The Ballad of Wallis Island

In „The Ballad of Wallis Island“ trifft britischer Inselhumor auf zarte Bruchstellen menschlicher Nähe. Zwischen unterdrückter Nostalgie, schräger Gastfreundschaft und musikalischen Erinnerungen entfaltet sich eine Komödie, die mehr im Zwischenton als im großen Auftritt lebt. Das Genre der ruhigen Beziehungskomödie bekommt hier einen neuen Rahmen: ein abgelegenes Eiland, ein alter Fan und ein Musiker, der seine Vergangenheit nicht abschütteln kann.

The Ballad of Wallis Island
Dauer: 100 Min.
FSK: 6 (DE)
Jahr: 2025
Kategorien: Komödie
Regie: James Griffiths
Produzenten: Rupert Majendie
Hauptdarsteller: Tom Basden, Tim Key, Carey Mulligan
Nebendarsteller: Sian Clifford, Akemnji Ndifornyen, Steve Marsh, Luka Downie
Studio: Baby Cow Productions, Moxie Pictures, Focus Features, BBC Studios

Ein einst gefeiertes Duo begegnet sich unter merkwürdigen Umständen wieder – vor einem Publikum aus exakt einer Person. Die Rückkehr wird begleitet von alten Liedern, neuen Konflikten und einer Mischung aus Hoffnung, Abwehr und zarter Wiederannäherung. Während Erinnerungen an frühere Zeiten aufbrechen, gerät nicht nur das Konzert aus dem Gleichgewicht. Welche Rolle spielt dabei die Frau, die fehlt und doch ständig präsent ist?

Besetzung, Regie und Drehorte

The Ballad of Wallis Island“ ist eine britische Komödie unter der Regie von James Griffiths. Das Drehbuch stammt von Tom Basden und Tim Key, die auch als Darsteller auftreten. In den Hauptrollen spielen Carey Mulligan als Nell Mortimer, Sian Clifford als Amanda, Tim Key als Charles Heath, Tom Basden als Herb McGwyer und Akemnji Ndifornyen als Michael. Auch Arron Long und Richard Ruck sind Teil des Casts. Produzent Rupert Majendie, Komponist Adem Ilhan sowie Kameramann G. Magni Ágústsson und Cutter Quin Williams ergänzen das Team. Der Film dauert 99 Minuten und erhielt eine Altersfreigabe ab sechs Jahren.

Gedreht wurde 2023 vor allem an der Küste von Wales. Dabei nutzte das Team unter anderem die Stadt, in der Griffiths Mutter lebte, sowie Ramsey Island bei Pembrokeshire als Kulisse für die fiktive „Wallis Island“. Die Weltpremiere fand am 25. Januar 2025 beim Sundance Film Festival statt. Anschließend lief „The Ballad of Wallis Island“ bei SXSW, dem Sydney Film Festival und dem Melbourne International Film Festival. In Deutschland startete der Film am 10. Juli 2025. Die Kameraarbeit übernahm G. Magni Ágústsson, der bereits bei „The Last Winter“ und „Death and Other Details“ tätig war.

„The Ballad of Wallis Island“ erhielt mehrere Nominierungen bei den National Film Awards 2025. Dazu zählen unter anderem Beste Filmkomödie, Bester britischer Film und Bestes Drehbuch. Tim Key wurde für seine Rolle als Lotto-Gewinner Charles Heath als Bester Schauspieler nominiert. Carey Mulligan erhielt eine Nominierung als Beste Schauspielerin. Auch Rupert Majendie wurde für seine Produktion gewürdigt. Der Film spielte rund drei Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein.

Handlung & Inhalt vom Film „The Ballad of Wallis Island“

Musiker Herb McGwyer reist auf Einladung des exzentrischen Charles Heath zur abgelegenen „Wallis Island“. Charles, ein wohlhabender Lottogewinner und glühender Fan der einstigen Folkband McGwyer Mortimer, plant ein exklusives Konzert. Obwohl Herb längst vom Folk zum Pop gewechselt ist, will er das hohe Honorar nutzen, um sein nächstes Album zu finanzieren. Charles jedoch offenbart bald, dass er der einzige Zuschauer sein wird. Herb bleibt, obwohl die Situation seltsam wirkt, zunächst auf der Insel.

Unerwartet erscheinen Nell Mortimer, Herbs frühere Musik- und Lebenspartnerin, und ihr Ehemann Michael. Die überraschende Wiedervereinigung führt zu Spannungen. Nell entdeckt, dass sie deutlich weniger Gage erhält als Herb, was zu einem heftigen Streit führt. Herb will abreisen, bleibt aber, als Michael ihm ihre finanzielle Not gesteht. Zwischen Herb und Nell kommt es zur vorsichtigen Annäherung. Beide proben ihre alten Lieder, was Charles tief berührt. Gemeinsame Momente auf der Insel wecken Erinnerungen und bringen alte Gefühle zurück.

Wendepunkt bei Sonnenuntergang

Charles offenbart seine Einsamkeit und seinen Wunsch, Amanda, die Ladenbesitzerin der Insel, kennenzulernen. Während eines traditionellen Festes wächst die Verbundenheit zwischen den Figuren. Herb gesteht Nell seine Liebe, doch sie erzählt ihm von ihrer Schwangerschaft. Erschüttert zieht sich Herb zurück. Nell verlässt am nächsten Tag die Insel. Charles bleibt allein zurück und erkennt, dass er das Konzert nur arrangierte, um seine verstorbene Frau zu ehren. Trotz allem bietet er Herb das volle Honorar an.

Herb, innerlich zerrissen, will gehen, doch eine unerwartete Szene bringt Klarheit. Als Charles ihn für suizidgefährdet hält, rettet Herb ihn stattdessen aus dem Wasser. Dieser Moment verändert beide. Charles akzeptiert das Scheitern seines Plans, doch Herbs Entschluss steht: Er wird auftreten. Er lädt Amanda ein und spielt das Konzert. Das letzte Lied widmet er Charles’ verstorbener Frau Marie. Die Geste verbindet sie, auch wenn der große Auftritt nur ein kleiner Kreis bleibt.

Am nächsten Morgen verlässt Herb die Insel, doch nicht ohne ein Zeichen. Er hinterlässt das Geld und seine Gitarre, unterschrieben mit seinem bürgerlichen Namen Chris Pinner. Charles findet das Geschenk und erkennt die Geste als echten Neuanfang. Kurz darauf erscheint Amanda mit Tennisschlägern. Während die Credits laufen, hört man Chris, der ein neues Lied aufnimmt. Es heißt „The Ballad of Wallis Island“ und markiert einen persönlichen und musikalischen Neuanfang.

Fazit & Kritiken zum Film „The Ballad of Wallis Island“

„The Ballad of Wallis Island“ entfaltet seine Geschichte mit viel Gespür für feine Zwischentöne. Die ruhige Inszenierung schafft Raum für glaubwürdige Entwicklungen. Tim Key gibt seiner Figur Charles eine ungewöhnliche Mischung aus Schrulligkeit und Ernst. Carey Mulligan und Tom Basden wirken in ihren Rollen ebenso verletzlich wie kontrolliert. Der schmale Grat zwischen Humor und Melancholie bleibt durchgehend spürbar. Die Insellandschaft wirkt nicht dekorativ, sondern verankert die Handlung atmosphärisch. Musik verbindet Vergangenheit mit Gegenwart, ohne dominant zu wirken.

Die Erzählstruktur verzichtet bewusst auf Dramatik. Konflikte entwickeln sich aus Charakteren, nicht aus Plotkonstruktionen. Gesprächspausen, verstohlene Blicke und kleine Gesten tragen entscheidend zur Wirkung bei. Jede Figur erhält Raum, sich zu entfalten. Der Film beschreibt keine Umbrüche, sondern leise Übergänge. Dabei bewahren sich Szenen eine besondere Aufrichtigkeit. Kein Moment wirkt kalkuliert, sondern organisch eingebettet. Besonders die späteren Sequenzen schaffen Nähe, ohne sentimental zu wirken.

Im letzten Drittel verdichtet sich das Geschehen emotional. Rückzug, Reue und neue Nähe ergeben ein glaubwürdiges Spannungsfeld. Der Film verzichtet auf moralische Auflösung und bleibt dennoch versöhnlich. Gerade durch seine Zurückhaltung gewinnt er an Kraft. Wer feines Schauspiel und genaue Beobachtungen schätzt, erlebt hier ein leises, stimmiges Werk.

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