Knives Out – Mord ist Familiensache
„Knives Out – Mord ist Familiensache“ verknüpft Krimi-Tradition mit gesellschaftlicher Beobachtung und legt die Messlatte für moderne Detektivgeschichten hoch. Das Werk bedient sich klassischer Muster, nutzt sie aber nicht als Selbstzweck. Stattdessen entstehen neue Spannungen aus alten Konstellationen. Die Enge des Tatorts trifft auf die Weite sozialer und moralischer Fragen.

Dauer: | 131 Min. |
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FSK: | 12 (DE) |
Jahr: | 2019 |
Kategorien: | Krimi |
Regie: | Rian Johnson |
Produzenten: | Rian Johnson, Ram Bergman |
Hauptdarsteller: | Daniel Craig, Chris Evans, Ana de Armas |
Nebendarsteller: | Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Don Johnson, Toni Collette |
Studio: | Lionsgate, MRC, T-Street |
Im Zentrum steht eine Familie, deren Zusammenhalt nur noch Fassade ist. Mit dem Tod des Patriarchen geraten Besitzverhältnisse, Loyalitäten und Wahrheiten ins Wanken. Während Detektiv Blanc ermittelt, beginnt für Pflegerin Marta ein Wettlauf gegen Misstrauen und Manipulation. Was passiert, wenn scheinbare Schwäche plötzlich zur größten Stärke wird?
Besetzung, Regie und Drehorte
Der Kriminalfilm „Knives Out – Mord ist Familiensache“ erschien 2019 unter der Regie von Rian Johnson, der auch das Drehbuch schrieb und gemeinsam mit Ram Bergman produzierte. Die Laufzeit beträgt 132 Minuten, die Altersfreigabe liegt bei FSK 12. In den Hauptrollen spielen Daniel Craig als Privatdetektiv Benoit Blanc, Ana de Armas als Pflegerin Marta Cabrera, Chris Evans als Hugh Ransom Drysdale und Christopher Plummer als Familienpatriarch Harlan Thrombey. Weitere Rollen übernehmen Jamie Lee Curtis (Linda), Don Johnson (Richard), Toni Collette (Joni), Michael Shannon (Walt), Katherine Langford (Meg), Jaeden Martell (Jacob), Riki Lindhome (Donna), Lakeith Stanfield (Lieutenant Elliot) und Noah Segan (Trooper Wagner).
Gedreht wurde der Film ab Oktober 2018 in und um Boston. Wichtige Drehorte waren das Ames Mansion im Borderland State Park sowie verschiedene Orte in Massachusetts, darunter Lincoln, Marlborough, Natick, Wellesley, Maynard und Medfield. Kameramann Steve Yedlin nutzte das 1.85:1-Format, um mehr Figuren ins Bild zu rücken. Szenenbildner David Crank nutzte vorhandenes Mobiliar des Herrenhauses und ergänzte gezielt passende Requisiten. Der Film feierte seine Weltpremiere am 7. September 2019 in Toronto und startete am 2. Januar 2020 in den deutschen Kinos.
„Knives Out“ erhielt zahlreiche Nominierungen, unter anderem bei den Oscars, Golden Globes, BAFTAs und Critics’ Choice Awards, vor allem für das Originaldrehbuch von Johnson sowie für die Darstellerleistungen. Besonders hervorgehoben wurden Ana de Armas und Daniel Craig, aber auch das gesamte Ensemble wurde mehrfach ausgezeichnet. Der Film spielte weltweit über 312 Millionen Dollar ein. Die stärksten Märkte waren die USA, China, Großbritannien und Deutschland. Ein Nachfolgefilm wurde aufgrund des Erfolgs schnell beschlossen.
Handlung & Inhalt vom Film „Knives Out – Mord ist Familiensache“
Am Morgen nach Harlan Thrombeys 85. Geburtstag entdeckt Haushälterin Fran den bekannten Krimiautor tot in seinem Anwesen. Die Polizei geht von Selbstmord aus, doch Privatdetektiv Benoit Blanc wird anonym beauftragt, den Fall genauer zu untersuchen. Schnell zeigt sich, dass es innerhalb der Familie zahlreiche Spannungen gibt. Jeder hätte ein Motiv, denn Harlan hatte kurz zuvor finanzielle und persönliche Konsequenzen angekündigt. Blanc beginnt, die Mitglieder der wohlhabenden Thrombey-Familie zu befragen und stößt dabei auf widersprüchliche Aussagen und verdächtige Verhaltensweisen.
Marta Cabrera, Harlans Krankenschwester, glaubt, sie habe ihm versehentlich eine tödliche Dosis Morphin verabreicht. Aus Schuldgefühl spielt sie bei einem fingierten Selbstmordszenario mit, das Harlan selbst inszenierte, um sie zu schützen. Da Marta nicht lügen kann, antwortet sie stets ausweichend, ohne sich direkt zu belasten. Sie hilft Blanc bei der Untersuchung, verbirgt jedoch Beweise. Bei der Testamentseröffnung erfahren alle, dass Marta das gesamte Erbe erhält. Harlans Enkel Ransom bietet ihr Unterstützung an, verfolgt dabei jedoch eigene Interessen. Die übrige Familie versucht, Marta unter Druck zu setzen.
Der wahre Täter
Ein mysteriöser Erpresser schickt Marta einen Hinweis zum toxikologischen Bericht. Sie fährt gemeinsam mit Ransom zum Labor und entdeckt es zerstört. Wenig später lockt ein anonymer Hinweis sie zu einem Treffen. Dort findet Marta die schwer verletzte Fran und ruft sofort einen Krankenwagen. Die Polizei verfolgt Ransom und nimmt ihn nach einer kurzen Flucht fest. Marta gesteht Blanc, dass sie Harlan aus Versehen getötet habe. Sie denkt darüber nach, das Erbe zurückzugeben, um Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig sichert sie Beweise, die ihre Unschuld bestätigen.
Blanc durchschaut Ransoms Plan vollständig. Ransom vertauschte die Medikamente, um Marta in den Mord zu verwickeln. Doch Marta verabreichte Harlan unbeabsichtigt das richtige Mittel, weil sie dessen Konsistenz sofort erkannte. Harlan starb tatsächlich durch seinen eigenen Suizid. Ransom versuchte dennoch, Marta zu belasten, um sein Erbe zu retten. Er vergiftete Fran gezielt und ließ Spuren verschwinden. Marta findet jedoch den vollständigen Bericht und übergibt ihn entschlossen an Blanc. Ransoms Täuschung endet damit.
Im Verhör verliert Ransom die Kontrolle, greift Marta an, wird jedoch mit einem Bühnenmesser gestoppt. Die Polizei nimmt ihn fest. Marta steht nun als rechtmäßige Erbin da. Blanc erklärt ihr, dass sie durch ihre moralischen Entscheidungen unbewusst alles richtig gemacht hat. Während die restliche Familie fassungslos vor dem Haus steht, blickt Marta vom Balkon auf sie herab. In ihrer Hand hält sie Harlans Becher mit der Aufschrift: „My House, My Rules“.
Fazit & Kritiken zum Film „Knives Out – Mord ist Familiensache“
Rian Johnson nutzt in „Knives Out – Mord ist Familiensache“ klassische Krimi-Strukturen, um sie mit spürbarem Vergnügen zu verdrehen. Das Herrenhaus dient dabei nicht nur als Kulisse, sondern als kompaktes Spielfeld für Machtspiele, Familienekel und offene Rechnungen. Die klar gesetzten Grenzen innerhalb der Familie weichen zunehmend einer moralischen Grauzone, in der Loyalität und Wahrheit gegeneinander ausgespielt werden. Gerade die Erbschaftsszene zeigt, wie schnell sich Selbstbilder verschieben, sobald Besitzverhältnisse infrage stehen.
Besonders wirkungsvoll ist der Moment, in dem Marta im Beisein der Familie mit der Testamentseröffnung konfrontiert wird. Die Dynamik ändert sich schlagartig, ohne dass die Figuren ihre Fassung verlieren – ihre Strategien werden bloß subtiler. Der Film lebt in diesen Augenblicken nicht vom Spektakel, sondern von stiller Eskalation. Gleichzeitig nutzt Johnson den Figurentypus des genialen Detektivs nicht als bloße Karikatur, sondern setzt ihn gezielt als Gegengewicht zur Hysterie der Familie ein. Das erzeugt einen Rhythmus, der den Film zusammenhält, ohne sich ständig wiederholen zu müssen.
Problematisch bleibt der Versuch, moralische Klarheit durch das Verhalten einzelner Figuren zu erzeugen. Der Film betont implizit eine Vorstellung von Gut und Böse, die zu eindeutig wirkt. Gerade im letzten Drittel verliert das Spiel mit Ambivalenz an Kraft, weil zentrale Motive zu direkt aufgelöst werden. Die finale Eskalation wirkt dadurch eher funktional als zwingend. Trotzdem bleibt „Knives Out“ eine klug konstruierte Erzählung, die ihr Genre ernst nimmt und zugleich mit ihren Konventionen spielt.