National Gallery

Der französische Dokumentarfilm „National Gallery“ aus dem Jahre 2014 gewährt Einblicke in die Londoner „National Gallery“. Es ist die meistbesuchte und umfassendste Gemäldegalerie der Welt. Dabei verfolgt es den Stil des Direct Cinema. „National Gallery“ erhielt seine Uraufführung im Mai des Erscheinungsjahrs auf den Internationalen Filmfestspiele von Cannes, in der Sparte Quinzaine des réalisateurs.

National Gallery
Dauer: 173 Min.
Jahr:
Regie: Frederick Wiseman
Produzenten: Pierre-Olivier Bardet, Frederick Wiseman
Hauptdarsteller:
Studio: CLA GmbH
Sprachen: Deutsch

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Der deutsche Kinostart zog sich noch etwas hin und der Film kam im Januar 2015 auf die Leinwand. Drei Nominierungen und einen zweiten Platz, auf dem National Society of Film Critics Awards, in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“, gehen auf das Konto des Dokufilms. GOOD!MOVIES vertreibt seit Mai 2015 die passende DVD dazu.

Besetzung, Regie und Drehorte

Der Regisseur Frederick Wiseman ist, wie in vielen Dokumentationen, nicht nur derjenige der Regie im Film „National Gallery“ führt. Er schrieb das Drehbuch und arbeitete auch in anderen Bereichen mit, wie zum Beispiel produzierten er und Pierre-Olivier Bardet Hand in Hand die 173 Minuten Filmlänge. Diese Arbeiten fanden in Frankreich, Vereinigtes Königreich und den Vereinigten Staaten statt. Alles in der englischen Sprache. John Davey filmte für die Doku, die keine Altersfreigabe benötigt, insgesamt über zwölf Wochen. Die Nacharbeiten und der Schnitt erledigte der Regisseur persönlich und benötigte rund 14 Monate für das Projekt.

Wiseman formulierte seine Idee während eines Winterurlaubs im Jahre 2010. Durch Zufall kam der Regisseur mit einer leitenden Angestellten der „National Gallery“ in Kontakt. Sie war Feuer und Flamme und gab ihre Zustimmung für das Filmprojekt. „National Gallery“ ist das vierte Projekt von Wiseman, welches eine europäische Kulturinstitution beleuchtet. Insgesamt dreht Wiseman schon 38. Dokumentarfilme. Alle Arbeiten wurden von der französischen Produktionsfirma Idéale Audience und dem amerikanischen Public Broadcasting Service und Independent Television Service unterstützt.

Jegliche Information über die „National Gallery“ erscheint für den Zuschauer aus der Perspektive der Mitarbeiter oder eines Besuchers. Über eine Länge von fast drei Stunden wurde komplett auf Interviews, einer Erzählstruktur und erklärende Kommentare verzichtet. Der Fokus liegt viel mehr in den Gemälden selbst. Diese Exemplare werden aus unterschiedlicher Perspektive und in verschiedensten Lichtverhältnissen präsentiert, entweder teilweise oder als ein ganzes Gemälde. Für die besondere Wirkungsweise mischt sich keine Musik unter die Bilder. Es ist ein realer Geräuschpegel aus dem Museum zu hören.

Was außer die Gemälde selbst ist zu sehen? Für das Publikum wird die Arbeit der Mitarbeiter beleuchtet. So tauchen der Museumsführer, das Restautorenteam, die Museumspädagogen, Ordnungskräfte, Handwerker, Reinigungspersonal oder die leitenden Angestellten in den Szenen auf, wie sie ihre Arbeit gewissenhaft erledigen. Es werden Einblicke in die Organisation der Institution gewährt. Des Weiteren wird durch die Dokumentation klar, wie die Sammlung verwaltet wird und so für die Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich ist.

Während einer Führung wird deutlich über die Hintergründe der Bilder diskutiert. Der Museumsführer erklärt den Besuchern den geschichtlichen Kontext, die Bedeutung, die Bildersprache und die Maltechnik. Eine andere Szene zeigt, dass selbst Kinder und sehbehinderte Menschen von der „National Gallery“ profitieren, denn spezielle Museumspädagogen stehen für die zwei Gruppen bereit, um Erklärungen zu liefern.

Die Arbeiten der Restauratoren zeigen deutlich, wie akribisch ihre Vorgehensweise ist. So werden die Gemälde selbst wiederhergestellt aber auch die Rahmen. Zu einem anderen Zeitpunkt sollen die Ausstellungsräume umgestaltet werden. Die Besprechungen tauchen ebenfalls in dem Film auf. Der Zuschauer bekommt einen authentischen Blick in das Leben der Gallery. Weitere Arbeiten sind: Das Sicherheitspersonal lenkt die Besucherströme. Reinigungskräfte sorgen für die nötige Sauberkeit. Alle angestellten Kuratoren planen regelmäßig neue Ausstellung und die Leitungsebene trifft wichtige Entscheidungen. Entscheidend für einen gelungenen Ablauf sind Konzepte für eine gute Öffentlichkeitsarbeit und wie das Budget bestmöglich genutzt werden kann.

Interessant ist die andere Seite, was sagen die Besucher über die Arbeit. Sind die Arbeitsläufe richtig gewählt und ist alles zufriedenstellend erledigt. Dieser Sichtweise widmet sich die Dokumentation ebenfalls. Ganz unauffällig werden die Besucher mit der Kamera begleitet. Während bestimmter Ausstellungen landen Tänzer, Lyriker und Studenten von Kunstschulen im Objektiv. Ihre Arbeit wird mit den Gemälden im Hintergrund gezeigt.

Eine Abwechslung für die Augen sind die kleinen Unterbrechungen. Alle Bilderfolgen werden mit Außenszenen von wartenden Menschenschlangen oder täglichem Getümmel am Trafalgar Square unterbrochen.

Wiseman tritt als stiller Zeuge in der „National Gallery“ auf, denn es taucht keine Stimme aus dem „Off“ auf. Die gefilmten drei Stunden können als eine genaue Beobachtung der Selbstinszenierung und somit eine Selbsterhaltung als Institution verstanden werden. „National Gallery“ erhebt nicht den Anspruch, ein komplettes Bild der Gallery für die Zuschauer nachzuzeichnen. Oftmals gibt es auch keine Vollaufnahmen der Gemälde. Im Gegensatz zu den früheren Arbeiten von Wiseman fällt auf, dass gänzlich auf Diskussionen von sozialen Fragen verzichtet wurde. Trotzdem kann behauptet werden, dass es ein wirklich kurzweiliger und interessanter Film geworden ist. Immer wieder kommen Überraschungen ans Tageslicht. Ganz deutlich werden der Wert der Kultur und die Arbeit der Erhaltung gezeigt.

„National Gallery“ ist ein großartiges Werk über Kunst und den Betrieb, es wirkt als Hommage an die Alten Meister der Kunst, ein Crashkurs in der Kunstgeschichte und als eine Führung in der berühmten „National Gallery“. Die stille Dokumentation gibt einen umfassenden Einblick in den Museumsbetrieb und macht Lust auf Kunstschätze.

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