Blancanieves

Blancanieves“ spielt in den 1920er Jahren und zeigt das Leben von Carmencita, der Tochter eines berühmten Stierkämpfers. Nach einem schweren Unfall ist ihr Vater Antonio Villalta gelähmt und heiratet die strenge Krankenschwester Encarna. Carmencita wächst in harter Umgebung auf und darf ihren Vater lange nicht sehen. Trotz der Verbote findet sie schließlich zu ihm und er bringt ihr den Stierkampf bei. Doch Encarna duldet ihre Anwesenheit nicht und sorgt dafür, dass das Mädchen aus ihrem Zuhause verschwindet. Ein dramatisches Ereignis ändert Carmencitas Leben und lässt sie ohne Erinnerung in einer völlig neuen Umgebung erwachen.

Dauer: 104 Min.
FSK: PG-13 (US)
Jahr: 2012
Kategorien: Drama
Regie: Pablo Berger
Produzenten: Ibon Cormenzana, Pablo Berger, Jérôme Vidal, Rémi Burah, Michel Reilhac
Hauptdarsteller: Maribel Verdú, Macarena García, Daniel Giménez Cacho
Nebendarsteller: Ángela Molina, Inma Cuesta, Sofía Oria, Ramón Barea
Studio: Arcadia Motion Pictures, Noodles Production, uFilm, Nix Films, Kraken Films, The, Sisifo Films AIE, ARTE France Cinéma, Mama Films

Die reisende Truppe der „Los Enanitos Toreros“ nimmt Carmencita auf, gibt ihr den Namen Blancanieves und erkennt schnell ihr Talent. Ihr Weg führt sie zurück in die Arena, wo sich ihre Vergangenheit wieder einholt. Während das Publikum von ihrer Darbietung begeistert ist, verfolgt Encarna aus der Ferne ihre Auftritte. Die Stiefmutter hat noch nicht aufgegeben und schmiedet einen weiteren Plan. Wird Carmencita ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können?

Besetzung, Regie und Drehorte

Pablo Berger führte 2012 bei „Blancanieves“ Regie und schrieb das Drehbuch. Der Film, ein modernes Stummfilm-Drama in Schwarzweiß, basiert lose auf „Schneewittchen“. In der Hauptrolle spielt Macarena García die erwachsene Carmen, während Sofía Oria ihre Kindheit darstellt. Daniel Giménez Cacho verkörpert Antonio Villalta, Maribel Verdú spielt die böse Stiefmutter Encarna. Die Besetzung umfasst zudem Emilio Gavira als Jesusín, Sergio Dorado als Rafita, Jinson Añazco als Juanín, Alberto Martínez als Josefa, Michal Lagosz als Manolín und Jimmy Muñoz als Victorino. Die Filmmusik komponierte Alfonso de Vilallonga, Kiko de la Rica übernahm die Kameraarbeit, während Fernando Franco den Schnitt verantwortete. „Blancanieves“ feierte am 8. September 2012 auf dem Toronto International Film Festival Premiere und startete am 28. November 2013 in deutschen Kinos.

Die Dreharbeiten fanden in Sevilla, Barcelona, Madrid und der Stierkampfarena in Aranjuez statt. Paco Delgado entwarf die Kostüme, Alain Bainée gestaltete die Filmbauten. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zehn Goyas, einen Europäischen Filmpreis für das Beste Kostümbild und den Cine Latino Award. Macarena García gewann die Silberne Muschel als Beste Schauspielerin, während Pablo Berger den Spezialpreis der Jury in San Sebastián erhielt. Zudem war „Blancanieves“ Spaniens offizieller Beitrag für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film 2013, wurde jedoch nicht nominiert.

Handlung & Inhalt vom Film „Blancanieves“

In den 1920er Jahren in Andalusien erleidet der gefeierte Matador Antonio Villalta eine schwere Verletzung in der Arena, die ihn an den Rollstuhl fesselt. Seine Frau Carmen de Triana stirbt bei der Geburt ihrer Tochter Carmencita. Antonio heiratet später seine Krankenschwester Encarna, die sich als grausame Stiefmutter entpuppt. Carmencita wächst zunächst bei ihrer Großmutter auf, bis diese während ihrer Kommunionsfeier stirbt. Anschließend zieht sie zu ihrem Vater und Encarna, die sie jedoch schlecht behandelt und als Dienstmagd einsetzt. Trotz des Verbots entwickelt Carmencita eine heimliche Beziehung zu ihrem Vater, der ihr die Kunst des Stierkampfs näherbringt.

Mit der Zeit wird Encarna immer feindseliger gegenüber Carmencita. Sie plant, sie loszuwerden, und beauftragt ihren Liebhaber Genaro Bilbao, das Mädchen zu töten. Genaro versucht, Carmencita zu erdrosseln und ertränkt sie schließlich in einem See. Dort findet sie der kleinwüchsige Rafita, Mitglied einer reisenden Truppe von Stierkämpfer-Zwergen namens „Los Enanitos Toreros“. Er belebt sie wieder, doch Carmencita hat ihr Gedächtnis verloren. Die Zwerge nehmen sie auf und nennen sie „Blancanieves“ aufgrund ihrer blassen Haut. Allmählich entdeckt sie ihr Talent für den Stierkampf, das ihr Vater ihr einst vermittelte.

Die vergiftete Gabe der Stiefmutter

Blancanieves schließt sich der Truppe an und wird bald zum Star ihrer Aufführungen. Ihre beeindruckenden Fähigkeiten im Stierkampf ziehen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Die Gruppe tourt durch Spanien und erhält schließlich einen Vertrag für einen Auftritt in der renommierten Arena La Colosal in Sevilla. Blancanieves ahnt nicht, dass sie sich vertraglich auf Lebenszeit verpflichtet hat, da sie des Lesens unkundig ist. Währenddessen lebt Encarna in Luxus und erfährt aus der Zeitung von Blancanieves‘ Erfolg. Sie erkennt in ihr Carmencita und beschließt, sie endgültig zu beseitigen.

Am Tag des großen Auftritts in Sevilla tauscht der eifersüchtige Jesusín, ein Mitglied der Zwergentruppe, das für den Kampf vorgesehene Kalb gegen einen echten Stier aus. Kurz vor dem Kampf trifft Blancanieves auf den ehemaligen Manager ihres Vaters, der sie als dessen Tochter erkennt. Während des Kampfes kehren ihre Erinnerungen zurück, und sie zeigt eine beeindruckende Leistung in der Arena. Das Publikum ist begeistert und begnadigt den Stier, eine seltene Ehre. Nach dem Kampf überreicht Encarna, verkleidet und unerkannt, Blancanieves einen vergifteten Apfel. Nach dem ersten Bissen bricht sie zusammen und wird für tot gehalten.

Blancanieves‘ leblose Gestalt wird in einem gläsernen Sarg zur Schau gestellt, und Besucher zahlen, um sie zu küssen in der Hoffnung, sie zu erwecken. Rafita, der sie liebt, beobachtet dies täglich mit Schmerz. Eines Tages, nach einem Kuss, rinnt eine Träne aus ihrem Auge, doch sie bleibt regungslos. Der Film endet mit Rafita, der neben ihr liegt, sie zärtlich küsst und schließlich einschläft, während eine Träne über ihr Gesicht läuft.

Fazit & Kritiken zum Film „Blancanieves“

Pablo Bergers „Blancanieves“ beeindruckt als stummer Schwarzweißfilm, der das Märchen von Schneewittchen in das Andalusien der 1920er-Jahre verlegt. Die Entscheidung, den Film ohne Dialoge zu gestalten, erinnert an die Ära des frühen Kinos und verleiht der Erzählung eine zeitlose Qualität. Die visuelle Ästhetik, kombiniert mit einer fesselnden musikalischen Untermalung, schafft eine dichte Atmosphäre, die den Zuschauer in ihren Bann zieht.

Die Darstellerleistungen sind herausragend: Macarena García verkörpert die erwachsene Carmen mit beeindruckender Präsenz, während Maribel Verdú als böse Stiefmutter Encarna eine bedrohliche Intensität ausstrahlt. Die Chemie zwischen den Schauspielern trägt maßgeblich zur emotionalen Tiefe des Films bei. Die narrative Struktur, die traditionelle Märchenelemente mit spanischer Folklore und Kultur verwebt, bietet eine frische Perspektive auf eine bekannte Geschichte.

Einige Kritiker könnten anmerken, dass der Film gelegentlich in Klischees über spanische Kultur verfällt. Dennoch überwiegt die kreative Umsetzung und die künstlerische Vision des Regisseurs. „Blancanieves“ ist ein mutiges filmisches Experiment, das traditionelle Erzählweisen hinterfragt und gleichzeitig eine Hommage an das klassische Kino darstellt. Für Liebhaber des europäischen Arthouse-Kinos und für jene, die innovative Neuinterpretationen klassischer Geschichten schätzen, ist dieser Film eine klare Empfehlung.

X