Marvin
Marvin ist ein Sohn, den sich keine Eltern wünschen. Er liebt Pommes und mag keine Gurken. Der Fernseher läuft ständig, sodass seine Eltern wenig mit ihm anfangen können. Er ist der mittlere Sohn der Familie. Der Vater bezichtigt ihn, ein Nichtsnutz zu sein. Seine Mutter resigniert offen ihm gegenüber. Marvin ist im Drama ein Außenseiter. Die Verfilmung lief das erste Mal am 4. Juli 2018 in den deutschen Kinos. Die Premiere des französischen Films erfolgte 2017 in Venedig. Dort erhielt er den Queer-Lion-Preis. Marvins Geschichte wurde als Aus- und Aufbruchsdrama gespielt und beschreibt einen Jugendlichen, der nie erwachsen wird.
Dauer: | 113 Min. |
---|---|
FSK: | ab 12 Jahren |
Jahr: | 2018 |
Regie: | Anne Fontaine |
Produzenten: | Philippe Carcassonne, Pierre-Alexandre Schwab, Jean-Louis Livi |
Hauptdarsteller: | Finnegan Oldfield, Grégory Gadebois, Vincent Macaigne |
Nebendarsteller: | Anne Fontaine, Catherine Mouchet, Isabelle Huppert |
Studio: | Salzgeber & Co. Medien GmbH |
Sprachen: | Deutsch, Français |
Besetzung, Regie und Drehorte
Anne Fontaine ist eine renommierte Regisseurin, die in ihrem neuen Film sensibel, und mit einer guten Auswahl des Casts, über das erzählt Coming-out aus einem Arbeitermilieu berichtet. Das Drama läuft über eine Länge von 115 Minuten. Sie selbst und Pierre Trividic schrieben an dem Drehbuch für „Marvin„. Fontaine produzierte bereits ernste, lächerlich sowie raffiniert unterhaltsame Filme. Schon seit den 1990er Jahren ist der Name in der Filmbranche etabliert. Dabei arbeitete sie als Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin. Mit einer halbkommerziellen Ader kann sie als eine abwechslungsreiche Filmemacherin beschrieben werden.
Yves Angelo führte die Kamera und zeigt folgende Darsteller: Der junge Marvin „Bijou“ bekommt ein Leben durch Jules Porier. Im Laufe des Films wird Marvin älter und wird von Finnegan Oldfield dargestellt. Sein alkoholkranker Vater wird durch Gregory Gadebois gespielt. Der Star Isabelle Huppert zeigt sich in der eigenen Person. Dazu kommen noch Catherine Mouchet und Catherine Salée. Einzelne Szenen wurden durch Annette Dutertre geschnitten und zum fließenden Film verarbeitet.
Handlung & Inhalt vom Film „Marvin“
Ein homosexueller Junge, der sich aus prekären Familienverhältnissen befreit. Marvins Gesichtszüge haben was Zartes und Weichliches an sich. Er ist zwölf Jahre alt und recht hübsch. Sein Blick hängt oft irgendwo am Horizont fest. Das Innere gibt Marvin ungern preis. Bereits als Kind lernte er so einiges: Menschen, die ihm eine bestimmte Identität aufzwingen. Mitschüler, die ihn drangsalieren und Schwuchtel nennen. Nicht nur einmal wird er mit einem Lippenstift beschmiert und angespuckt. Zu Hause findet der umhergestoßene Junge keine Unterstützung und ist vielen Schikanen seines Vaters ausgeliefert. Der Vater ist Marokkaner und diese Kultur ist sehr eigen.
Marvins Träume beziehen sich auf die Welt nach der Schule. Sein Wunsch ist es, zum Theater zu gehen und aus der heimatlichen homophoben Provinz auszubrechen. Er möchte nach Paris. Diese Idee erhielt er von seiner Schulleiterin Madame Clément. Sie ist eine der wenigen Menschen, in seinem Umfeld, die ihm etwas zu trauen. Sie möchte ihn fördern. Marvin erlebt seine Kindheit innerhalb schäbiger vier Wände, im ostfranzösischen Hinterland. Es herrscht ein asozialer Umgangston in der Gegend.
Der einzige Lichtblick sind ein paar Stunden im Hallenbad. Dort kann er ungestraft auf die attraktiven Körper älterer Jungs starren. Erst kürzlich sammelte Marvin erste Petting-Erfahrungen mit einer Schulkameradin. Aber in Wirklichkeit hängt sein Herz an der homosexuellen Männerwelt. Diese Tatsache gefällt seinem trinkenden Vater überhaupt nicht. Dieser behauptet, es wäre eine Art Geisteskrankheit, die völlig abnormal ist. Ziemlich oft hält Marvin als Punchingball für den Frust seines Vaters her. Immer trifft er ihn zu Hause an. Am liebsten geht der Mann gar nicht arbeiten und sitzt mit Unterhose zu Hause, in Reichweite zahlreiche Schnapsflaschen. Durch Armut und Alkohol werden die sozialen Probleme nicht besser. In dem Dorf kann Marvin nicht glücklich werden. Schon gar nicht als er sich als schwul outet.
Zeitsprung: Marvin entflieht dem konservativen Umfeld und dem kaputten Elternhaus mit einem Internat in Paris. In Paris angekommen lernt Marvin die ruhmreiche Theaterbohème der Metropole kennen, mit neuer Identität als Martin Clément. Ganz nebenbei präsentiert der Film den neuen Liebhaber Roland. Dieser ist deutlich älter und vermögend. Nun möchte Marvin seine traumatische Kindheit verarbeiten. Roland führt ihn in die Pariser Oberklasse ein. Auf einer Party, die sein Sugar-Daddy veranstaltet, lernt er hohe Persönlichkeiten kennen. Der Kontrast zwischen den bürgerlichen Höflichkeiten und dem harten Leben in der Kleinstadt kommt ganz deutlich raus. Während eines Tanztheaterstückes lernt er die vielleicht größte französische Schauspielerin kennen, Isabelle Huppert. Das Leben entspricht allerdings nicht seinen Träumen. Wo genau gehört er hin?
Fazit & Kritiken zum Film „Marvin“
Isabelle Huppert taucht nur kurz im Film „Marvin“ auf. Aber sehr gelungen und selbstironisch. Die gute Fee des Pariser Theaters. Am Ende zelebriert Lisa Gerrard mit Sanvean ihre wundersame ätherische Gesangskunst. Dabei schwebt der Zuschauer in höheren Sphären. Fontaine erschuf das Drama nicht chronologisch. Die Kindheitserlebnisse und die spätere Entwicklung sind kunstvoll verwoben. So entsteht für den Zuschauer im Film eine klare Befreiung aus den prekären Verhältnissen. Die Geschichte zeigt, es ist möglich aus unerwünschten familiären Verhältnissen zu entkommen.
Oftmals ist die Milieuschilderung oder das Coming-out-Drama erschütternd brutal. An anderen Stellen wirkt es zärtlich und liebevoll. Problematisch sind die frühen Darstellungen der Familie. Sie grenzen sehr stark an eine Karikatur, als würde eine französische Version von „The Beverly Hillbillies“ laufen. „Marvin“ ist eine intensive Darbietung geworden, die sich an manchen Stellen etwas zieht. Die restliche Crew ist stark in der Ausstrahlung. Zum Beispiel Gadebois verwandelt Marvins Vater langsam in einen nuancierten Charakter. Französische Zuschauer werden, die unzähligen Stereotypen leichter nachempfinden können, denn der Film basiert auf der Vorlage des 24-jährigen literarischen Werkes „The End of Eddy„. Der autobiografische Roman über Edouard Louis ist kontrovers diskutiert.