Saltburn

Saltburn“ bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Begehren und Klassenmacht. Der Film spielt mit Konventionen, indem er das Motiv des Außenseiters nicht sentimental, sondern strategisch interpretiert. Die feinen Unterschiede zwischen Zugehörigkeit und Ausgrenzung prägen jede Szene, ohne dass sich das Geschehen auf simple Gegensätze reduzieren lässt. Vielmehr entsteht ein Sog aus Nähe, Status und unterschwelligem Machtkampf.

Saltburn
Dauer: 131 Min.
FSK: 16 (DE)
Jahr: 2023
Kategorien: Drama, Komödie
Regie: Emerald Fennell
Produzenten: Josey McNamara, Emerald Fennell, Margot Robbie
Hauptdarsteller: Barry Keoghan, Jacob Elordi, Rosamund Pike
Nebendarsteller: Richard E. Grant, Alison Oliver, Archie Madekwe, Carey Mulligan
Studio: LuckyChap Entertainment, MRC, Lie Still

Ein studentisches Umfeld wird zur Bühne eines Spiels mit Masken. Oliver nähert sich seinem Ziel mit Bedacht, nutzt Emotion und Manipulation gleichermaßen. Was als freundschaftliche Geste beginnt, gerät zunehmend außer Kontrolle. Die Grenzen zwischen Empathie und Instrumentalisierung verschwimmen. Kann ein Mensch so vollständig in ein Leben eindringen, bis es ihm gehört?

Besetzung, Regie und Drehorte

Der Film „Saltburn“ stammt aus dem Jahr 2023 und wurde von Emerald Fennell inszeniert, die auch das Drehbuch schrieb und gemeinsam mit Josey McNamara und Margot Robbie produzierte. Die Musik komponierte Anthony Willis, Linus Sandgren übernahm die Kamera, Victoria Boydell verantwortete den Schnitt. Mit einer Laufzeit von 127 Minuten und einer Altersfreigabe ab 16 Jahren zählt „Saltburn“ zum Genre Thriller-Drama. Die Erstausstrahlung fand beim Telluride Film Festival im August 2023 statt, der Kinostart erfolgte im November desselben Jahres.

Barry Keoghan spielt Oliver Quick, einen Studenten mit Außenseiterrolle. Jacob Elordi verkörpert Felix Catton, einen wohlhabenden Kommilitonen. Rosamund Pike tritt als Elspeth, Felix’ Mutter, auf. Richard E. Grant übernimmt die Rolle des Vaters Sir James. Archie Madekwe ist als Farleigh zu sehen, Alison Oliver als Venetia. Carey Mulligan erscheint als Pamela, Paul Rhys als Duncan. Die Dreharbeiten begannen im Juli 2022 an verschiedenen Orten im Vereinigten Königreich. Gefilmt wurde im ungewöhnlichen 4:3-Format, das laut Fennell einen voyeuristischen Blick ermöglichen soll.

Emerald Fennell wurde auf dem Mill Valley Festival als „Filmemacherin des Jahres“ ausgezeichnet. Zudem gewann sie den Publikumspreis in Savannah. Barry Keoghan und Rosamund Pike erhielten 2024 Golden-Globe-Nominierungen. Die weltweiten Einnahmen lagen bei 21,1 Millionen US-Dollar.

Handlung & Inhalt vom Film „Saltburn“

Oliver Quick, ein Stipendiat mit bescheidenem Hintergrund, beginnt im Jahr 2006 sein Studium an der Universität Oxford. Dort fühlt er sich unter den wohlhabenden Kommilitonen fehl am Platz und fremd. Als er auf Felix Catton trifft, einen charismatischen und reichen Studenten, entsteht schnell eine enge Verbindung. Felix zeigt sich einfühlsam, als Oliver vom Tod seines Vaters erzählt, und lädt ihn in sein luxuriöses Familienanwesen Saltburn ein. Oliver nimmt die Einladung an, da er sich durch Felix’ Zuwendung angenommen fühlt. Der Sommer dort verändert alles für ihn.

In Saltburn trifft Oliver auf Felix’ exzentrische Familie, darunter die Eltern Sir James und Elspeth sowie Schwester Venetia. Auch Farleigh, ein US-amerikanischer Cousin, ist vor Ort. Zwischen Oliver und Farleigh entsteht sofort Spannung, während sich Oliver zunehmend als charmanter Gast bei den anderen etabliert. Seine Bewunderung für Felix schlägt allmählich in Besessenheit um. In einer Reihe verstörender Handlungen überschreitet Oliver immer mehr Grenzen, wobei seine wahren Absichten zunächst im Dunkeln bleiben. Die Atmosphäre wird zunehmend toxischer, während sich die Beziehungen innerhalb der Familie verschieben und erste Brüche entstehen.

Ein Sommer mit tödlichen Folgen

Als Felix Oliver mit zu dessen angeblicher Familie nimmt, fliegen die Lügen auf. Olivers Biografie war frei erfunden, seine Eltern leben, sind gesund und wohnen in bürgerlichen Verhältnissen. Felix erkennt die Täuschung und plant, Oliver nach dessen Geburtstagsfeier nach Hause zu schicken. Doch die Feier endet tragisch: Am nächsten Tag wird Felix tot aufgefunden. Oliver gibt vor, dass Farleigh Drogen ins Spiel gebracht habe, woraufhin dieser aus Saltburn verbannt wird. Oliver nutzt die Situation geschickt, um sein Ansehen in der Familie weiter zu stärken und sein Verbleiben zu sichern.

Nach Felix’ Beerdigung bleibt Oliver weiterhin auf Saltburn. Elspeth sucht seine Nähe, während Venetia ihm misstraut. Die Spannungen eskalieren, als Venetia sich selbst das Leben nimmt. James sieht keine andere Möglichkeit und bietet Oliver Geld, um ihn zum Gehen zu bewegen. Oliver nimmt das Angebot an – nur vordergründig. Jahre später begegnet er Elspeth erneut und nutzt ihre Sehnsucht, um sich wieder Zutritt nach Saltburn zu verschaffen. Sie wird schwer krank, vertraut ihm, überträgt ihm das Anwesen und stirbt durch Olivers Zutun.

Erst am Ende offenbart Oliver seine Manipulationen. Er hatte Felix absichtlich getötet, Venetia zur Verzweiflung getrieben und Elspeths Tod herbeigeführt. Alles war geplant, einschließlich des vermeintlichen Zufalls, sie wiederzutreffen. Die Cattons wurden zu Bauern in seinem Spiel, das mit dem Erbe von Saltburn endet. Nackt tanzt er am Ende durch das leere Anwesen, das ihm nun gehört. Seine Täuschungen bleiben ungesühnt, seine Machenschaften unentdeckt. Nur der Zuschauer kennt seine Wahrheit.

Fazit & Kritiken zum Film „Saltburn“

Saltburn“ stellt gezielt Konventionen des Thrillers infrage und verschiebt moralische Grenzen mit kalkulierter Präzision. Die Inszenierung setzt auf soziale Spannungen und nutzt das Setting, um Machtverhältnisse sichtbar zu machen. In der Szene im Labyrinth entsteht eine dichte Atmosphäre, weil jede Bewegung kalkuliert wirkt. Genau dort liegt die Stärke des Films: Die Umgebung steht nie nur für sich, sondern wird Teil der Erzählung. Dabei bleibt das Verhältnis zwischen Nähe und Manipulation stets instabil, was die Dynamik zwischen den Figuren verstärkt.

Zugleich verliert der Film in einzelnen Momenten seine narrative Konsequenz. Die Szene im Café wirkt rückblickend konstruiert, weil der Zufall als Auslöser eines geplanten Endspiels nicht glaubwürdig erscheint. Auch die Zuspitzung am Schluss verlässt die zuvor etablierte Glaubwürdigkeit zugunsten eines überhöhten Finales. Die Figuren handeln dabei weniger nachvollziehbar als zuvor, was Brüche im Verhalten deutlich macht. Gerade in diesen Phasen drängt sich das Gefühl auf, dass Konstruktion wichtiger wurde als Wirkung.

Trotz dieser Brüche bleibt die Entwicklung des Protagonisten bemerkenswert. Die Kälte, mit der Entscheidungen fallen, offenbart ein konsequentes Machtstreben. Szenen wie das Bad im Grabschmutz schockieren, weil sie Intimität mit Berechnung vermischen. „Saltburn“ wagt radikale Bilder, nicht jeder wird das mitgehen.

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