Hannas schlafende Hunde
Im Film „Hannas schlafende Hunde“ stößt die junge Hanna Ende der 1960er-Jahre auf ein lang verborgenes Geheimnis ihrer Familie. Aufgewachsen in einer katholischen und strengen Umgebung, entdeckt sie Hinweise auf eine verdrängte Vergangenheit. Ihre Mutter Katharina und ihr Vater Franz unterdrücken jedes Thema, das Unruhe in den Alltag bringen könnte. Doch Hannas Neugier lässt sie nicht ruhen.

Dauer: | 90 Min. |
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FSK: | 12 (DE) |
Jahr: | 2016 |
Kategorien: | Drama |
Regie: | Andreas Gruber |
Hauptdarsteller: | Hannelore Elsner, Franziska Weisz, Christian Wolff |
Nebendarsteller: | Johannes Silberschneider, Rainer Egger, Elfriede Irrall, Wolf Bachofner |
Studio: | ARD, ORF |
Mit Hilfe ihrer blinden Großmutter Ruth beginnt Hanna, die Wahrheit hinter den Ängsten ihrer Familie zu verstehen. Die Auswirkungen des Nationalsozialismus sind noch spürbar, und viele verdrängen ihre eigene Schuld. Hanna will sich dieser Last nicht beugen und sucht nach Antworten. Wie weit kann sie gehen, ohne die fragile Harmonie ihrer Familie zu zerstören?
Besetzung, Regie und Drehorte
Der Film „Hannas schlafende Hunde“ aus dem Jahr 2016 wurde von Andreas Gruber inszeniert. In den Hauptrollen brillieren Nike Seitz als Hanna, Hannelore Elsner als Katharina und Franziska Weisz als Ruth. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Elisabeth Escher, der autobiografische Kindheitserinnerungen der Autorin verarbeitet. Premiere feierte das Drama auf der Diagonale 2016. Es kam am 1. April 2016 in Österreich und am 9. Juni 2016 in Deutschland in die Kinos. Die Erstsendung im deutschen Fernsehen erfolgte 2019, die ORF-Premiere fand 2020 anlässlich des 75. Jahrestags des Zweiten Weltkriegsendes statt.
Die Dreharbeiten fanden zwischen Oktober 2014 und April 2015 an Drehorten wie München, Wels und Linz statt. Produziert wurde das Werk von der Enigma Film, in Zusammenarbeit mit der Provinz-Film International und Mixtvision. Beteiligt waren auch Arte, der Bayerische und der Österreichische Rundfunk. Elisabeth Escher selbst war als Komparsin in einer Szene in der Kirche St. Severin in Linz zu sehen.
Der Film erhielt bedeutende Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Filmpreis 2015 für die Filmmusik von Gert Wilden junior und den Golden Goblet Award beim Shanghai International Film Festival 2016 für das beste Drehbuch. Mit einer Laufzeit von 120 Minuten und einer Altersfreigabe ab 12 Jahren überzeugt das Drama durch seine starke Erzählung und eindrucksvolle Besetzung.
Handlung & Inhalt vom Film „Hannas schlafende Hunde“
Johanna Berger, ein katholisches Mädchen aus Wels in Oberösterreich, lebt Ende der 1960er-Jahre mit ihrer Familie in einer konservativen Umgebung. Ihre Mutter Katharina und ihr Vater Franz legen großen Wert auf Bescheidenheit und Anpassung. Hanna liebt es zu singen, doch ihre Eltern schränken sie stark ein und verwehren ihr vieles, was Freude bringt. Regelmäßige Kirchgänge und Zurückhaltung sind Teil des streng gelebten Alltags. Hanna wird früh gelehrt, nicht aufzufallen. Trotz dieser strengen Erziehung spürt sie, dass ein Familiengeheimnis existiert, das ihr niemand offenbaren möchte.
Hanna beginnt, gezielt nachzuforschen, und stößt auf die Wahrheit über ihre Herkunft. Sie erfährt, dass sie jüdischer Abstammung ist, was lange vor ihr geheim gehalten wurde. Diese Entdeckung wirft Fragen auf, warum ihre Familie diese Tatsache versteckt. Die junge Hanna sucht Trost und Antworten bei ihrer blinden Großmutter Ruth. Ruth enthüllt schmerzhafte Erinnerungen an die Kriegszeit und erzählt von der grausamen Ablehnung, die sie damals erleben musste. Sie verlor ihr Augenlicht, nachdem ein Hausmeister ihr den Zugang zu einem Luftschutzkeller verweigerte.
Die Rolle der Großmutter im Aufbruch
Hanna versteht langsam die tief verwurzelten Ängste ihrer Mutter, die versuchen, in einer Gesellschaft zu überleben, die noch von alten Ideologien geprägt ist. Der Nationalsozialismus hat auch zwei Jahrzehnte nach Kriegsende Spuren hinterlassen, und viele Ortsbewohner bewahren verheimlichte Schuld und verkrustete Vorurteile. Doch Hanna weigert sich, sich diesen Ängsten zu beugen. Sie möchte ihre jüdische Identität nicht länger verleugnen. Unterstützt von Ruth, entwickelt Hanna den Mut, sich gegen die gesellschaftliche Verlogenheit zu stellen.
Gemeinsam mit ihrer Großmutter deckt Hanna die Scheinheiligkeit und versteckten Unwahrheiten ihrer Umgebung auf. Sie zeigt, wie die Fassade der Nachkriegsnormalität bröckelt, sobald jemand beginnt, schlafende Hunde zu wecken. Ihre Familie durchbricht schrittweise die Fesseln der Vergangenheit und beginnt, sich der Wahrheit zu stellen. Der Film verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich gegen Angst und Unterdrückung zu wehren, um persönliche Freiheit und Gerechtigkeit zu erlangen.
Fazit & Kritiken zum Film „Hannas schlafende Hunde“
„Hannas schlafende Hunde“ zeigt die Nachwirkungen des Nationalsozialismus im Österreich der 1960er-Jahre. Regisseur Andreas Gruber erzählt die Geschichte der neunjährigen Hanna, die ihre jüdische Identität entdeckt. Die Darstellung der anhaltenden antisemitischen Vorurteile in der Gesellschaft wirkt authentisch. Allerdings erscheinen einige Charaktere überzeichnet, was die Glaubwürdigkeit beeinträchtigt.
Die schauspielerischen Leistungen überzeugen größtenteils. Besonders Hannelore Elsner als blinde Großmutter Ruth verleiht ihrer Rolle Tiefe. Nike Seitz verkörpert die neugierige Hanna mit natürlicher Präsenz. Dennoch wirken manche Szenen durch übermäßige Symbolik überladen. Dies mindert die emotionale Wirkung der Erzählung.
Die filmische Umsetzung besticht durch detailgetreue Ausstattung und stimmige Atmosphäre. Die Inszenierung der dörflichen Enge und des gesellschaftlichen Drucks gelingt eindrucksvoll. Trotzdem fehlt es dem Film an subtiler Tiefe. Die überdeutliche Darstellung von Konflikten lässt wenig Raum für Nuancen. Insgesamt bleibt „Hannas schlafende Hunde“ ein sehenswertes Drama.