Im toten Winkel
„Im toten Winkel“ ist ein fesselnder deutscher Mystery-Thriller, der im Jahr 2023 veröffentlicht wurde. Die Handlung beginnt mit Simone, die im Nordosten der Türkei an einem Dokumentarfilmprojekt arbeitet. Sie interessiert sich für das Schicksal der Kurdin Hatice, deren Sohn vor einem Vierteljahrhundert verschwand. Bald überschattet eine Reihe seltsamer Vorfälle die Dreharbeiten. Die Dolmetscherin Leyla bringt die 7-jährige Melek mit, deren intensiver Blick das Team verunsichert. Die Crew entgeht knapp einem Steinschlag auf der Schnellstraße, und der Rechtsanwalt Eyüp verschwindet plötzlich.
Dauer: | 118 Min. |
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FSK: | ab 16 Jahren |
Jahr: | 2023 |
Regie: | Ayşe Polat |
Produzenten: | Mehmet Aktas |
Hauptdarsteller: | Aybi Era, Katja Bürkle, Ahmet Varlı |
Nebendarsteller: | Max Hemmersdorfe, Nihan Okutucu, Tudan Ürper |
Studio: | Mîtosfilm |
Sprachen: | Deutsch, English |
Die Erzählstruktur des Films wechselt in der zweiten Perspektive zu Zafer, der den Rechtsanwalt Eyüp beobachtet. Er misstraut Leyla, die seiner Tochter Melek Englischunterricht gibt und mit den Deutschen zusammenarbeitet. Nachdem Eyüp interviewt werden soll, entführen Zafer und seine Gehilfen ihn, was unerwartete Konsequenzen nach sich zieht. In der dritten Perspektive stellt sich heraus, dass Zafers Komplize dessen Wohnung mit Kameras ausgestattet hat. Melek spürt die Anwesenheit dieser Kameras und beginnt, von einem imaginären Freund zu sprechen. Wird Zafer die Wahrheit herausfinden oder in seinem eigenen Netz aus Misstrauen und Paranoia gefangen bleiben?
Besetzung, Regie und Drehorte
„Im toten Winkel“ ist ein deutscher Mystery-Thriller aus dem Jahr 2023, unter der Regie von Ayşe Polat. Das Drehbuch stammt ebenfalls von Polat. In den Hauptrollen sind Katja Bürkle als Simone, Ahmet Varlı als Zafer, Çağla Yurga als Melek und Aybi Era als Leyla zu sehen. Der Film behandelt einen „blinden Fleck“ in der türkischen Geschichte, zu dem nur ein kleines Mädchen Zugang hat. Die Musik stammt von Dynamedion, die Kamera führte Patrick Orth, und der Schnitt wurde von Serhad Mutlu und Jörg Volkmar durchgeführt.
Die Premiere des Films fand am 19. Februar 2023 in der Sektion „Encounters“ der Berlinale statt, gefolgt vom offiziellen Kinostart in Deutschland am 4. Januar 2024. Die Dreharbeiten dauerten vom 24. April 2021 bis zum 24. Juni 2021 und fanden sowohl in der Türkei als auch in Hamburg statt. Die Produktion übernahmen Mehmet Aktaş und Janna Heine. Der Film erhielt Förderungen von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem MOIN Film Fund Hamburg Schleswig-Holstein und dem Deutschen Filmförderungsfonds.
„Im toten Winkel“ wurde bei mehreren Festivals ausgezeichnet. Beim 42. Istanbul Film Festival gewann er die Goldene Tulpe als bester nationaler Film sowie Preise für das beste Drehbuch und den besten Schnitt. Das 30. Internationale Filmfest Oldenburg zeichnete ihn mit dem German Independence Award aus. Zudem gewann er beim 34. Ankara Film Festival in mehreren Kategorien, darunter Beste Regie und Beste Kamera. Beim 10. Dohuk International Film Festival erhielt er den Preis für das beste Drehbuch. Abschließend wurde der Film beim Deutschen Filmpreis 2024 in den Kategorien Beste Regie und Bestes Drehbuch sowie als Bester Spielfilm mit Bronze ausgezeichnet.
Handlung & Inhalt vom Film „Im toten Winkel“
Simone arbeitet im Nordosten der Türkei an einem Dokumentarfilmprojekt über die Kurdin Hatice, deren Sohn vor einem Vierteljahrhundert entführt wurde. Bald überschatten sonderbare Zwischenfälle die Dreharbeiten: Leyla, die Dolmetscherin, bringt die 7-jährige Melek mit, deren intensiver Blick das Team verunsichert. Das Team entgeht knapp einem Steinschlag auf der Schnellstraße. Eyüp, der Rechtsanwalt, der interviewt werden sollte, verschwindet plötzlich. Simone versucht über einen Kontakt weitere Informationen zu erhalten, aber die Situation eskaliert. Bei einem geplanten Treffen wird Simone in ihrem Hotelzimmer kaltblütig erschossen.
Ein brutal-subtiler Politthriller entfaltet sich in drei Kapiteln mit multiperspektivischer Erzählweise. In der zweiten Perspektive observiert Zafer den Rechtsanwalt Eyüp und misstraut Leyla, die seiner Tochter Melek Englischunterricht gibt. Als Eyüp interviewt werden soll, entführen und foltern Zafer und seine Gehilfen ihn. Eyüp stirbt unerwartet aufgrund seines schwachen Herzens, was Zafer unter Druck setzt. Paranoia befällt Zafer, als ein Unbekannter ihn beobachtet und ihm Videos von ihm und seiner Tochter schickt. Die Spannung und Bedrohung eskalieren weiter.
In der dritten Perspektive stellt sich heraus, dass Zafers Komplize dessen Wohnung mit Kameras ausgestattet hat, vermutlich um kompromittierendes Material zu sammeln. Melek spürt die Anwesenheit der Kameras und spricht von einem imaginären Freund. Ihr Verhalten wird zunehmend absonderlicher. Zafer bittet sie, den Fremden mit seinem Handy zu filmen, wodurch sie Zugang zu verstörenden Videos erhält. Als Zafer politisches Asyl bei den Deutschen ersucht und dafür aussagen will, wird er ebenfalls erschossen. Leyla hilft Melek bei der Flucht, wodurch das Mädchen der Gefahr entkommt.
Fazit & Kritiken zum Film „Im toten Winkel“
Ayşe Polats Film „Im toten Winkel“ überzeugt mit einer dichten Atmosphäre und komplexer Erzählstruktur, scheitert jedoch an übermäßiger Konstruktion. Der Film beginnt stark, indem er die gesellschaftlichen Wunden thematisiert, aber die ständigen Perspektivwechsel können verwirrend wirken. Die Erzählung zersplittert in mehrere Handlungsstränge, die erst am Ende zusammenfinden. Diese Methode kann Zuschauer herausfordern, bietet aber auch tiefgehende Einblicke in die Psyche der Charaktere und die politischen Hintergründe.
Die zweite Perspektive des Film, die sich auf Zafer und seine paranoiden Verstrickungen in ein zwielichtiges Netzwerk konzentriert, bringt Spannung und eine düstere Atmosphäre. Allerdings wirkt die ständige Bedrohung durch Überwachungskameras und die thematisierte Paranoia teilweise übertrieben. Der Versuch, ein umfassendes Bild von Misstrauen und Terror zu zeichnen, gelingt zwar, aber es fehlt an emotionaler Tiefe und Charakterentwicklung, was die Zuschauerbindung schwächt.
Trotz dieser Schwächen zeigt „Im toten Winkel“ bemerkenswerte filmische Qualität. Polat schafft es, die politische und gesellschaftliche Dimension der kurdischen Geschichte in einen spannenden Thriller zu verpacken. Die visuelle Umsetzung durch Kameraarbeit und Schnitt ist beeindruckend. Insgesamt bleibt der Film eine lohnenswerte, wenn auch anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem Thema generationales Trauma und politischer Verfolgung, die jedoch an ihrer eigenen Komplexität zu scheitern droht.