Die Beschissenheit der Dinge

Die Beschissenheit der Dinge“ wirft ein kritisches Licht auf das Leben von Gunther Strobbe, der von den Schatten seiner Familie nicht loskommt. Als Kind einer dysfunktionalen, alkoholabhängigen Familie in Belgien erlebt er eine Kindheit, die fernab von idyllisch ist. Sein Vater Marcel, ein gescheiterter Postbote, und dessen Brüder, verkörpern das Scheitern einer ganzen Generation. Gunther muss sich nun als Erwachsener mit den Nachwirkungen dieser turbulenten Jahre auseinandersetzen, insbesondere als er vor der Herausforderung steht, selbst Vater zu werden.

Die Beschissenheit der Dinge
Dauer: 105 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Felix Van Groeningen
Produzenten: Dirk Impens
Hauptdarsteller: Kenneth Vanbaeden, Valentijn Dhaenens, De Graeve
Nebendarsteller: Johan Heldenbergh, Wouter Hendrickx, Bert Haelvoet
Studio: Menuet & IDTV
Sprachen: Deutsch, Niederländisch

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Der Film zeigt nicht nur die Abwärtsspirale einer Familie, die durch Alkoholismus und Arbeitslosigkeit gekennzeichnet ist, sondern auch Momente echter familiärer Nähe. Trotz der vielen Fehler und Verfehlungen bewahrt die Familie eine gewisse Ehre und Zuneigung füreinander, besonders in ihren gemeinsamen musikalischen Momenten. „Die Beschissenheit der Dinge“ erkundet die komplexe Dynamik zwischen Schuld, Liebe und der Möglichkeit der Erlösung in einer Welt, die wenig Gnade kennt.

Besetzung, Regie und Drehorte

Felix Van Groeningen führte Regie bei „Die Beschissenheit der Dinge„, basierend auf Dimitri Verhulsts Roman. Gemeinsam mit Christophe Dirickx verfasste er das Drehbuch. Dirk Impens produzierte den Film. Die Musik komponierte Jef Neve, Ruben Impens war für die Kameraarbeit verantwortlich und Nico Leunen schnitt den Film. Das Werk wurde 2009 veröffentlicht und hat eine Länge von 105 Minuten. Es ist eine Tragikomödie mit einer Altersfreigabe von FSK 12.

Zur Besetzung gehören Kenneth Vanbaeden als Gunther in seiner Kindheit und Valentijn Dhaenens als erwachsener Gunther. Koen De Graeve spielte Celle, Johan Heldenbergh den Onkel Breejen. Weitere Rollen übernahmen Wouter Hendrickx als Onkel Petrol, Bert Haelvoet als Onkel Koen und Pauline Grossen als Nichte Sylvie. Jos Geens verkörperte André.

Der Film war bei den Filmfestspielen von Cannes 2009 im Wettbewerb Quinzaine des Réalisateurs vertreten. „Die Beschissenheit der Dinge“ gewann den Prix Art et Essai in Cannes. Er war Belgiens offizieller Beitrag für die Oscars 2010 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film. Die deutsche Premiere fand am 21. April 2010 in Braunschweig statt. Der offizielle Start war am 20. Mai 2010.

Handlung & Inhalt vom Film „Die Beschissenheit der Dinge“

Gunther Strobbe blickt auf seine Jugend in einem belgischen Dorf der 80er zurück. Seine Familie, bestehend aus Alkoholikern und Glücksspielern, prägte seine schwierige Kindheit. Ohne Mutter aufgewachsen, wird Gunther von seinem Vater Marcel, einem Postboten, und dessen Brüdern umgeben. Diese leben ein Leben voller Exzesse und vermitteln Gunther fragwürdige Lebensweisheiten. Trotz der harten Schale der Familie, zeigt sich ihr Zusammenhalt, vor allem in der Verehrung für Roy Orbison. Gunthers schulische Leistungen leiden unter dem familiären Einfluss, woraufhin ihm ein Internatsbesuch nahegelegt wird.

Marcel Strobbe, Gunthers Vater, stellt die Vaterschaft in Frage, was Gunther tief verletzt. Eine ungewöhnliche Methode soll Klarheit bringen, woraufhin Marcel Gunther als seinen Sohn akzeptiert. Trotzdem ist das Verhältnis zu seinem Vater und den Onkeln kompliziert. Als Gunther in eine Schlägerei verwickelt wird und sein Vater darauf gewaltsam reagiert, entscheidet sich Gunther für die Flucht, kehrt aber durch Onkel Petrols Zureden zurück. Die Familie erlebt einen seltenen Moment des Glücks, der jedoch von der Realität ihrer Existenz überschattet wird.

Ein unerwartetes Wiedersehen

Gunther erlebt erste Liebe und Enttäuschungen, während die Strobbes ihrem Ruf mit einem Trinkwettbewerb gerecht werden. Die Familiendynamik wird durch den Zuzug von Tante Rosie und ihrer Tochter Sylvie weiter kompliziert. Sylvie wird schnell zum Objekt von Gunthers Begierde, doch die Begegnung mit ihrem leiblichen Vater in der Kneipe endet dramatisch. Rosie und Sylvie verlassen die Strobbes, was Gunther erneut vor Augen führt, wie flüchtig Schönheit und Glück in seinem Leben sind.

Gunthers Versuch, die Verantwortung für eine Überschwemmung in der Schultoilette zu übernehmen, führt dazu, dass das Jugendamt eingeschaltet wird. Marcel sieht sich mit dem Verlust des Sorgerechts konfrontiert und eskaliert, wird jedoch von der Großmutter gestoppt. Letztlich stimmt er Gunthers Internatsbesuch und seiner eigenen Einweisung in eine Entzugsklinik zu. Diese Wendung bietet Gunther eine Chance auf ein neues Leben, fernab des familiären Chaos.

In der Zukunft ist Gunther ein erfolgreicher Schriftsteller, doch die Vergangenheit und der Verlust seines Vaters lasten schwer auf ihm. Ein Besuch bei seiner demenzkranken Großmutter und den Onkeln offenbart den Wandel in Gunther und die Distanz, die sich zwischen ihm und seiner Familie gebildet hat. Die abschließende Szene, in der Gunther seinem Sohn das Fahrradfahren beibringt, symbolisiert seinen Versuch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen neuen Weg einzuschlagen.

Fazit & Kritiken zum Film „Die Beschissenheit der Dinge“

Felix van Groeningens „Die Beschissenheit der Dinge“ wirft einen ungeschönten Blick auf eine desolate Familie in Belgien. Der Film erscheint in einem kulturellen Moment, der von Debatten um soziale Missstände geprägt ist. Er widerlegt Vorurteile gegenüber „bildungsfernen Schichten“, indem er das Leben der Strobbes ohne Sensationslust darstellt. Van Groeningen zeigt eine Welt voller Alkohol und Scheitern, doch mit einem Hauch von Zuneigung zu seinen Charakteren. Er verzichtet darauf, seine Figuren zu verurteilen oder lächerlich zu machen. Stattdessen beleuchtet er die menschlichen Abgründe als Teil des Daseins.

Die Strobbes kämpfen mit den Herausforderungen des Lebens, gefangen in einem Zyklus von Alkohol und Misserfolgen. Trotz ihrer Schuld an der eigenen Misere stellt der Film ihre Liebe und Bindung in den Mittelpunkt. Van Groeningen vermeidet es, die Familie für ihre Fehler zu verachten. Er betont die Tragik ihres Alltags und die vermeintliche Familienehre, die mehr Illusion als Realität ist. Die Ankunft der Schwester beleuchtet die Unfähigkeit der Brüder, Unterstützung zu leisten, was die Fragilität ihrer Bindungen offenbart.

Der Kinofilm findet seinen emotionalsten Kern in der gemeinsamen Verehrung Roy Orbisons durch die Familie Strobbe. Ihre Verbundenheit zeigt sich am stärksten, wenn sie zusammen Orbisons Musik lauschen. Van Groeningens Hommage an die traurigen Klänge Orbisons spiegelt die tiefen Emotionen der Strobbes wider. „Die Beschissenheit der Dinge“ ist damit mehr als nur eine Erzählung über Scheitern und Verzweiflung. Es ist ein tief empfundenes Werk über die Kraft der Familie, des Schmerzes und der unerwarteten Schönheit im Chaos des Lebens.

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