Taylor-Joy, Betty Buckley
Nebendarsteller: Haley Lu Richardson, Jessica Sula, Izzie Coffey, Brad William Henke
Studio: Blinding Edge Pictures, Blumhouse Productions

Drei Mädchen geraten in die Gewalt eines Mannes, dessen Persönlichkeit fragmentiert ist. Hinter verschlossenen Türen entfaltet sich ein Machtkampf zwischen seinen Identitäten, begleitet von einem wachsenden Gefühl der Bedrohung. Während Fluchtversuche scheitern, verdichtet sich die Spannung in einem unberechenbaren Szenario. Casey, eines der Opfer, zeigt ungewöhnliche Ruhe. Warum erkennt ausgerechnet sie, was andere übersieht?

Besetzung, Regie und Drehorte

Der Thriller-Horrorfilm „Split“ erschien 2016 unter der Regie von M. Night Shyamalan, der auch für das Drehbuch verantwortlich war. James McAvoy übernahm die Hauptrolle als Kevin Wendell Crumb, dessen multiple Persönlichkeiten wie Dennis, Patricia, Hedwig oder Die Bestie im Zentrum der Handlung stehen. Anya Taylor-Joy spielte die entführte Casey Cooke. Betty Buckley verkörperte die Psychiaterin Dr. Karen Fletcher. Weitere Rollen übernahmen Haley Lu Richardson als Claire Benoit, Jessica Sula als Marcia und Kim Director als Hannah. Die Kamera führte Mike Gioulakis, die Musik stammte von West Dylan Thordson, geschnitten wurde der Film von Luke Franco Ciarrocchi.

„Split“ feierte seine Premiere im September 2016 in Texas und startete im Januar 2017 in den Kinos. Der Film wurde von Blumhouse Productions produziert und mit einem Budget von 9 Millionen Dollar umgesetzt. Er spielte weltweit über 277 Millionen US-Dollar ein, davon allein 138,7 Millionen in den USA. In Deutschland zog der Film über 1,2 Millionen Besucher an. Die FSK gab eine Altersfreigabe ab 16 Jahren. Gedreht wurde der Film überwiegend in Philadelphia. Shyamalans Film markiert nach „The Sixth Sense“ erneut einen beachtlichen Kassenerfolg mit Platz eins über drei Wochen hinweg in den US-Kinocharts.

Im Anschluss erhielt „Split“ zahlreiche Nominierungen: James McAvoy bei den MTV Movie Awards als bester Hauptdarsteller, Betty Buckley bei den Saturn Awards als beste Nebendarstellerin. Auch als bester Thriller war der Film nominiert. Anya Taylor-Joy wurde von der London Critics’ Circle Jury gewürdigt. Der Film erhielt zudem den Golden Trailer Award für das beste Thriller-Poster. „Split“ gilt heute als Teil des „Eastrail 177 Universe“ und wurde 2019 mit „Glass“ fortgesetzt. Bruce Willis und Samuel L. Jackson traten dabei erneut in ihren bekannten Rollen auf.

Handlung & Inhalt vom Film „Split“

Kevin Wendell Crumb entführt drei Mädchen in einem Parkhaus nahe Philadelphia und bringt sie in ein verstecktes unterirdisches Verlies im Zoo. Die Opfer Claire, Marcia und Casey erkennen schnell, dass ihr Entführer psychisch krank ist. In Gesprächen mit ihm stellen sie fest, dass verschiedene Persönlichkeiten seinen Körper bewohnen. Während sie zunächst auf den ordentlichen Barry hoffen, übernehmen immer häufiger die bedrohlicheren Identitäten Dennis und Patricia das Kommando. Diese beiden glauben fest an das Erscheinen einer neuen, übermächtigen Persönlichkeit: „The Beast“.

Während Claire und Marcia verzweifelt versuchen zu entkommen, bleibt Casey ruhiger und beobachtet die Dynamik zwischen den Persönlichkeiten. Sie erkennt, dass der kindliche Hedwig leicht zu beeinflussen ist. Durch Gespräche mit ihm und den Versuch, ihn auszutricksen, sucht sie einen Ausweg. Die Mädchen kriechen durch Lüftungsschächte und probieren es mit Funkverbindungen. Trotz aller Bemühungen scheitern ihre Fluchtversuche. Immer wieder übernimmt eine neue Persönlichkeit die Kontrolle, was jede Planung erschwert und Hoffnung untergräbt.

Caseys Vergangenheit

Dr. Karen Fletcher beobachtet Veränderungen im Verhalten des vermeintlich stabilen Barry und schöpft Verdacht. Beim Besuch erkennt sie, dass Dennis Barry nur imitiert und die gefährlichsten Persönlichkeiten die Kontrolle übernommen haben. Kurz darauf erscheint „The Beast“, der mit übermenschlicher Stärke und bedrohlicher Gestalt auftritt. Er bringt Dr. Fletcher, Claire und Marcia um. Danach verfolgt er Casey, die sich in einem Lagerraum verschanzt. Sie greift zur Schrotflinte, doch ihre Schüsse bleiben wirkungslos.

Casey hört Dr. Fletchers letzte Worte und nutzt Kevins vollen Namen, um ihn zurückzuholen. Kevin erscheint kurz, erkennt fassungslos die Lage und fleht Casey an, ihn zu erschießen. Bevor sie reagieren kann, tobt ein innerer Machtkampf. Patricia setzt sich durch und übergibt die Kontrolle erneut an „The Beast“. Als er Caseys Narben bemerkt, erkennt er ihre traumatische Vergangenheit. Diese Verletzungen lassen sie in seinen Augen als „rein“ erscheinen. Er verschont ihr Leben und verschwindet in der Dunkelheit. Am nächsten Morgen entdeckt die Polizei Casey und befreit sie.

In einem Versteck feiern „Dennis“, „Patricia“ und „Hedwig“ gemeinsam die Macht von „The Beast“, denn sie glauben fest daran, dass ihre Aufgabe darin besteht, die Welt von den „Unreinen“ zu befreien. Währenddessen beobachten Gäste in einem Diner eine Fernsehnachricht über die Taten des Mannes mit 24 Persönlichkeiten, den die Medien nun „The Horde“ nennen. Gleichzeitig erinnert sich eine Frau an einen ähnlichen Fall, bei dem ein Mann mit dem Spitznamen „Mr. Glass“ vor 15 Jahren verhaftet wurde. Daraufhin bestätigt David Dunn, der still am Tresen sitzt, diesen Namen, und dadurch wird eine Verbindung zu einem größeren Universum sichtbar.

Fazit & Kritiken zum Film „Split“

Split“ nutzt ein klares Konzept und setzt es mit konsequenter Härte um. Der Film verlässt sich nicht auf plumpe Effekte, sondern arbeitet mit psychologischer Spannung. Besonders auffällig ist der Wechsel zwischen den Persönlichkeiten, der als zentrales dramaturgisches Mittel dient. Die Figur des Hedwig bringt stellenweise irritierende Leichtigkeit, während „The Beast“ das Gegenteil verkörpert. Diese Extreme wirken bewusst gesetzt und erzeugen eine beklemmende Dynamik. Die engen Räume verstärken das Gefühl von Ausweglosigkeit, ohne übertrieben zu wirken. Die Gewalt wird meist angedeutet, bleibt aber spürbar präsent.

Die Figur Casey bietet einen starken Gegenpol zur Zersplitterung des Täters. Ihre Passivität ist nicht Ausdruck von Schwäche, sondern eine stille Beobachtung. Ihr Verhalten fordert Aufmerksamkeit, ohne laute Inszenierung. Eine Szene im Lagerraum, in der sie mit der Schrotflinte ringt, verlagert die Bedrohung auf eine emotionale Ebene. Gleichzeitig gelingt es dem Film nicht immer, seine Prämisse in die Tiefe zu tragen. Der Aufbau der multiplen Identitäten wirkt an einigen Stellen zu konstruiert. Dadurch entstehen Momente, in denen der innere Konflikt mehr Behauptung als Erfahrung bleibt.

Im letzten Drittel verlagert sich der Fokus auf das Zusammenspiel von Trauma und Macht. Diese Wendung funktioniert, weil sie nicht erklärt, sondern gezeigt wird. Die Entscheidung, Casey zu verschonen, basiert nicht auf Mitleid, sondern auf einer bizarren Logik. Genau darin liegt die Stärke des Films: Er kommentiert nicht, sondern beobachtet. Doch gerade dieser Ansatz macht ihn sperrig. Wer klare Erklärungen erwartet, wird wenig greifen können. Wer sich auf die Ambivalenz der Figuren einlässt, erkennt einen konsequent gedachten Psycho-Thriller.

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