Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ spielt im Rio de Janeiro der 1950er-Jahre. Eurídice und Guida Gusmão wachsen gemeinsam in einer konservativen Familie auf. Während Eurídice ihre Zukunft in der Musik sieht, strebt Guida nach Freiheit und Abenteuern. Ihre unterschiedlichen Lebenswege trennen sie unerwartet. Entscheidungen, die sie aus Liebe oder Pflichtgefühl treffen, bestimmen ihr Schicksal. Doch während Eurídice sich in einem fremdbestimmten Leben wiederfindet, kämpft Guida gegen gesellschaftliche Normen.

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão
Dauer: 140 Min.
FSK: 12 (DE)
Jahr: 2019
Kategorien: Drama
Regie: Karim Aïnouz
Produzenten: Rodrigo Teixeira
Hauptdarsteller: Carol Duarte, Julia Stockler, Fernanda Montenegro
Nebendarsteller: Gregório Duvivier, Bárbara Santos, Flávia Gusmão, António Fonseca
Studio: RT Features, Pola Pandora Filmproduktions, Canal Brasil, Sony Pictures Entertainment Brazil, Naymar

Jahre vergehen, ohne dass sie voneinander wissen. Beide versuchen, ihren eigenen Weg zu finden. Briefe bleiben unbeantwortet, Wahrheiten werden verschwiegen. Ihre Lebensrealitäten könnten kaum unterschiedlicher sein, doch eine unsichtbare Verbindung bleibt bestehen. Mit jeder neuen Erfahrung wachsen Sehnsucht und Hoffnung. Wird es den Schwestern gelingen, sich eines Tages wiederzusehen?

Besetzung, Regie und Drehorte

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ ist ein brasilianisches Filmdrama aus dem Jahr 2019. Regie führte Karim Aïnouz, das Drehbuch schrieb Murilo Hauser. Die Hauptrollen übernahmen Fernanda Montenegro als Eurídice Gusmão, Carol Duarte als junge Eurídice und Júlia Stockler als Guida Gusmão. António Fonseca spielte Manuel, während Gregório Duvivier die Rolle von Antenor übernahm. Produziert wurde der Film von Rodrigo Teixeira und Michael Weber. Die Kameraarbeit führte Hélène Louvart aus, den Schnitt übernahm Heike Parplies. Benedikt Schiefer komponierte die Filmmusik. Mit einer Laufzeit von 114 Minuten erhielt der Film eine FSK-12-Freigabe.

Seine Weltpremiere hatte der Film am 20. Mai 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, wo er in der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet wurde. In Deutschland wurde er erstmals beim Filmfest München am 29. Juni 2019 gezeigt. Weitere Festivalstationen umfassten die Filmkunstmesse Leipzig, das Zurich Film Festival und das London Film Festival. Amazon Studios erwarb die Vertriebsrechte für die USA. Der Kinostart in Österreich erfolgte am 13. März 2020. Seit dem 11. Juli 2021 ist der Film auf Mubi verfügbar.

Mehrere Auszeichnungen würdigten das Werk. Beim Filmfest München 2019 wurden Viola Fügen und Michael Weber als beste Koproduzenten geehrt. Die Semana Internacional de Cine de Valladolid zeichnete sowohl Carol Duarte als auch Júlia Stockler als beste Schauspielerinnen aus. Zudem erhielt der Film dort den FIPRESCI-Preis sowie den Silver Spike. Die Oscar-Einreichung Brasiliens für den besten internationalen Film 2020 blieb jedoch ohne Nominierung. Das Drama erzielte weltweit ein Einspielergebnis von 1,7 Millionen US-Dollar.

Handlung & Inhalt vom Film „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“

Die Schwestern Eurídice und Guida Gusmão wachsen im Rio de Janeiro der 1950er-Jahre auf. Eurídice träumt von einer Karriere als Pianistin und möchte am Wiener Konservatorium studieren. Ihre abenteuerlustige Schwester Guida hingegen sehnt sich nach romantischer Freiheit und verliebt sich in einen griechischen Matrosen. Eines Abends verlässt sie heimlich das Haus, um mit ihm Zeit zu verbringen. Eurídice soll sie später wieder ins Haus lassen, doch Guida kehrt nicht zurück. Wenig später schreibt sie aus Athen, wo sie ihre Hochzeit plant. Diese Briefe, die sie regelmäßig sendet, bleiben für Eurídice jedoch unerreichbar, da ihr Vater Guidas Existenz aus der Familie tilgt.

Eurídice heiratet den Büroangestellten Antenor, doch ihr Leben bleibt von Fremdbestimmung geprägt. Ihr Mann erwartet, dass sie sich auf ihre Rolle als Hausfrau beschränkt. Kurz nach der Hochzeit wird sie ungeplant schwanger, was ihre Pläne für eine musikalische Ausbildung zerstört. Währenddessen kehrt Guida aus Europa zurück, jedoch ohne ihren Ehemann. Ihr Vater verstößt sie und behauptet, Eurídice lebe nun in Wien. Guida findet Unterschlupf bei einer älteren Frau namens Filomena. In ihrer neuen Umgebung kämpft sie sich mit harter Arbeit durch und zieht ihr Kind allein groß, während sie weiterhin Briefe an Eurídice schreibt.

Eine unerwartete Verbindung

Guida passt sich ihrem Leben als alleinerziehende Mutter an und entwickelt eine enge Freundschaft mit Filomena. Sie arbeitet auf einer Werft und lernt, sich in der Männerwelt zu behaupten. Filomena, die keine Familie mehr hat, nimmt sie wie eine Tochter auf. Eurídice hingegen lebt in ihrer Ehe weiter unter Antenors Kontrolle. Nach dem Tod ihrer Mutter zieht sie ihren Vater bei sich ein. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, ihre Schwester zu finden, und engagiert einen Polizisten, der Guida ausfindig machen soll. Doch die Suche bleibt erfolglos, da Guida unter dem Namen Filomena weiterlebt und ihre wahre Identität versteckt hält.

Die Situation spitzt sich zu, als Filomena schwer erkrankt und Guida sich um sie kümmert. Um ihr Leiden zu lindern, beschafft sie ihr Schmerzmittel, selbst wenn dies bedeutet, sich für die Beschaffung zu opfern. Filomena hinterlässt ihr ihr Haus und sorgt dafür, dass Guida offiziell ihre Identität übernimmt. Nach Filomenas Tod findet der von Eurídice beauftragte Polizist das Grab mit Guidas vollständigem Namen und informiert sie. Eurídice erkennt, dass sie all die Jahre belogen wurde. In einem Moment der Verzweiflung zerstört sie ihr Klavier, das Symbol ihres unerfüllten Traums. Die erneute Schwangerschaft zwingt sie zu Ruhe, doch die Vergangenheit lässt sie nicht los.

Jahrzehnte später öffnet Eurídice mit ihren Kindern einen alten Tresor ihres Vaters und findet Guidas nie zugestellte Briefe. Diese enthüllen die Wahrheit über das Leben ihrer Schwester. Berührt von den Zeilen, beschließt sie, erneut nach ihr zu suchen. Die Spur führt sie zu Guidas Enkelin, die den gleichen Namen trägt. In diesem Moment wird ihr bewusst, dass trotz aller verlorenen Zeit eine Verbindung zwischen den Familien geblieben ist.

Fazit & Kritiken zum Film „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ beeindruckt durch seine visuelle Pracht und emotionale Tiefe. Regisseur Karim Aïnouz erzählt die Geschichte zweier Schwestern im Rio de Janeiro der 1950er Jahre. Die farbenfrohe Inszenierung fängt die Atmosphäre dieser Zeit authentisch ein. Kamerafrau Hélène Louvart nutzt dabei warme Primärfarben, die die Leinwand zum Leuchten bringen. Die sorgfältige Bildkomposition unterstreicht die emotionale Intensität der Handlung.

Die schauspielerischen Leistungen von Carol Duarte und Júlia Stockler als Eurídice und Guida sind herausragend. Sie verkörpern die inneren Konflikte und Sehnsüchte ihrer Figuren mit großer Authentizität. Die Darstellung der patriarchalen Strukturen jener Zeit gelingt eindrucksvoll. Die Charaktere kämpfen gegen gesellschaftliche Zwänge und persönliche Tragödien. Dabei bleibt der Film stets nah an seinen Protagonistinnen und vermittelt ihre Gefühle eindringlich.

Trotz der melancholischen Thematik bewahrt der Film eine lebensbejahende Grundstimmung. Die Geschichte der getrennten Schwestern berührt und regt zum Nachdenken an. Aïnouz schafft es, die Balance zwischen Trauer und Hoffnung zu halten. Die narrative Struktur, unterstützt durch die eindrucksvolle Musik, verstärkt die emotionale Wirkung. Insgesamt ist „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ ein meisterhaftes Melodram, das lange nachhallt.

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