The Card Counter

Im Film „The Card Counter“ perfektioniert Wilhelm Tell (Oscar Isaacs) die Kunst des Kartenzählens. Nicht nur ein Hobby, sondern irgendwie um seine inneren Dämon zu stoppen. Der ehemalige Elitesoldat hat Schuldgefühle, die ihn sehr belasten und einst für zehn Jahre ins Gefängnis brachten. Nach seiner Freilassung tourte er nach strenger Routine als Pokerspieler durch die Vereinigten Staaten. Um nicht aufzufallen, hält er den Einsatz niedrig – bis er schließlich auf eine junge Circe (Tye Sheridan) trifft.

The Card Counter [dt./OV]
Dauer: 112 Min.
FSK: ab 16 Jahren
Jahr:
Regie: Paul Schrader
Produzenten: Braxton Pope, David M. Wulf, Lauren Mann
Hauptdarsteller: Oscar Isaac, Tiffany Haddish, Tye Sheridan
Nebendarsteller: Willem Dafoe, Alexander Babara, Bobby C. King
Studio: Saturn Streaming, Astrakan Films AB, Redline Entertainment
Sprachen: Englisch, Deutsch

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Besetzung, Regie und Drehorte

Paul Schrader inszeniert den Film mit einem sehr kontrollierten Stil. Die visuellen Eindrücke stehen dabei in einem starken Kontrast zu seinem Protagonisten, der sehr mysteriös erscheint, um verschiedene Schlussfolgerungen des Betrachters zu ermöglichen. Warum der Name William Tell? Warum führt er ein handgeschriebenes Tagebuch? Warum die Laken und das Garn? Warum ist er zölibatär? Warum hat er das Bedürfnis, einen ziellosen Kerl von einem College unter seine Fittiche zu nehmen? Amüsanterweise geht er mit Cirk einen Deal ein: Wenn der Junge seine von ihm getrennt lebende Mutter anrufen kann, verspricht er, dass er Sex haben würde.

Williams (Oscar Isaacs) Verhalten besteht dabei aus einer Kombination aus ernsthafter Sorge um Cirk und einer dämmerigen Vorahnung, die ihre Zukunft betrifft. Der Film ist eine Charakterstudie und eine gesellschaftskritische Provokation, die unzählige Interpretationen ermöglicht. Deutlich wird aber, welche Schäden der amerikanische Lebensstil in Menschen auslösen kann. William ist dabei ein sehr gutes Beispiel für die abscheulichen Abgründe, die in Amerika in Menschen ausgelöst werden.

Abgesehen von der Hauptgeschichte werden auch Glücksspiele und Casinos zu einem echten Highlight des Films „The Card Counter„. Spiele wie Funzpoints und andere Glücksspiele geben diesem Film genau den richtigen Touch an Finesse und Mysteriösität.

Tiffany Haddish spielt eine etwas kleinere Rolle als Tells Liebesgefährtin, wobei die Chemie des Paares nie so richtig zu stimmen scheint. Der Regisseur Schrader nutzt die Geschichte, um die moralischen Abgründe der Darsteller aufzudecken und auch einen Blick auf deren vergangene Sünden und deren Nachwirkungen zu werfen.

Handlung & Inhalt vom Film „The Card Counter“

William Tell (Oscar Isaac) ist ein einsamer Spieler, der von Motel zu Motel reist und an Casino-Kartenspielen mit kleinen Einsätzen teilnimmt. Als zwei Personen mit Verbindungen zu seiner militärischen Vergangenheit auftauchen, beginnen Geheimnisse ans Licht zu kommen und die gelassene Front, die er am Pokertisch präsentiert, beginnt zu bröckeln.

Eines Tages lernt er die Glücksspielagentin La Linda (Tiffany Haddish) kennen, mit der er eine enge Beziehung eingeht. Sie schlägt vor, dass sie eine geschäftliche Vereinbarung treffen, die Tell zu einem erfolgreicheren Spieler machen wird. Er lehnt ab, schließlich fühlt er sich wohl mit der zurückhaltenden Existenz, die er sich aufgebaut hat.

Eine zufällige Begegnung mit einem jungen Mann auf einer Sicherheitskonferenz stellt Tells bescheidene Existenz jedoch schnell auf den Kopf. Es handelt sich dabei um Cirk (Tye Sheridan), einen Studienabbrecher, der behauptet, Tell zu kennen. Cirk informiert Tell, dass sie durch seinen Vater verbunden sind, der genau wie Tell beim Militär gearbeitet hat. Cirk informierte ihn schließlich darüber, dass er einen Plan ausheckte, bei dessen Ausführung er Tells Hilfe brauchte.

Tell aber dreht den Spieß um und bot Cirk an, ihm zu helfen, wenn er aufs College zurückkehrt und sich wieder mit seiner entfremdeten Mutter verbindet. Die Finanzierung dieser Vereinbarung würde dadurch erfolgen, dass Tell das Angebot von La Linda für eine Partnerschaft annimmt. Nur ist hier mehr los, als man denkt.

Welche Nachricht hat der Film für die Zuschauer?

Einsame Männer darzustellen ist Schraders einzigartigste Fähigkeit. Er schafft es, ein prägendes Bild zu zeichnen und seine Ideen im Film zu verwirklichen. Wie er diese Figur darstellen kann, zeigte sich zum ersten Mal in seinem Drehbuch zum Film „Taxi Driver“, in dem Travis Bickle, der zum Mörder gewordene Taxifahrer, seine ranzigen und langweiligen Gedanken auslebt und damit als der Dreh- und Angelpunkt des Filmes agiert. Schrader inszenierte zudem die Filme „Light Sleeper“ und „First Reformed“.

Der Film stellt Tells Schuld auf eine wirklich interessante Weise dar, die den Zuseher wirklich fesselt. Umso interessanter wird der Film, da uns Schrader nie wirklich die Gesichter oder Namen seiner Opfer kennen lässt. Unterdessen taucht Tiffany Haddish, etwas zu herzlich und geerdet für diesen Film, als Liebesinteresse für Tell auf. Aber ähnlich wie die schwangere Frau, die von Amanda Seyfried in First Reformed gespielt wird, ist sie eine besonders hohle Wiedergabe weiblicher Unschuld und Erlösung. Der Kartenzähler ist sicherlich klaustrophobisch, aber nicht immer auf die richtige Weise.

Der einsame Mann kehrt in „The Card Counter“ zurück, einer eindringlichen, bewegenden Geschichte von Geist und Fleisch, Sünde und Erlösung, Liebe und Tod. William Tell ist eine einsame Seele, die sich mit Stift auf Papier mit seiner Gegenwart und seiner unaussprechlichen Vergangenheit auseinandersetzt.

Fazit & Kritiken zum Film „The Card Counter“

Es lohnt sich, den Film „The Card Counter“ anzusehen und damit einen Einblick in Schraders Welt zu erhalten. Der Film „The Card Counter“ ist wirklich gut und vor allem psychologisch interessant. Je vertrauter man mit dem Charakter und den Ideen des Regisseurs wird, desto besser versteht man die Nachricht hinter dem Film. Menschen vergessen oft, dass nicht jeder Kinofilm zur Unterhaltung dient, sondern dass es einige gibt, die eine tiefere Bedeutung mit sich tragen.

The Card Counter Kritik auf Youtube

Gleichzeitig hat Schrader ein eigenes unverwechselbares Werk produziert, das nicht vom klassischen Hollywood und vom klassischen internationalen Kunstkino geprägt ist. Der Film ist von Traditionen geprägt, die er wie kaum ein anderer in produktive Spannung verwandeln kann. Es ist immer interessant zu sehen, was der Protagonist in diesem Film vorhat, auch wenn nicht immer wirklich klar ist, was das ist und man manchmal den Eindruck hat, dass der Film weit entfernt ist von einem perfekt auf Hochglanz polierten Meisterwerk.

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