Rubinrot

Deutsche Jugendliteratur hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, besonders im Fantasy-Segment. Nach dem internationalen Erfolg von Stephenie Meyers Vampir-Saga suchten Verlage und Produzenten nach heimischen Alternativen, die ähnliche Begeisterung auslösen könnten. „Rubinrot“ von Felix Fuchssteiner greift diese Marktlücke auf und adaptiert Kerstin Giers Bestseller-Trilogie für die deutsche Leinwand. Der Film verbindet Zeitreise-Fantasy mit Coming-of-Age-Elementen und richtet sich primär an ein weibliches Teenagerpublikum.

Rubinrot
Dauer: 122 Min.
FSK: 12 (DE)
Jahr: 2013
Kategorien: Fantasy, Komödie, Romantik
Regie: Felix Fuchssteiner
Produzenten: Tom Blieninger, Philipp Budweg, Felix Fuchssteiner, Markus Zimmer, Katharina Schöde, Hans W. Geißendörfer, Robert Marciniak
Hauptdarsteller: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Laura Berlin
Nebendarsteller: Uwe Kockisch, Josefine Preuß, Florian Bartholomäi, Katharina Thalbach
Studio: Bayerischer Banken-Fonds, Lieblingsfilm, mem-film, Geißendörfer Film-und Fernsehproduktion, RTL, Tele München

Die Geschichte folgt der 16-jährigen Gwendolyn Shepherd, die unverhofft die Fähigkeit zur Zeitreise erbt. Während ihre Familie davon ausging, dass ihre Cousine Charlotte diese besondere Gabe besitzen würde, muss Gwen nun deren Platz in einer geheimen Loge einnehmen. Gemeinsam mit dem arroganten Gideon de Villiers soll sie durch verschiedene Epochen reisen und das Blut aller Zeitreisenden sammeln. Dabei stößt sie auf eine Verschwörung, die ihre Familie seit Generationen beschäftigt. Zwischen gefährlichen Missionen in die Vergangenheit und der wachsenden Anziehung zu Gideon muss Gwen ihre neue Rolle finden und lernen, ihren Instinkten zu vertrauen.

Besetzung, Regie und Drehorte

Rubinrot“ ist eine deutsche Produktion aus dem Jahr 2013 mit einer Laufzeit von 122 Minuten. Der Film erhielt eine Altersfreigabe ab 12 Jahren und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Kerstin Gier. Felix Fuchssteiner führte Regie, während Katharina Schöde das Drehbuch verfasste. Die Produktion übernahmen Katharina Schöde, Philipp Budweg, Robert Marciniak und Markus Zimmer. Der Film entstand als Gemeinschaftsproduktion von Concorde Filmverleih und Tele München Fernseh Produktionsgesellschaft.

Maria Ehrich verkörpert die Hauptfigur Gwendolyn Shepherd, während Jannis Niewöhner ihren Partner Gideon de Villiers spielt. Laura Berlin gibt Charlotte Montrose, Jennifer Lotsi deren beste Freundin Leslie Hay. Zu den erfahrenen Darstellern gehören Veronica Ferres als Grace Shepherd, Josefine Preuß als Lucy Montrose und Axel Milberg als Lucas Montrose. Die Kameraarbeit übernahm Sonja Rom, für den Schnitt zeichnete Wolfgang Weigl verantwortlich. Philipp F. Kölmel komponierte die Filmmusik, die von der Staatskapelle Weimar eingespielt wurde.

Die Dreharbeiten fanden zwischen Februar und April 2012 statt und erstreckten sich über 42 Drehtage. Als Schauplätze dienten deutsche Städte wie Mühlhausen, Eisenach, Weimar, Köln, Aachen, Jülich, Coburg und Bayreuth sowie London. Alle Aufnahmen entstanden an Originalschauplätzen ohne Studioarbeit. Der Soundtrack erschien im März 2013 bei Sony Classical und enthält sowohl orchestrale Kompositionen als auch Popsongs von Sofi de la Torre. Die Weltpremiere fand am 5. März 2013 in München statt, der deutsche Kinostart erfolgte am 14. März 2013.

Handlung & Inhalt vom Film „Rubinrot“

Die 16-jährige Gwendolyn Shepherd lebt mit ihrer Familie in London und steht ständig im Schatten ihrer gleichaltrigen Cousine Charlotte. Charlotte gilt als Auserwählte der Familie, da sie angeblich ein besonderes Gen geerbt hat, das Zeitreisen ermöglicht. Während Charlotte auf ihre mysteriöse Bestimmung vorbereitet wird, führt Gwen ein normales Teenagerleben und ist froh, nicht im Mittelpunkt der familiären Geheimnisse zu stehen. Ihre einzige Vertraute ist ihre beste Freundin Leslie, während Großtante Maddy mit ihren okkulten Theorien für zusätzliche Verwirrung sorgt. An Gwens 16. Geburtstag erleidet Charlotte plötzlich Schwindelanfälle, was die Familie in Aufruhr versetzt.

Kurz darauf erlebt Gwen selbst einen Schwindelanfall und findet sich unvermittelt in der Vergangenheit wieder. Nach diesem ersten unkontrollierten Zeitsprung vertraut sie sich Leslie an, die schnell erkennt, dass nicht Charlotte, sondern Gwen das Zeitreise-Gen besitzt. Nach weiteren spontanen Zeitreisen wendet sich Gwen schließlich an ihre Mutter Grace, die sie zum Hauptquartier der geheimen Loge bringt. Dort trifft sie auf eine Gemeinschaft von Wächtern, die seit Generationen die Zeitreisenden überwachen und koordinieren. Die Loge steht unter der Führung von Falk de Villiers und hütet einen mysteriösen Chronographen, der kontrollierte Zeitreisen ermöglicht.

Erste Missionen und Misstrauen

Gwens Ankunft löst Misstrauen und Skepsis aus, da ihre Familie vor sechzehn Jahren bereits Probleme bereitet hatte. Ihre Tante hält Gwens Behauptungen für Aufmerksamkeitsheischerei, während die Loge eine Verschwörung befürchtet. Besonders Gideon de Villiers, der männliche Zeitreisende ihrer Generation, zeigt sich unkooperativ und kritisiert Gwens mangelnde Vorbereitung. Nur Mr. George und Madame Rossini begegnen ihr freundlich und unterstützend. Als Gwens Fähigkeiten bestätigt werden, erfährt sie, dass sie der letzte der zwölf Zeitreisenden ist – der sogenannte Rubin. Ihre Aufgabe besteht darin, gemeinsam mit Gideon in die Vergangenheit zu reisen und Blutproben aller bisherigen Genträger zu sammeln.

Die ersten gemeinsamen Missionen verlaufen problematisch, da eine frühere Zeitreisende nur in Gwens Anwesenheit kooperieren will. Bei einem Besuch im Jahr 1912 treffen sie auf Lucy und Paul, zwei flüchtige Zeitreisende, die Gwen vor einer düsteren Prophezeiung warnen wollen. Gideon hält dies für einen Hinterhalt und kann mit Gwen fliehen, doch zurück in der Gegenwart glaubt nur Gwen an die Aufrichtigkeit der beiden. Die Loge sieht darin eine Bedrohung durch die florentinische Allianz, eine jahrhundertealte Gegenorganisation. Ein Treffen mit dem Grafen von Saint Germain im Jahr 1782 bringt keine Klarheit, sondern verstärkt Gwens Zweifel an den Motiven der Loge.

Die Geheimschrift

Gemeinsam mit Gideon, der ebenfalls Fragen entwickelt, schleicht sich Gwen nachts in die Archive der Loge ein. Mit Mr. Georges Hilfe reisen sie ins Jahr 1942, wo sie eine Geheimschrift über den Raben entdecken – eine Prophezeiung, die Gwens Tod als notwendig bezeichnet. Bei der Flucht wird Gideon gefasst, während Gwen aus der Kuppel des Observatoriums stürzt und bewusstlos im Schnee liegen bleibt. Ein geheimnisvoller kleiner Junge rettet ihr das Leben, indem er sie an einen Schlüssel erinnert, mit dem sie ins Gebäude gelangen kann. Zurück in der Gegenwart versucht Falk de Villiers, ihre medizinische Behandlung zu verhindern, doch Gideon widersetzt sich und rettet Gwen. Beim abschließenden Schulball erkennt Gwen, dass der kleine Junge der verstorbene Bruder ihres Großvaters war, und schlussfolgert, dass ihre Fähigkeit, Geister zu sehen, die gesuchte „Magie des Raben“ sein könnte.

Filmkritik und Fazit zum Film „Rubinrot“

Felix Fuchssteiners Inszenierung von „Rubinrot“ bewegt sich souverän zwischen den Anforderungen einer Buchverfilmung und eigenständiger Filmsprache. Maria Ehrich verkörpert Gwendolyn mit natürlicher Authentizität und vermeidet dabei die Fallen einer überzeichneten Teenagerdarstellung. Jannis Niewöhner gelingt es, Gideons Wandlung vom arroganten Schnösel zum verständnisvollen Partner glaubwürdig zu entwickeln, auch wenn die Geschwindigkeit dieser Transformation dramaturgisch etwas forciert wirkt. Die Nebenrollen, besonders Jennifer Lotsi als loyale Freundin Leslie, fügen sich organisch in das Figurengefüge ein. Sonja Roms Kameraarbeit nutzt die historischen Schauplätze geschickt aus und schafft eine visuelle Brücke zwischen den verschiedenen Zeitepochen. Die Kostüme und das Szenenbild überzeugen durch Detailreichtum, ohne dabei in museale Sterilität zu verfallen.

Die Zeitreise-Sequenzen entwickeln einen eigenen visuellen Rhythmus, der auf spektakuläre Effekte verzichtet und stattdessen auf atmosphärische Dichte setzt. Besonders die Kutschenverfolgung im Hyde Park und die nächtliche Flucht aus dem Observatorium zeigen Fuchssteiners Gespür für klassische Abenteuerinszenierung. Philipp F. Kölmels Musik balanciert geschickt zwischen orchestraler Größe und intimeren Momenten, wobei die Integration der Popsongs von Sofi de la Torre nicht immer nahtlos gelingt. Das Tempo des Films schwankt zwischen effektiven Spannungsbögen und längeren expositiven Passagen, die der komplexen Mythologie geschuldet sind. Die Genre-Einbettung zwischen Fantasy-Abenteuer und romantischer Komödie funktioniert größtenteils, auch wenn die verschiedenen Tonlagen gelegentlich konkurrieren.

„Rubinrot“ etabliert erfolgreich eine eigenständige deutsche Fantasy-Welt, die sich nicht hinter internationalen Vorbildern verstecken muss. Der Film profitiert von seiner Konzentration auf Charakterentwicklung statt auf Effektfeuerwerk und findet einen angemessenen Ton zwischen Humor und Ernst. Während einige narrative Wendungen vorhersehbar bleiben und die romantische Komponente zuweilen schematisch wirkt, gelingt es Fuchssteiner, eine kohärente Filmwelt zu schaffen, die Lust auf die angekündigten Fortsetzungen macht. Die Stärken des Film liegen in der liebevollen Ausstattung, den überzeugenden Hauptdarstellern und einer Inszenierung, die ihre literarische Vorlage respektiert, ohne dabei filmische Eigenständigkeit zu opfern. „Rubinrot“ beweist, dass deutsche Jugendfilme durchaus das Zeug haben, internationale Standards zu erreichen, auch wenn noch Raum für dramaturgische Verfeinerungen bleibt.

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