Die Liebe der Charlotte Gray

Im Kriegsfilm „Die Liebe der Charlotte Gray“ trifft persönliches Begehren auf politischen Widerstand. Der Zweite Weltkrieg dient dabei nicht nur als Kulisse, sondern als Triebkraft für Verlust, Loyalität und moralische Entscheidung. Das Drama, basierend auf dem Roman von Sebastian Faulks, verfolgt eine junge Frau, deren Suche nach einem Geliebten rasch von größerer Verantwortung überlagert wird. Erwartungen an einen klassischen Agentinnenfilm verpuffen schnell. Stattdessen formt sich ein dichtes Bild zwischen Verrat und Verbundenheit.

Die Liebe der Charlotte Gray
Dauer: 121 Min.
FSK: 12 (DE)
Jahr: 2001
Kategorien: Drama
Regie: Gillian Armstrong
Produzenten: Sarah Curtis, Douglas Rae, Elinor Day, Catherine Kerr
Hauptdarsteller: Cate Blanchett, Billy Crudup, Michael Gambon
Nebendarsteller: Rupert Penry-Jones, Anton Lesser, James Fleet, Abigail Cruttenden
Studio: Ecosse Films, Pod Films, Senator Film, Film4 Productions, Charlotte Gray Productions

Charlotte Gray lässt sich für einen Einsatz in Frankreich rekrutieren. Zunächst verfolgt sie ein privates Ziel, doch sie gerät in ein Geflecht aus Widerstand, Verfolgung und persönlicher Schuld. Zwei jüdische Kinder, ein ambivalenter Lehrer, ein getriebener Mitstreiter und ein verschwundener Pilot bestimmen ihren Weg. Während die Gefahr wächst, trifft Charlotte Entscheidungen, die sie selbst kaum überblickt. Wie weit trägt Verantwortung, wenn alle Sicherheiten bröckeln?

Besetzung, Regie und Drehorte

Die Liebe der Charlotte Gray“ erschien 2001 unter der Regie von Gillian Armstrong. Die australische Schauspielerin Cate Blanchett spielt die Titelfigur Charlotte Gray. An ihrer Seite stehen Billy Crudup als Julien Levade und Michael Gambon als dessen Vater Levade. Weitere Rollen übernahmen James Fleet als Richard Cannerly, Abigail Cruttenden als Daisy sowie Rupert Penry-Jones als Peter Gregory.

Das Drehbuch stammt von Jeremy Brock. Sarah Curtis und Douglas Rae produzierten den Film. Stephen Warbeck komponierte die Musik, Dion Beebe übernahm die Kameraarbeit. Der Schnitt lag in den Händen von Nicholas Beauman. Die Dreharbeiten fanden zwischen Februar und Mai 2001 statt. Außenaufnahmen entstanden unter anderem in Saint-Antonin-Noble-Val in Südfrankreich, außerdem in England, Schottland und den Pinewood Studios.

Die Laufzeit beträgt 116 Minuten, die Altersfreigabe liegt bei FSK 12. In Australien spielte der Film über vier Millionen australische Dollar ein. In Großbritannien und Irland erreichte er knapp zwei Millionen US-Dollar, während er in den USA nur eine begrenzte Kinoauswertung erhielt. Cate Blanchett wurde für den Golden Satellite Award als beste Hauptdarstellerin nominiert. Die Auszeichnung ging jedoch an Sissy Spacek.

Handlung & Inhalt vom Film „Die Liebe der Charlotte Gray“

Im Jahr 1942 reist die junge Schottin Charlotte Gray nach London, um in einer Arztpraxis zu arbeiten. Im Zug begegnet sie Richard Cannerley, der sich für ihre Französischkenntnisse interessiert. Auf einer Party, zu der er sie einlädt, lernt Charlotte den Luftwaffenoffizier Peter Gregory kennen. Zwischen beiden entwickelt sich eine intensive Beziehung. Kurz darauf verschwindet Gregorys Flugzeug über Frankreich. Charlotte, tief betroffen, beschließt, sich dem britischen Geheimdienst SOE anzuschließen. Ihr Entschluss ist nicht nur patriotisch, sondern auch persönlich motiviert: Sie hofft, Peter in Frankreich wiederzufinden.

Nach harter Ausbildung wird Charlotte mit dem Fallschirm in Frankreich abgesetzt. Dort soll sie ein wichtiges Bauteil für den Funkverkehr übergeben. Doch ihr Kontakt wird verhaftet. Julien, Mitglied der Résistance, bringt sie zu seinem Vater Levade, für den sie fortan als Haushälterin arbeitet. In Wahrheit schützt Levade zwei jüdische Jungen. Charlotte erfährt von der Verfolgung und erkennt die Bedrohung, in der sie alle leben. Trotz der Gefahr beteiligt sie sich aktiv an einem Anschlag auf einen deutschen Zug. Später teilt ihr ein Kollege mit, dass Peter den Absturz nicht überlebt habe.

Verrat und Selbstopfer

Ein französischer Beamter tritt auf, um die Deportation jüdischer Bürger zu koordinieren. Der Lehrer Renech beobachtet Charlotte und entdeckt die versteckten Kinder. Er erpresst sie, um sexuelle Gefälligkeiten zu erhalten. Gleichzeitig wird Juliens Gruppe bei einem Einsatz verraten und fast vollständig ausgelöscht. Julien überlebt knapp. Er beschuldigt Charlotte, für den Verrat verantwortlich zu sein. Bald darauf stehen deutsche Soldaten vor Levades Tür, begleitet von Renech. In der angespannten Situation versucht Julien, die Kinder zu schützen, indem er sich selbst als Jude darstellt.

Trotz Juliens Einsatz verrät Renech die Kinder. Charlotte schafft es nicht rechtzeitig, die Verhaftung zu verhindern. Während Julien Renech erschießt und nach Südfrankreich flieht, bleibt Charlotte in der Nähe. Sie verfasst einen Brief, den sie den Jungen zukommen lässt. Dieser Brief gibt sich als Nachricht ihrer Eltern aus und soll Hoffnung spenden. Levade liest ihn den Kindern vor, während sie im Zug nach Osten sitzen. Charlotte hat ihren Mut bewahrt. Sie bleibt im Land, bis ihre Aufgabe erfüllt ist, bevor sie nach London zurückkehrt.

Wieder in England, meldet sich Gregory. Er hat überlebt und war lange untergetaucht. Charlotte sieht ihn wieder, erkennt jedoch, dass ihre Beziehung vorbei ist. Zu viel ist geschehen. Später kehrt sie zurück nach Frankreich. Im Haus von Levade trifft sie Julien erneut. Dieses Mal sagt sie ihm ihren echten Namen. Zum ersten Mal lässt sie zu, dass jemand sie wirklich kennenlernt. Ihre Vergangenheit bleibt Teil von ihr, doch sie blickt nach vorn.

Fazit & Kritiken zum Film „Die Liebe der Charlotte Gray“

Die Liebe der Charlotte Gray“ bleibt erzählerisch fragmentiert. Die erste Filmhälfte strebt nach psychologischer Dichte, verliert sich aber zwischen Einzelszenen, die kaum Entwicklung zulassen. Cate Blanchett spielt präzise, doch das Drehbuch zwingt ihre Figur zu abrupten Wendungen. Gerade Charlottes Wechsel vom persönlichen Verlust zur militärischen Mission wirkt konstruiert. Die Spionagehandlung schiebt sich vor die emotionale Ebene, ohne diese glaubhaft zu unterfüttern. Einige Dialoge bleiben vage, als wolle der Film seine Figuren nur andeuten, statt sie auszuerzählen.

Der Film zeigt sein stärkstes Moment im Konflikt zwischen Charlotte, Julien und Levade. Die Szene, in der Julien seinen Vater zum Schutz der jüdischen Kinder preisgibt, entwickelt echte Wucht. Doch solche Passagen bleiben selten. Statt Nähe aufzubauen, springt die Inszenierung weiter, ohne auf innere Logik zu achten. Die moralischen Entscheidungen wirken dadurch oft isoliert. Ein Moment wie Charlottes Zusammentreffen mit dem französischen Kollaborateur Renech bleibt eindimensional, weil der Film keine Nuance zulässt. Auch die Beziehung zu Gregory erhält wenig Gewicht, obwohl sie motivisch zentral bleibt.

Zum Schluss gewinnt der Film an Fokus, doch die Emotionalität trägt nur punktuell. Charlotte tippt den Brief an die Kinder, während draußen der Abtransport beginnt. Diese Szene zeigt, was der Film hätte leisten können: Klarheit im Ausdruck, Zurückhaltung im Ton, Härte im Inhalt. Doch solche Klarheit erreicht er zu selten. Die Themen lasten schwer, doch der Film hält sich nicht konsequent daran fest.

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