Honey Don’t!
„Honey Don’t!“ verbindet die Sprache des Film noir mit den exzessiven Rhythmen moderner Satire. Ethan Coen richtet den Blick auf eine Welt, in der Moral zur Fassade geworden ist. Die Inszenierung spielt mit Lust, Macht und Kontrolle und setzt auf Kontraste zwischen Anziehung und Abstoßung. Aus ironischen Momenten entstehen Funken von Tragik, die das Bild eines brüchigen Amerikas zeichnen, das zwischen Zynismus und Sehnsucht pendelt.

| Dauer: | 89 Min. |
|---|---|
| FSK: | 16 (DE) |
| Jahr: | 2025 |
| Kategorien: | Komödie |
| Regie: | Ethan Coen |
| Produzenten: | Tim Bevan, Eric Fellner, Ethan Coen, Tricia Cooke, Robert Graf |
| Hauptdarsteller: | Margaret Qualley, Aubrey Plaza, Chris Evans |
| Nebendarsteller: | Lera Abova, Jacnier, Gabby Beans, Talia Ryder |
| Studio: | Focus Features, Working Title Films |
Im Mittelpunkt steht Honey O’Donahue, eine Detektivin, die in Bakersfield einen mysteriösen Todesfall untersucht. Ihre Suche führt sie in das Umfeld einer charismatischen Glaubensgemeinschaft, die sich als gefährliches Machtzentrum entpuppt. Zwischen familiären Konflikten, Verführung und Verrat verliert sich jede klare Ordnung. Wird Honey am Ende noch unterscheiden können, wer Opfer und wer Täter ist?
Besetzung, Regie und Drehorte
„Honey Don’t!“ ist eine 2025 erschienene Komödie von Ethan Coen. Der Film bildet den zweiten Teil seiner queeren B-Movie-Trilogie, die 2024 mit „Drive-Away Dolls“ begann. Coen führte Regie und schrieb gemeinsam mit seiner Ehefrau Tricia Cooke das Drehbuch. Zur Produktion trugen Ethan Coen, Tricia Cooke, Robert Graf, Eric Fellner und Tim Bevan bei. Die Kamera übernahm Ari Wegner, während Carter Burwell die Musik komponierte und Tricia Cooke auch den Schnitt verantwortete.
In den Hauptrollen spielen Margaret Qualley als Privatdetektivin Honey O’Donahue, Chris Evans als Reverend Drew Devlin und Aubrey Plaza als MG Falcone. Weitere Rollen übernahmen Charlie Day, Billy Eichner, Kristen Connolly, Talia Ryder als Corinne und Don Swayze als Gary. Die Dreharbeiten begannen Ende März 2024 in Albuquerque, New Mexico. Coen arbeitete dabei erneut mit der australischen Kamerafrau Ari Wegner zusammen, mit der er bereits für „Drive-Away Dolls“ tätig war.
Die Premiere von „Honey Don’t!“ fand am 23. Mai 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes in der Reihe Midnight Screenings statt. Focus Features veröffentlichte den 90 Minuten langen Film am 22. August 2025 in den USA. Der deutsche Kinostart folgte am 11. September 2025. Die FSK-Freigabe liegt bei 16 Jahren. Begleitend zur Veröffentlichung erschien eine Single mit den Songs „ODDWADD“ und „In the Sun She Lies“, gesungen von Margaret Qualley und komponiert von Jack Antonoff und Ethan Coen.
Handlung & Inhalt vom Film „Honey Don’t!“
In der kalifornischen Stadt Bakersfield wird Privatdetektivin Honey O’Donahue zu einem Unfallort gerufen. Ermittler Marty Metakawich bittet sie um Unterstützung, doch der Anblick trifft sie: Die Tote ist Mia Novotny, eine Frau, die sie am selben Tag treffen wollte. Noch bevor Honey den Schock verarbeiten kann, erhält sie einen neuen Auftrag von einem gewissen Mr. Siegfried. Er vermutet, dass sein Freund ihn betrügt. Zwischen professioneller Distanz und innerer Unruhe beginnt Honey, in zwei Fällen zugleich zu ermitteln und merkt bald, dass beide auf unerwartete Weise miteinander verknüpft sind.
Um erste Spuren zu prüfen, sucht Honey ihre Schwester Heidi und deren Kinder auf. Besonders zu Nichte Corinne, einer rebellischen Jugendlichen, hat sie ein schwieriges Verhältnis. Ihre Polizeifreundin MG Falcone übergibt ihr Mias Adresse, wodurch Honey Kontakt zu deren Eltern aufnimmt. Dort erfährt sie, dass Mia einer Sekte namens Four-Way Temple beigetreten war, die von Reverend Drew Devlin geführt wird. Je tiefer sie nachforscht, desto mehr spürt Honey, dass hinter dieser vermeintlich spirituellen Gemeinschaft etwas Dunkles lauert.
Die dunkle Wahrheit hinter dem Tempel
Im Verborgenen betreibt Devlin ein lukratives Drogengeschäft unter dem Deckmantel seines Tempels. Während er sich mit einer Anhängerin vergnügt, erfährt er, dass einer seiner Fahrer an einer Überdosis gestorben ist. Die Vermittlerin Chère, die heimlich einen Ring vom Körper der toten Mia entfernt hatte, warnt ihn vor aufkommender Aufmerksamkeit. Devlin streitet jede Verantwortung ab. Doch seine Welt gerät aus dem Gleichgewicht, als ein Dealer namens Hector in Panik einen Kunden tötet und eine Kette blutiger Vergeltungen auslöst, die bald unaufhaltsam eskaliert.
Honey entdeckt, dass Siegfrieds Freund der Mann war, den Hector überfahren hat. Nach einem intensiven Abend mit MG entsteht zwischen beiden eine fragile Nähe. Gleichzeitig gerät Corinne in eine gefährliche Beziehung, aus der sie flieht. Als Honey sie aufnimmt, taucht plötzlich ihr entfremdeter Vater auf, der Kontakt sucht. Während Honey versucht, Corinne zu schützen, enthüllt Marty, dass Mia vor ihrem Unfall erstochen wurde. Immer mehr Hinweise führen zurück zum Tempel, wo Macht, Gier und Gewalt ein tödliches Netz spannen.
Als Chère ihren Partner Devlin nach einer gemeinsamen Nacht ermordet, erkennt Honey endlich die Zusammenhänge. Doch die Wahrheit trifft sie im eigenen Umfeld: MG hat Corinne entführt. Beim Versuch, sie zu retten, wird Honey schwer verletzt und muss ihre Geliebte töten, um zu überleben. Im Krankenhaus erfährt sie, dass MG für mehrere ungelöste Morde verantwortlich war, darunter Mias. Später, als sie genesen ist, trifft Honey auf Chère an einer Ampel – ein kurzer Blick, der andeutet, dass ihre Wege sich noch einmal kreuzen könnten.
Fazit & Kritiken zum Film „Honey Don’t!“
„Honey Don’t!“ zeigt Ethan Coen in einer verspielten, aber kompromisslosen Form. Der Film verbindet noirhafte Detektivarbeit mit schrägem Humor und exzessiven Momenten. Die Geschichte um Privatdetektivin Honey O’Donahue entfaltet sich zwischen Krimi, Satire und sexueller Groteske. Dabei entsteht ein Spannungsfeld, in dem Moral und Lust, Gewalt und Witz untrennbar verschmelzen. Coen nutzt die Überzeichnung als Stilmittel, um die Figuren gleichzeitig ernst und absurd erscheinen zu lassen. Der Film wirkt dadurch roh, manchmal unbehaglich, aber nie gleichgültig. Diese Mischung trägt seine Energie – unberechenbar, bissig, eigenständig.
Honey bleibt der Mittelpunkt eines Chaos, das sie nur bedingt kontrolliert. Ihre Ermittlungen führen sie in eine Sekte, deren Machtspiele und Verbrechen sie in immer gefährlichere Situationen ziehen. Szenen, die zwischen körperlicher Nähe und brutaler Distanz wechseln, erzeugen einen Rhythmus, der anzieht und abstößt zugleich. Die Dialoge wirken scharf, das Tempo rast, während sich die Handlung immer wieder selbst unterläuft. Doch gerade in diesen Brüchen entfaltet der Film seinen Reiz. Er zeigt, wie leicht sich Kontrolle verliert, wenn Begierde, Macht und Wahrheit ineinandergreifen.
Coen schafft ein Werk, das seine Zuschauer fordert und provoziert. Manche Wendungen im Film wirken sprunghaft, doch sie fügen sich in ein konsequent anarchisches Konzept. Die Erzählweise gleicht einem Rausch, der sich jeder klassischen Ordnung verweigert. Wer Lust auf kompromissloses Kino mit Witz, Härte und Ambivalenz hat, findet hier ein seltenes Beispiel mutiger Handschrift. „Honey Don’t!“ überzeugt als filmisches Experiment, das bewusst über seine Ränder hinauswächst.